Schattenwandler 01. Jacob
sich. Er ließ sie los und presste die Hände wieder gegen die Tür hinter ihr. Isabella spürte, wie er die Finger ins Holz krallte, spürte, dass sein innerer Kampf noch nicht zu Ende war. Es berührte sie tief, dass er sich so viele Sorgen um sie machte, und umso mehr wollte sie mit ihm zusammen sein. Sie wusste, er würde niemals leichtfertig mit ihr umgehen, er würde das Zusammensein mit ihr niemals als beiläufige Sache betrachten. Das verströmte er aus jeder Pore seines Körpers.
„An dir ist nichts leichtfertig oder beiläufig“, erklärte Jacob heftig und bemerkte in der Intensität des Augenblicks gar nicht, dass er gerade ihre Worte in seinem Kopf gehört hatte. Du hast recht. Ich bin besorgt. Und glaube mir, wenn ich das sage, habe ich einen guten Grund. Erinnerst du dich daran, wie ich dich das erste Mal geküsst habe? Im Handumdrehen habe ich die Kontrolle verloren. Ich habe nur noch instinktiv gehandelt, das Tier in mir hatte die Führung übernommen. Der zivilisierte Mann war kampflos untergegangen. Wenn Elijah nicht dazwischengegangen wäre, hätte ich deinen Körper brutal geschändet, ich hätte nicht an deine Unschuld gedacht, geschweige denn Rücksicht darauf genommen. Ich hätte dir wehgetan, doch mein einziger Gedanke wäre mein Drang gewesen, mich mit dir zu paaren. Isabella, das willst du nicht. Und ich will nicht, dass es dir passiert. Du verdienst viel mehr.“
„Mehr? So wie in der Bibliothek, als wir uns das zweite Mal geküsst haben?“, fragte sie ruhig. „Das war kein Tier, Jacob. Die Art, wie du mich berührt hast, welche Gefühle du in mir ausgelöst hast …“, mit den Händen strich sie sanft über seinen Hals und folgte mit dem Blick ihren Fingerspitzen, „… und wie du dann plötzlich aufgehört hast. Das tut nur ein sanfter und rücksichtsvoller Liebhaber.“ Ihre Finger glitten durch die Kuhle am Ansatz seines Halses, dann hinein in den warmen, offenen Kragen des Hemdes. „Du warst so aufmerksam, ich habe mich so begehrt gefühlt. Jacob, ich will das wieder fühlen.“
„Du vergisst“, erwiderte er heiser, und sein Blick fiel auf ihre nackte Schulter unter der weit geöffneten Bluse, „jetzt bist du es, die die Geschichte fälscht.“
„Nein, Jacob, dass tue ich nicht. Ich weiß, was das war … Ich bin nicht blöd. Diese Seite von dir habe ich schon mehrmals an dir gespürt.“ Sie beugte sich vor und strich mit ihren Lippen sanft über sein Kinn bis zu seinem Ohr und flüsterte leise: „Ich erkenne den Hunger in deinen Augen, wenn du mich ansiehst. Ich fühle es, wenn du meinen Duft tief einatmest. Ja“, versicherte sie ihm, als er sich unter ihren Berührungen versteifte, „es war mir bewusst. Es war mir immer bewusst. Ich habe jedes Knurren dieses Tiers gehört, das du in Ketten legst. Ich habe sein raues Drängen in deinen eleganten Händen gespürt und seinen Biss im Kratzen deiner Zähne auf meiner Haut. Jacob, ich habe erfahren, wie tief die Bestie in dir lebt, und es macht mir keine Angst mehr. In der Bibliothek hatte ich trotzdem keine Angst vor dir. Gezögert habe ich nur, weil ich nicht wusste, wie ich mit meiner eigenen Unerfahrenheit umgehen sollte. Aber dann hast du, obwohl du dich doch für einen Unhold hältst, einen Weg gefunden, um mir darüber hinwegzuhelfen. Es war ganz natürlich, Jacob, und es war richtig. Wir haben es richtig gemacht.“
Jacob schluckte heftig, während Hoffnung und Begehren ihm Brust und Kehle zuschnürten. Sie berührte absichtlich seinen Geist, zwang ihn, zu sehen und zu fühlen, dass sie recht hatte mit dem, was sie glaubte. Sie glaubte so unerschütterlich an ihn und an das, was zwischen ihnen geschah.
„Du kennst die Macht nicht, die du hast“, stieß er mit einer Stimme hervor, die so rau war wie Sandpapier. „Du bist so wunderschön.“ Behutsam nahm er ihr Gesicht in die Hand. „So weich und so warm.“ Er spreizte die Finger und glitt zärtlich über ihre Wange, über ihr Kinn und über ihren Hals. Er atmete ihren Duft tief durch die Nase ein. „Und das. Dein Duft. Er macht mich verrückt.“
„Sag mir, warum“, drängte sie, ihre Stimme klang verträumt und wie aus weiter Ferne.
„Du bist …“, er beugte sich vor und drückte seine Nase an ihren Hals und atmete tief, „… so sauber … und süß wie Muskat und herb wie Äpfel. Und dann verändert es sich …“ Er presste seine Lippen auf ihr Ohr und tauchte mit seiner Zunge hinein. „Ja, genau hier“, murmelte er, „wenn dein Blut sich
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