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Schattenwandler 01. Jacob

Schattenwandler 01. Jacob

Titel: Schattenwandler 01. Jacob Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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fest. Und zu seinem Entsetzen erkannte er, dass er niemals in der Lage sein würde, dieses Verlangen wieder aus seiner Seele zu verbannen. Niemals.
    „Ich wollte ihr nicht wehtun“, sagte Jacob leise. Die Ironie, dass er genau die gleichen Worte benutzte wie Kane, erfüllte ihn mit Wut – Wut auf sich selbst und Enttäuschung und Entrüstung darüber, dass die, vor denen er so große Achtung hatte, Zeugen seiner Schmach geworden waren.
    „Das wissen wir“, erklärte Noah sanft und hoffte, ihn ein wenig zu beruhigen. „Was wir nicht wissen, ist, wie sie in dein Haus gekommen ist.“ Noah beugte sich vor. „Was ist bloß in dich gefahren, dass du eine solche Versuchung wie sie in dein Reich gelassen hast?“, wollte der Dämonenkönig wissen. „Du bist nicht unfehlbar, Jacob, auch wenn du der Vollstrecker bist. Du bist ein Dämon. Auch du kannst dem Wahnsinn des Heiligen Mondes verfallen.“
    „Das weiß ich!“
    „Und warum“, hakte Elijah nach, „hast du sie dann in dein Haus gebracht?“
    „Weil sie … weil ich etwas über sie herausfinden musste. Sie ist keine normale Menschenfrau.“
    „Wem sagst du das“, erwiderte Elijah trocken und betastete seine verletzte Nase.
    „Und was hat dich auf den Gedanken gebracht, dass sie nicht normal ist?“, fragte Noah.
    Jacob holte tief Luft, bevor er die Bombe platzen ließ. „Sie hat Saul getötet.“
    Die beiden anderen Dämonen, die ihm gegenüberstanden, sogen so scharf die Luft ein, als würden sie ersticken. Jacob erhob sich instinktiv, setzte sich auf die Armlehne der Couch zu Isabella und legte seine Hand auf ihre Schulter. Es war eine beschützende Geste.
    „Das ist unmöglich“, sagte Noah leise.
    „Ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen. Saul war vollständig transformiert. Ich habe seine Macht falsch eingeschätzt … seine Kraft. Es ist zu lange her, seit ich einen abberufenen Dämon bekämpft habe. Er hat mich ernsthaft verletzt, aber sie hat ihm Einhalt geboten.“
    „Dieses kleine menschliche Wesen hat einen von uns getötet? Einen von den Transformierten?“ Elijah schnaubte ungläubig. „Er muss besinnungslos gewesen sein, bewegungsunfähig.“
    „Dasselbe kleine Wesen hat dir vor nicht mal zwanzig Minuten die Nase gebrochen, Elijah“, erinnerte Noah ihn trocken. „Warst du da auch besinnungslos oder bewegungsunfähig?“ Der König runzelte die Stirn. „So etwas habe ich noch nie gehört“, erklärte er. „Es war richtig, sie festzuhalten, aber es war falsch, dass du dich nicht gleich an mich gewandt hast. Ich verstehe nicht, warum du euer beider Leben aufs Spiel gesetzt hast, Jacob. Vielleicht hätte sie auch dich getötet. Und dann die Situation, in der Elijah dich mit ihr gefunden hat …“
    „Ich kann es nicht erklären. Überhaupt nicht. Ich wusste nur … ich wusste nur, dass sie keine Gefahr für mich war. Obwohl mir klar war, wie sehr sie mich angesprochen hat, betrachtete ich sie trotzdem nicht als Gefahr für mich, oder mich als Gefahr für sie. Ich kann es nicht erklären, Noah. Seit vierhundert Jahren bin ich der Vollstrecker. In dieser ganzen Zeit bin ich nie vom Weg abgeirrt. Nicht ein einziges Mal hatte ich auch nur das geringste Bedürfnis dazu. Und jetzt, bei ihr, gibt es überhaupt kein Gewissen mehr. Kein Sinn für unsere kulturellen Sitten. Sie …“ Jacob hielt inne, um ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen. „Ich habe das Gefühl, dass es nicht falsch ist, was ich getan habe. Alles, woran ich in meinem Leben geglaubt habe, sagt mir, dass es total falsch ist. Aber es fühlt sich überhaupt nicht so an.“
    „Das ist der Wahnsinn, der da aus dir spricht“, meinte Elijah voller Ekel. „Du hast dich benommen wie ein Tier, als ich ankam, Jacob. Du hättest sie in Stücke gerissen.“
    „Nein!“, fuhr Jacob Elijah wütend an. „Das Bedürfnis, mich mit ihr zu paaren, war nicht nur das Tier in mir, das jedes Weibchen ohne Unterschied nehmen würde. Es war ganz anders. Ich …“ Verlegen wandte er den Blick von den beiden verblüfften Dämonen ab. „Es war primitiv, ja, aber nicht nur wollüstiger Instinkt. Es war mehr … tiefer … Es war etwas, dem ich beim besten Willen nicht widerstehen konnte. Nein, nicht einmal ich.“
    Noah erhob sich, er hatte plötzlich das Gefühl, dass es keine so gute Idee war, zu nah bei der Frau zu sitzen, der es irgendwie gelungen war, den unbeugsamen, unerschütterlichen Jacob in ihren Bann zu schlagen. Sein hoher moralischer Anspruch hatte Jacob zum

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