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Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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an. »Außerdem habe ich deinetwegen schon wieder den Faden verloren! Dir erzähle ich nie wieder was!«
    »Kater und Egrassa sind uns nachgejagt …«, beeilte ich mich, ihm seinen Faden wieder zu reichen.
    »… aber nicht weit gekommen«, fuhr der Kobold fort. »Entweder war den beiden einer der Kerle entwischt oder der Elf hatte eben doch nicht alle getötet, jedenfalls konnte einer der Schamanen Alarm schlagen und den beiden wurde der Weg versperrt. Von vorn und von hinten. Von mehreren Einheiten, die förmlich aus dem Nichts aufgetaucht waren. Kater spürte, dass ganz in der Nähe der Lichtung, von der sie kamen, ein weiterer Schamanenzauber gewirkt wurde. Im Wald hatte sich also noch eine Gruppe von Schamanen versteckt gehalten, aber da die bisher nicht losgelegt hatten, waren sie Katers Witterung entgangen. Es waren Leute des Unaussprechlichen, die die beiden in die Zange nahmen. Kater und Egrassa mussten sich tief in den Wald schlagen, um den Verfolgern zu entkommen, deshalb hat es so lange gedauert, bis sie wieder zu uns stießen. Als die beiden irgendwann auf die Straße zurückkehrten, trafen sie auf Alistan und Aal. Das ist dann auch schon die ganze Geschichte.«
    »Halt mal! Das versteh ich nicht!«
    »Das geht nicht nur dir so!«, bekannte der Narr seufzend. »Alistan hat die ganze Nacht mit den Elfen gesprochen. Allem Anschein nach gibt es in Vagliostrien mehr Schamanen als Doralisser in den Steppen Ungawas. Das Gleiche gilt für die Helfershelfer des Unaussprechlichen. Und sie alle hecken irgendwas aus. Dazu kommen dann noch dein Herr mit seinem Geschmeiß und diese seltsamen Magier aus dem pestverseuchten Dorf. Wir werden gejagt, und man zaubert was gegen uns zusammen. Wenn Kater und Egrassa es nicht geschafft hätten, diese Schamanen aufzuhalten – dann gäbe es uns jetzt schon nicht mehr.«
    »Aber der Schamanenzauber ist vorbereitet worden! Was, wenn ihn jemand an der Stelle der toten Schamanen aktiviert?«
    »Dafür musst du eines wissen«, dozierte der Narr, »der Schamanismus ist keine Magie, hier gelten völlig andere Gesetze. Ein winzig kleiner Fehler, und der Schamanenzauber gelingt nicht wie geplant. Denk nur an die Monsterhand. Und hier ist es genauso. Niemand weiß, was die Schamanen eigentlich vorgehabt hatten – aber immerhin leben wir noch.«
    »Woher weißt du das eigentlich alles, Kli-Kli?«
    »Von meinem Großvater, er war Schamane.«
    »Ach ja, das hatte ich vergessen. Du meinst also, uns droht jetzt keine Gefahr mehr?«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »Du hast doch selbst gesagt, Kater und Egrassa haben die Schamanen auf der Lichtung daran gehindert, ihren Zauber zu wirken!«
    »Stimmt. Aber die anderen Schamanen werden sich schon was einfallen lassen.« Er zuckte sorglos die Schultern. »Sie werden uns ihren Schamanenzauber hinterherschicken und sich selbst gleichsam in Luft auflösen. Denn wenn sie ihr Werk vollbracht haben, können sie in aller Seelenruhe abwarten, bis der Unaussprechliche hinter den Nadeln des Frosts auftaucht und vorrückt.«
    »Da werden sie wohl nicht mehr lange warten müssen.«
    »Das sehe ich genauso. Deshalb müssen wir so schnell wie möglich nach Hrad Spine und dem Unaussprechlichen so gehörig in die Suppe spucken, dass es ihm die nächsten fünfhundert Jahre die Stimmung vermiest.«
    Hallas trat an uns heran. »Hört mal, Jungs.« Der Gnom nahm die Pfeife aus dem Mund und stieß einen Rauchring aus. »Es ist Zeit für den Weckruf, sonst schlafen die noch bis zur Ankunft des Unaussprechlichen.«
    »Dann lass sie uns wecken!« Der Narr sprang auf und vergaß prompt all seine Sorgen. »Du hättest wohl nicht ein Eimerchen mit eiskaltem Wasser zur Hand?«
    Aufgrund der vollkommenen Windstille versprach der Tag sehr heiß zu werden. Fast genauso wie gestern und vorgestern und vorvorgestern und … Das könnte ich bis in alle Ewigkeit so fortführen.
    Niemand wunderte sich, als uns der Mittag einen wahren Glutofen bescherte.
    Ich selbst überstand diese Tageszeit stets nur mit größter Anstrengung. Weder ein feuchtes Tuch noch die Späße des Narren linderten mein Leid. Den Geschichten des Narren lauschten im Übrigen alle, ja, sie lachten sogar darüber.
    Nun, da wir wieder vollzählig zusammen waren, verbesserte sich die Stimmung ungeachtet der Hitze. Bloß über Miralissas Gesicht huschte immer wieder ein Schatten der Besorgnis. Als ich einmal zu der Elfin aufschloss, schnappte ich etwas von einem Gespräch zwischen ihr und Egrassa auf.

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