Schattenwandler 02. Gideon
nicht aufgefallen.
Er hatte unglaublich breite Schultern. Da sie als Dämonin selbst groß und kräftig gebaut war, fühlte sie sich selten klein neben einem Mann. Bei Gideon aber war das schon immer anders gewesen. Jetzt sah sie, dass sie seinen Bizeps nicht mit den Händen umfassen konnte. Brust und Bauch waren geradezu kunstvoll ausgebildet und ohne ein einziges silbernes Haar darauf. An seiner schmalen Taille lief das V seines muskulösen Oberkörpers zusammen, so wie sie es bei einem Mann schon immer geschätzt hatte. Und obwohl seine Hose ein wenig locker saß, war nicht zu übersehen, wie kräftig seine Oberschenkel und seine Waden waren.
Sie kannte Gideon schon ihr ganzes Leben lang, doch jetzt sah sie ihn zum allerersten Mal mit solcher Klarheit. Jetzt war sie nicht mehr das schüchterne Kind, und auch ihr verletztes weibliches Ego stand ihr nicht im Weg.
Sie war einfach nur eine Frau, die einen Mann betrachtete.
Sein Haar war länger, als sie gedacht hatte. Normalerweise hatte er es zu einem straffen Pferdeschwanz gebunden, wie es unter den Männern ihrer Gattung üblich war. Doch jetzt war es offen und ergoss sich über sein Kissen wie ein silberner Wasserfall. Seine Augenbrauen waren silbern, seine Wimpern tiefschwarz. Auf seinen Wangen lag der Schatten des Bartes, der im Schlaf nachgewachsen war. Als sie ihn näher betrachtete, bemerkte sie, dass sein Bart schwarz-silbern meliert wäre, wenn er ihn wachsen lassen würde. Aus irgendeinem Grund musste sie lächeln.
Es war seltsam, aber irgendwie wirkte er im Schlaf jünger und älter zugleich. Jünger, weil er völlig entspannt war. Älter, weil die Männlichkeit, die er in diesem Moment ausstrahlte, seine Präsenz und seine Macht noch verstärkte. Wäre sie nicht so fasziniert gewesen, hätte der Anblick sie vielleicht sogar ein wenig eingeschüchtert.
Unwillkürlich streckte Legna die Hand aus und berührte sein Haar. Es war überraschend weich und glatt, überhaupt nicht spröde und metallisch, wie sie eigentlich erwartet hatte. Es schmiegte sich an ihre Finger, als würde es sie streicheln. Das unheimliche Gefühl jagte ihr einen Schauer über den Rücken, während sie ihn prüfend betrachtete, um zu sehen, ob er tatsächlich schlief. Sobald sie sich davon überzeugt hatte, wurde sie kühner und beugte sich tiefer über ihn, wobei sie unwillkürlich ihre Brüste gegen die harten Muskeln seines Oberarmes drückte. Sie berührte sein Gesicht so zart, dass sie kaum etwas spürte. Neugierig zog sie die Bögen und Linien nach, von der breiten Stirn über die edlen hohen Wangenknochen bis zu seinem kräftigen Kinn mit dem kleinen Grübchen in der Mitte und den perfekt geformten Lippen.
Noch mutiger geworden, fuhr sie mit federleichten Fingern an seinem muskulösen Hals entlang, der so ganz anders war als ihr eigener schlanker Hals. Es war erstaunlich, wie sexy sie das fand. Sie hatte noch nie bemerkt, dass der Hals eines Mannes so anziehend wirken konnte.
Sie fuhr sich langsam über die Lippen, während sie mit den Augen ihren Fingerspitzen folgte. Nur hin und wieder warf sie einen Blick auf sein Gesicht, um sich zu vergewissern, dass seine Augen geschlossen waren und dass er ruhig und gleichmäßig atmete. Dann kam sie zu seinem Schlüsselbein und folgte fasziniert dessen Schwung. Und sie glitt weiter zu seiner Brust und bemerkte, dass die Wunden, die sie ihm dort zugefügt hatte, bereits verheilten und dass nur noch die Abdrücke ihrer Nägel zu erkennen waren. Es gefiel ihr, dass er nicht seine Heilkraft genutzt hatte, um sie verschwinden zu lassen. Und irgendwie enttäuschte es sie, dass ihre Körper sich so verdammt schnell regenerierten. Sie presste die Lippen aufeinander, um ein Kichern zu unterdrücken. Es war ein alberner und besitzergreifender Gedanke, aber den gestand sie sich zu.
Dann fuhr sie mit ihren Fingerspitzen über seinen Bauch, strich sanft um seinen Nabel herum und genoss das Gefühl, wie seine Haut immer wärmer wurde. Sie hielt inne und blickte weiter an ihm hinunter. Sie nagte an ihrer Unterlippe und dachte darüber nach, ob sie ihre heimliche Erkundungsreise fortsetzen sollte oder nicht.
Ihre Frage wurde beantwortet, als sie plötzlich spürte, wie sich eine Hand um ihre Finger schloss. Sie schnappte nach Luft und zuckte instinktiv zurück. Heiß stieg ihr die Röte ins Gesicht, während ihr ein Schauer über den Rücken lief. Doch er hielt sie fest und hinderte sie daran, sich zurückzuziehen, indem er ihre Hand auf
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