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Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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hatte, er hatte sein Werk längst vollbracht.
    Flüchtig wie ein Gespenst schimmerte der Springbrunnen mit dem Ritter und dem Oger auf, für alle Ewigkeiten im Kampf verkeilt. Geschwind flogen die Statuen der Götter an mir vorbei. Ihre Gesichter und Figuren verschmolzen zu einem einzigen Fleck. Der Pfad schlängelte sich nach links, aber ich flitzte geradeaus weiter, mitten über die Beete, und zertrat die blassblauen Blumen mit den traurig abgeknickten Blüten. Weiter, nur weiter! Das Dunkel des Bogengangs saugte mich auf, nur um mich sogleich auf der anderen Seite wieder auszuspucken. Ich erstürmte die Wohnanlagen förmlich und angelte mir dabei die Armbrust vom Rücken. Schweiß rann mir in die Augen und hinderte mich, ordentlich zu zielen. Die Tür zu Fors Gemächern…
    Zu spät. Jemand hatte sie einfach aus den Angeln gehebelt. Sie lag auf dem Fußboden, in mehrere Teile zerhackt. Ich stürzte ins Zimmer, ein Fehler, gewiss, noch dazu einer, wie er dümmer nicht sein konnte, aber ich vermochte einfach nicht mehr klar zu denken.
    Ich wurde von gezückten Waffen empfangen. Ein Dutzend Schwerter und ein paar Lanzen hätten mich bestimmt durchbohrt, wenn ich nicht scharf abgebremst hätte. Und wenn da nicht Fors Aufschrei gewesen wäre: »Halt! Das ist einer von uns!«
    Niemand rührte sich. Jetzt erkannte ich auch, dass es die guten Priester Sagoths waren, die mich bedrohten. Sie wirkten nicht gerade freundlich, aber ich durfte getrost davon ausgehen, dass es dafür triftige Gründe gab. Gründe in Form von fünf Toten, die auf dem Boden lagen. Die Schwerter der Toten lagen ebenfalls auf dem Boden. Ihre Kleidung ließ keineswegs auf Priester schließen. So zogen sich nur diejenigen an, die zur Gilde der Mörder zählten.
    »For, bist du wohlauf?«, fragte ich.
    »Unkraut vergeht nicht«, knurrte mein Lehrer.
    Sah man von dem blauen Auge, das sich recht gut mit dem meinen vergleichen ließ, und von dem zerrissenen Kapuzenumhang – seinem Umhang für Feierlichkeiten, soweit ich es erkennen konnte – ab, war For in der Tat gesund und munter.
    »Bruder Oligo, bring diese … Kreaturen fort!«
    »Selbstverständlich, Meister For«, antwortete ein bärtiger Priester. »Unter den Apfelbäumen gibt es noch genug Platz.«
    Wie viele Tote, die den ruhmreichen Priestern nach dem Leben getrachtet hatten, wohl schon im Garten unter den alten Apfelbäumen begraben lagen? Eine erkleckliche Zahl vermutlich.
    »Der Wache macht ihr natürlich keine Meldung?«, fragte ich die Priester, die die Leichen forttrugen, vorsichtshalber.
    Sie befanden die Frage nicht einmal einer Antwort für würdig. Nur der Priester, der das Blut aufwischte, schnaubte, damit seine Meinung über jenen Fehler der Götter bekundend, der sich Wache nannte.
    »Ich muss mit dir reden«, sagte For mit Grabesstimme.
    »Gut.« Seinem Ton entnahm ich, dass er das unter vier Augen tun wollte. »Was ist hier vorgefallen?«, fragte ich deshalb zunächst.
    »Was vorgefallen ist? Nichts von Bedeutung. Ich bin vom Konklave der Hände zurückgekehrt, in der festen Absicht, endlich etwas zu mir zu nehmen und dich dabei noch über einige Dinge zu befragen, die sich in unserer hektischen Welt ereignen, und da … Kurz und gut, mein teurer Schüler, ich hatte gesehen, dass meine Tür auf höchst widerwärtige Weise zerlegt worden war und in den Zimmern jene – von dir gerade eben in Augenschein genommenen – Toten in der Arbeitskleidung der Gilde der Mörder allerlei Unfug trieben. Und hätten sie nur Unfug getrieben, so hätte ich ihnen ja noch verziehen, den Sündern! Aber nein! Sie durchwühlten alles und steckten ihre Nase in Sachen, die sie nichts angingen. Das hat mich natürlich aufgebracht … Daraufhin haben diese Burschen nach ihren Waffen gegriffen und wollten mich doch allen Ernstes ermorden! Glücklicherweise hatte ich dieses kleine Ding hier mit zum Konklave genommen, sodass ich mir die Kerle vom Hals halten konnte, bis Verstärkung eintraf.«
    For nickte beiläufig in Richtung Tisch, auf dem eine schwere Ritualskeule lag. So wie die aussah, dürfte manch Schädel gewaltig gelitten haben.
    Unterdessen hatte der Priester endlich seine Putztätigkeit beendet und uns, in einer Hand den Eimer, in der anderen den Lappen, allein gelassen. Die Priester Sagoths unterscheiden sich deutlich von anderen Priestern. Die Brüder in den grauen Kutten verstehen es nicht nur, zu den Göttern zu beten, sondern auch den Boden zu wischen oder professionelle Mörder

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