Schattenwandler 01. Jacob
über meine für immer ausgelöschte Seele.“ Er sagte es in einer Mischung aus Knurren und sanftem Grollen. Bella sah, dass er von Kopf bis Fuß bebte, konnte an der Tür in ihrem Rücken spüren, wie er zitterte. Im Bruchteil einer Sekunde war der kühle, gebildete Jacob verschwunden und hatte einem besitzergreifenden Tier Platz gemacht.
Das gefällt mir schon besser, dachte Isabella und lächelte in sich hinein.
„Aber …“, sie sah ihn aus großen unschuldigen Augen an, „… du hast doch gerade gesagt …“
„Ich habe gesagt, vergiss es, Isabella!“, stieß der Vollstrecker hervor, und der Druck seiner Hände gegen die Tür in ihrem Rücken ließ das Holz unheilvoll knacken und ächzen. „Niemand wird dich anfassen, hast du verstanden?“
Isabella stemmte die Fäuste in die Hüften und schob ihr schmales Kinn trotzig vor.
„Jedenfalls werde ich nicht für den Rest meines Lebens Jungfrau bleiben, Jacob!“, entgegnete sie. „Irgendwann wird mich jemand anfassen müssen, denn ich habe nicht die Absicht, als Nonne zu enden! Schon gar nicht, nachdem ich weiß, wie es sich anfühlt, von einem Mann begehrt zu werden und ihn genauso zu begehren. Und da du denkst, ich sei zu zerbrechlich für dich, muss es eben jemand anders tun!“
Plötzlich lag Isabellas Kopf in seinen riesigen Händen, und er zwang sie, ihm in die Augen zu sehen, in denen das Feuer der Eifersucht brannte. Seine Gefühle trafen sie wie eine harte Brandung. Sein plötzliches verzweifeltes Begehren und seine Furcht, sie nicht halten zu können, schlugen auf sie ein wie Dolche. Der Gedanke, dass ein anderer Mann sie berühren könnte, zerriss ihn fast, und das grausame Gift hinterließ Spuren in seiner Seele. Im selben Augenblick bedauerte sie ihr kleines Spiel. Sie wollte ihn nicht verletzen. Sie wollte ihn nur dazu bringen, seine selbst gesetzten Grenzen zu überschreiten.
Jacob wusste, dass er kein Recht hatte, so zu fühlen. Schon gar nicht angesichts der Regeln, die er ihnen beiden aufzuzwingen versuchte. Und doch drohte ihn das wilde Verlangen, sie unlösbar an sich zu schweißen, fast zu ersticken. Er würde jeden töten, der auch nur daran dachte, sie zu berühren. Das schwor er sich in diesem Augenblick, und mit seinen verzweifelt glühenden Augen schwor er es auch ihr.
„Niemals!“, stieß er hervor. „Ist das klar, Bella? Niemals werde ich zulassen, dass ein anderer Mann dich berührt.“
„Dann bleiben uns nur zwei Möglichkeiten“, erinnerte sie ihn, ebenso atemlos wie er, da seine aufgewühlten Gefühle auf sie einstürmten. „Du oder keiner.“ Sie holte tief Luft und zwang sich, seine Gedanken zurückzudrängen, damit sie ihre Stimme senken und weiterreden konnte. Sie wollte sich entschuldigen für ihre Selbstsucht, für ihre Sticheleien. Sie würde es nicht mehr tun, weil sie sich so sehr danach sehnte, sie würde es tun, weil er es wollte. Obwohl er so sehr um seine Selbsterhaltung kämpfte, weigerte er sich anzuerkennen, wie sehr er sie tatsächlich brauchte. Und zum ersten Mal verstand Isabella die ganze Tragweite.
„Offen gesagt, Jacob“, sagte sie sanft und forderte ihn mit einem Blick auf, sie von oben bis unten zu betrachten, „ich finde, es wäre eine Schande, einen Körper wie meinen, der so weich und so begierig darauf ist zu erfahren, wie Sex sich anfühlt, und der so anspricht auf deine Berührungen, verfallen zu lassen. Es wäre geradezu ein Verbrechen, ihn zur Enthaltsamkeit zu zwingen. Findest du nicht?“
Irgendwo im Hinterkopf wusste Jacob, dass sie versuchte, ihn in eine bestimmte Richtung zu lenken, aber trotzdem zeigte ihre List Wirkung. Erregung schoss wie glühende Lava durch seine Adern.
„Du führst mich absichtlich in Versuchung, ohne zu wissen, womit du spielst“, warf er ihr vor, und sein Blick wurde erneut von den üppigen Rundungen ihres Körpers angezogen, von dem sie gerade gesprochen hatte, dem Körper, den sie nun leicht an seinem rieb. „Warum tust du so etwas Dummes?“
„Vielleicht, weil es mein Schicksal ist, dass ich dein Verderben bin, Jacob“, murmelte sie sanft und fuhr mit den Fingerspitzen über die Konturen seiner sinnlichen Lippen. „Oder vielleicht ist es dein Schicksal, dass du mein Verderben bist. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich so sehr mit dir zusammen sein will, wie ich es mir nie im Leben hätte vorstellen können.“
Jacob begann schneller zu atmen, seine Lippen erhitzten sich unter ihren tastenden Fingern, seine Pupillen erweiterten
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