Schattenwandler 01. Jacob
besten Vollstrecker gemacht, den sie jemals gehabt hatten. Er schützte ihn. Wenn Jacob nun trotzdem dem Wahnsinn verfallen war, dann musste an der Sache mehr dran sein, als auf den ersten Blick zu erkennen war.
Wer war diese Frau, die einen Dämon töten konnte, die Elijah niedergeschlagen hatte, den Captain von Noahs Armee? Der hinreißende Jacob, der unfehlbare Vollstrecker. Und hatte sie nicht sogar ihm, dem König, zunächst noch widerstanden, als er ihre Energie abgesogen hatte. Ja, dachte Noah düster, an der Sache ist ganz bestimmt noch mehr dran.
Er konnte nur hoffen, dass die Nachricht nicht so schlecht war, wie er dachte.
3
Isabella öffnete die Augen, blinzelte heftig den Schlaf fort und versuchte, wieder klar zu sehen.
Sie setzte sich abrupt auf. Sie hatte das Gefühl, als würde sie sich unter Wasser bewegen. Sie stöhnte, ihr Schädel dröhnte, und das Bedürfnis, sich einfach zurück auf die Couch fallen zu lassen und weiterzuschlafen, war geradezu übermächtig.
Dann fiel es ihr wieder ein.
Alles.
In plötzlicher Panik sah sie sich nach Jacob um, voller Angst, dass sie ihn im Stich gelassen hatte und dass die beiden Eindringlinge ihm etwas angetan haben könnten. Isabella entdeckte seine große Gestalt auf der anderen Seite des riesigen Raums. Jacob stand neben dem Kamin, der unzählige goldene Lichter und dunkle Schatten über ihn ergoss. Sie seufzte erleichtert, dass er so unversehrt wirkte wie immer.
Jacob spürte, wie ihm etwas warm den Nacken hinauflief und in sein Bewusstsein kroch. Das Gefühl der Erleichterung war so stark, dass er es irrtümlich für sein eigenes Gefühl hätte halten können, wenn da nicht etwas Weicheres gewesen wäre, zu dem er nicht fähig war. Er wandte den Kopf und sah, dass Isabella aufrecht dasaß und ihn anblickte.
Diesmal war er nicht mehr ganz so schockiert, dass sie auch diesen neuerlichen Versuch, sie in Schlaf zu versetzen, abgeschüttelt hatte. Aber es überraschte ihn noch immer. Zumal er wusste, dass Noah selbst es diesmal versucht hatte. Jacob schob die Hände in die Taschen und ballte sie zu Fäusten. Langsam ging er auf Isabella zu, in dem Wissen, dass er sich der Tatsache stellen musste, dass er sie verletzt hatte, und die tiefe Reue zerrte an seinem Herzen. Trotzdem stockten seine Schritte keinen Augenblick. Er schämte sich, aber er war stark genug, sich einzugestehen, wenn er geirrt hatte, und sich den Konsequenzen zu stellen.
Isabella sah ihm entgegen, während er auf sie zukam. Seine kraftvolle katzengleiche Eleganz strahlte Entschlossenheit aus. Ihr Herz machte einen Satz, als sie daran dachte, wie er sie berührt hatte, an seine gebieterische Umarmung und an die berauschende Sinnlichkeit seiner Küsse. Sie erinnerte sich, wie erschreckend leicht es ihm gefallen war, sich ihren Körper gefügig zu machen, wie seine männlichen Hände ihre Körperformen erkundet hatten.
Jacob blieb stehen, immer noch ein gutes Stück von ihr entfernt, aber unerklärlicherweise belagert von ihren Gedanken, als sie daran dachte, was er mit ihr gemacht hatte. Ihre lebhaften Erinnerungen schickten ihm ein Bild nach dem anderen, alles, bis hin zu dem Gefühl und dem Geruch, und alles war so real, als würde er sie genau in diesem Augenblick in den Armen halten. Sein ganzer Körper erbebte, sein Puls pochte ihm im Hals, als sie sich an dieses primitive, erregende Gefühl erinnerte.
Jacob war weder Telepath noch Empath. Er hatte keine Ahnung, wie er ihre Gedanken empfing. Darüber hinaus spürte er, dass sie seinen Gedanken ähnlich nah war und daraus einen äußerst intimen Austausch machte. Eigentlich hätte ihn der Gedanke verwirren müssen, aber etwas anderes hatte seine Aufmerksamkeit erregt.
Er entdeckte keinerlei Gefühl von Furcht in ihren Erinnerungen. Selbst als sie sich darüber wunderte, wie hemmungslos sie gewesen war, und als sie daran dachte, wie wenig das zu ihrem Wesen passte, war da keine Angst und auch kein Bedauern. Sie nahm es erschreckenderweise einfach hin. Eigentlich war sie eher neugierig und fasziniert und dachte darüber nach, wie es wohl wäre, wieder von ihm berührt zu werden, ihn zu küssen, ihn zu schmecken. Jacob erschauerte, sein ganzes Wesen wollte dem sirenenhaften Ruf ihrer Gedanken und ihres Körpers folgen.
„Jacob.“
Es klang wie eine Warnung und riss ihn aus Isabellas Bann. Er wandte seine Aufmerksamkeit den drei Wesen zu, die den Raum betreten hatten. Auch Isabella blickte auf und erkannte in den beiden
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