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Schattenwandler 03. Elijah

Schattenwandler 03. Elijah

Titel: Schattenwandler 03. Elijah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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so heftig schlug, als wollte es ihr die Brust zersprengen. Elijah brauchte sie. Er brauchte ihre Hilfe. Und Gideon auch. Da war sie sich ganz sicher. Die beiden Männer standen ihr näher, als sie sich hatte eingestehen wollen, und jetzt, da sie sie brauchten, war sie nicht in der Lage, ihnen beizustehen.
    Die Sonne.
    Dieser verdammte Stern. Er war Hunderttausende Meilen weit weg und hinderte sie trotzdem daran, zu Elijah zu eilen.
    „Eure Majestät erinnern sich, es ist Samhain“, rief der Wächter ihr behutsam in Erinnerung. „Der Botschafter und seine Gefährtin kommen am Feiertag ihren Verpflichtungen an ihrem eigenen Hof nach und haben angegeben, dass sie nicht vor heute Abend zurück sind.“
    Noch schlimmer! Das hieß, sie waren in England. Tausende Meilen von der abgelegenen russischen Provinz entfernt, in der die Lykanthropen lebten. Sie war zwar sehr schnell, aber sie war niemals so schnell. Sie wäre gezwungen, moderne menschliche Hilfsmittel zu benutzen, mit denen sie Stunden unterwegs sein würde, auch wenn sie rasend schnell waren.
    In diesem Moment wünschte Siena, es würde von Dämonen wimmeln an ihrem Hof. Denn ein Dämon, vor allem ein Geistdämon, der die Fähigkeit der Teleportation besaß, würde sie innerhalb eines Herzschlags dorthin bringen, wo sie jetzt sein sollte.
    Zum ersten Mal im Leben empfand Siena zutiefst, wie beschränkt die Fähigkeiten ihrer Art und auch ihre eigenen Fähigkeiten waren. Ach, schon während der Herrschaft ihres Vaters hatte sie sich irgendwie hilflos gefühlt, aber wenigstens war es ihr damals gelungen, gerecht zu regieren, wenn er ausgezogen war, um unbesiegbare Widersacher zu besiegen. Aber das hier war etwas vollkommen anderes.
    Doch Siena wollte nicht aufgeben.
    „Schick sofort einen Mischlingsläufer zu Anya. Sie soll nur Mischlingstruppen zusammenziehen. Denen macht das Sonnenlicht wenigstens nichts aus. Ich würde liebend gerne auf meine sämtlichen Gestalten verzichten, wenn ich das auch von mir sagen könnte. Es kommt auf jede Minute an, mach dich also augenblicklich auf den Weg! Los!“
    Dieses Mal gab es keinen Widerspruch. Der weibliche Minotaurus rannte los und ließ sein männliches Gegenstück einfach verwirrt stehen. Dieser versuchte, so unauffällig wie möglich hinter sich in das Schlafgemach zu spähen.
    „Stimmt etwas nicht, Mylady?“
    „Mein Gefährte ist in Gefahr. In großer Gefahr“, erklärte sie, ihre Hände strichen voller Sorge über das Fell an ihrem Bauch. „Und er ist so weit weg. Ich muss ihm helfen, Synnoro. Ich kann ihn doch nicht einfach so aufgeben. Bloß weil ich wegen der verdammten Sonne nicht zu ihm kann!“ Die Königin machte ein paar kleine Schritte. „Bitte, Göttin“, betete sie leise und schloss die Augen, um besser nachdenken zu können, „bitte, hilf mir!“
    „Mylady, was ist mit Myriad?“
    Siena blieb unvermittelt stehen, und ihre Augen weiteten sich.
    Myriad. Die Mischlingsfrau an Noahs Hof, die ihre Botschafterin beim Dämonenkönig war. Da es in den Häusern der Dämonen keine Technik gab und sie auf die Annehmlichkeiten der Menschen nicht verzichten wollte, nur weil die Chemie der Dämonen solche Dinge zerstörte – oder bisweilen sogar in eine Gefahrenquelle verwandelte –, hatte sich Myriad entschlossen, in einem Dorf zu leben, das ein paar Meilen entfernt lag von Noahs Burg und von dem verwirrenden Einfluss der Dämonen, die dort ein und aus gingen.
    „Sie hat ein Telefon“, flüsterte Siena, die neue Hoffnung in ihrer Brust aufflackern fühlte. „Synnoro! Sie hat ein Telefon!“
    Siena vergaß die Etikette und ihren Rang, machte einen Satz und schlang die Arme um den pelzigen Wächter, drückte ihm einen hörbaren Schmatz auf die Wange, bevor sie die Beine in die Hand nahm und losrannte. Als Gideon und Legna in die Burg gekommen waren, hatten sie die ganze Technik und Elektronik entfernt; alles, von der künstlichen Beleuchtung bis hin zu den Kommunikationseinrichtungen, war wieder in den Zustand versetzt worden, in dem es während der fünf Jahre von Gideons Gefangenschaft bei ihnen gewesen war. Doch Anya hatte bestimmt ein Telefon in ihrem Wohnsitz, und Siena hätte nicht gedacht, dass sie einmal so froh sein würde über ein so schlichtes Hilfsmittel.
    Jetzt musste sie nur noch schnell genug hinkommen.
    Noah fuhr völlig verwirrt aus dem Schlaf hoch, seine Sinne fingen den plötzlichen Ansturm einer fremdartigen Energie ganz in der Nähe auf. Er schlug die Augen auf und sah die

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