Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
Vom Netzwerk:
gezahnter Pfeil, so was kannst du nicht mehr rausziehen. Besser, er bleibt drin stecken. Ich treffe auch damit jeden von diesen Kerlen!«
    »Hauptsache, man nimmt dir das Bein nicht ab«, sagte Hargan.
    »Dafür bleibt gar keine Zeit.« Bleedhurt spie aus und sah Hargan in die Augen. »Oder glaubst du etwa, dass die endgültig abgezogen sind? Das war nur die Vorhut der Orkarmee. Die Hauptstreitmacht ist noch gar nicht eingetroffen. Die wollten uns im Handumdrehen erledigen, und das hat nicht geklappt. Die hatten auch gar keinen Schamanen dabei, sonst hätte die Zauberin nicht so zuschlagen können. Aber wenn die Blutigen Beile kommen oder die Gruuner Ohrabschneider, dann werden sie uns wie Körner zermalmen. Gegen diese Klane werden wir nicht eine Stunde standhalten. Ist mir lieber, die säbeln mir gleich den Kopf ab – nicht erst das Bein, und am Ende doch noch den Schädel.«
    »Du musst es ja wissen.« Auch Hargan war klar, dass sie gegen die geschlossenen Streitkräfte der Orks nichts auszurichten vermochten.
    Bisher hatten sie nur dank Sienas Hilfe überlebt.
    »Wie geht es unserer Zauberin eigentlich?«, fragte Hargan.
    »Gut«, antwortete Siena.
    Wie immer hatte sie sich unbemerkt genähert. Es ging ihr wirklich gut. Sie konnte sogar auf die Hilfe ihrer Leibgarde verzichten. Hargan bemerkte mit einem einzigen Blick, dass von dem Dutzend Soldaten nur sechs überlebt hatten. Der junge Grenzreicher trug einen Verband um den Kopf, der bereits blutgetränkt war.
    »Es freut mich, dass Ihr wohlauf seid. Vielen Dank für Eure Hilfe.«
    »Nicht mir gebührt Euer Dank«, gestand das Mädchen verlegen.
    »Nicht?« Hargan zog eine Augenbraue in die Höhe. »Wem dann?«
    »Also, er gebührt nicht mir allein, meine ich.« Die Zauberin wurde immer verlegener. »Das ist alles dem Amulett zu verdanken.«
    Hargan betrachtete den Silbertropfen.
    »Mein Lehrer hat es mir gegeben. Er hat gesagt, es würde mich gegen den Schamanismus der Orks schützen. Das Amulett macht ihn unwirksam, sofern er unmittelbar gegen mich gerichtet ist. Nun hat sich aber gezeigt, dass es auch in der Lage ist, meine Kräfte wiederherzustellen. Ich habe also versucht, es ein wenig anders einzusetzen, denn die Erschöpfung hätte mich beinahe umgebracht!«
    »Kommandant!« Klao kehrte zurück. »Kommandant, die Verluste …« Er stockte.
    »Weiter!«
    »Sechsundsiebzig Tote, zwanzig Leichtverletzte und sieben Schwerverletzte.«
    »Sag den Männern, sie sollen sich ausruhen, Klao. Bleedhurt, die Bogenschützen sollen sich auch ausruhen, der nächste Angriff kommt nicht so schnell.«
    »Hoffen wir’s.« Fuchs seufzte und zog die Handschuhe aus. »Wie sieht’s aus? Wettet jemand mit mir, dass wir den morgigen Tag überleben?«
    Niemand wollte sich auf diese Wette einlassen. Weshalb sollte man auf das Unmögliche setzen?
    »War das der sechste?« Fuchs setzte sich neben Hargan und sackte mit dem Rücken zurück gegen die halbzerstörte Palisade.
    »Was soll das heißen? Der sechste? Wir hatten schon acht Angriffe, als Nächstes kommt der neunte!«, grinste Hargan und spuckte Blut aus.
    Schmerz in der Brust und ständig Blut im Mund – die Folgen eines Hammerschlags gegen den Panzer.
    Über der erwachenden Welt lag das Dröhnen der Orktrommeln. In der Nacht hatten die Ersten die Menschen insgesamt achtmal angegriffen, dreimal hatten sie die Palisade durchbrechen können, ungeachtet des Pfeilhagels und der Tapferkeit der Soldaten, die ihr Letztes gaben. Jedes Mal waren die Orks zurückgeschlagen worden, aber die Hundeschwalben hatten immer größere Verluste hinnehmen müssen. Die Schlucht war schon zur Hälfte mit Leichen gefüllt, die Bogenschützen hatten nur noch je zwölf Pfeile – und deshalb die Pfeile der Orks einsammeln müssen.
    Hargan und seine Männer hatten das Unmögliche möglich gemacht, sie hatten den Feind fast vier Tage lang aufgehalten und der Armee Groks damit einen ungeheuren Vorsprung verschafft.
    Hargan ließ den Blick über die wenigen Überlebenden schweifen. Neununddreißig Mann, müde, blutend und verletzt.
    Klao war von ihnen gegangen, von einem einzelnen Pfeil der Orks getroffen, Bleedhurt war von ihnen gegangen, der junge Grenzreicher, der die Zauberin beschützt hatte. Auch die Magierin selbst war gestorben, nachdem sie den Schamanen der Orks getötet hatte. Daraufhin hatten die Orks sie regelrecht gejagt und schließlich Erfolg gehabt.
    Die Soldaten begruben die Zauberin in einem kleinen Grab und legten das Amulett auf

Weitere Kostenlose Bücher