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Schattenwandler 03. Elijah

Schattenwandler 03. Elijah

Titel: Schattenwandler 03. Elijah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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dämonischen Lebensweise , zog sie ihn auf und lachte wieder ihr schönes, helles Lachen.
    „Herein“, erklang es ergeben von drinnen, und man hörte, wie der Riegel aufgeschoben wurde und wie jemand öffnete.
    Gideon beendete seine spielerische geistige Unterhaltung mit seiner Partnerin und konzentrierte sich auf seine bevorstehende Aufgabe.
    Siena saß an ihrem Webstuhl. Ihre Hände ließen das Weberschiffchen geschickt und so schnell und so präzise hin und her schießen, wie es nur jemand mit übernatürlichen Reflexen konnte. Sie blickte nicht auf, und Gideon glaubte zu wissen, warum. In dem Raum waren noch zwei Frauen, die der Königin zu Diensten standen, aber es war ersichtlich, dass sie den Befehl erhalten hatten, gebührenden Abstand zur missgestimmten Königin zu wahren, und dass ihnen das ganz recht war.
    „Lasst uns allein“, befahl die Königin, ohne aufzublicken, woraufhin die Bediensteten in die Vorhalle eilten. Gideon schloss die Tür. „Haltet Ihr es für klug, die Königin vor den Augen ihrer Untertanen in ihrem Schlafgemach aufzusuchen, Medikus?“
    „Besser, ich tue das ganz offen als in astraler Form. Sonst würden bestimmt Gerüchte die Runde machen, und ich bin mir nicht sicher, ob meine Frau immer noch so viel Geduld hätte, wenn ihr so ein Gerede zu Ohren käme. Botschafterin hin oder her, eine solche Kränkung gegen Euch würde auch mich betreffen, und sie würde das wahrscheinlich nicht hinnehmen.“
    „Ja“, stimmte Siena ihm zu. „Ich kenne Legna inzwischen ganz gut. Sie kann Ungerechtigkeit nicht ertragen. Das macht sie zu einer guten Botschafterin für Euer Volk, und ihre Geduld macht sie zu einer guten für das meine. Sie und Ihr habt in den letzten Monaten Eures Aufenthaltes bei uns viele verstockte Köpfe zum Umdenken bewegt.“ Das Weberschiffchen der Königin schoss weiter zwischen den Fäden hin und her. „Aber ich nehme an, dass Ihr nicht hergekommen seid, um über Eure Frau oder über die Gerüchteküche am Hof zu sprechen.“
    „Nein, das bin ich nicht.“
    „Also redet, Medikus.“
    „Erst einmal würde ich gern wissen, seit wann ich von ‚Gideon‘ zum ‚Medikus‘ geworden bin“, fragte Gideon spöttisch.
    Das Weberschiffchen blieb stehen, und die Königin hielt es eine ganze Weile nachdenklich in der Hand.
    „Es tut mir leid“, sagte sie schließlich leise, brach ihre Arbeit ab und drehte sich zu ihm um.
    Als er jedoch näher zu ihr hintrat, senkte sie den Blick zum Boden und dann nach rechts und hielt mit einer Hand ihr Gewand am Kragen zu.
    „Siena, meine Kräfte haben vielleicht nur wenig Wirkung auf Euch, aber ich habe Augen im Kopf, und mein Geruchssinn ist genauso gut wie bei den meisten von euch. Ich kenne den Geruch des Mannes, den Ihr an Euch habt, wie meinen eigenen, und als ich vor drei Tagen zu ihm gegangen bin, um ihm zu helfen, habe ich Eure Markierung an ihm bemerkt. Man braucht nicht übermäßig intelligent zu sein, um zu bemerken, dass Ihr Euch hinter dieser Kleidung versteckt und Euch mit halbblütigen lykanthropischen Kammerzofen umgebt, die keinen ausgeprägten Geruchssinn haben.“
    „Ihr seid sehr scharfsinnig, Med… – Gideon“, sagte Siena mit belegter Stimme. „Hoffentlich seid ihr auch so scharfsinnig und könnt mir sagen, wie ich aus dieser heiklen Lage wieder herauskomme.“
    Siena blickte zu ihm hoch und ließ ihren Kragen los. Gideon atmete erschrocken ein. Er war nicht darauf gefasst gewesen, dass Sienas Hals nackt war. Er hatte sie noch nie ohne den Halsschmuck ihres Amtes gesehen, und er lebte inzwischen lange genug an ihrem Hof, dass er die sagenumwobene Mystik um das massive Schmuckstück kannte.
    Seit er sich mit dem Gedanken an diese ungewöhnliche Prägung beschäftigt hatte, war er in allem bestätigt worden. Aber es war etwas völlig anderes, wenn man die Beweise dafür schlagartig vor sich hatte. Die Prägung einer Lykanthropin durch einen Dämon? Eigentlich sollte es das nicht geben, und doch war es schlicht und ergreifend passiert, und es blitzte in den Augen der Königin unter den goldenen Wimpern auf.
    Gideon ging zu ihr hin und blickte mit seiner Kraft in sie hinein, so gut er konnte, und versuchte, ihre fremdartige Psyche zu ergründen. Seine heilerischen Fähigkeiten hatten keinen sonderlichen Einfluss auf sie, aber er hatte schon einmal fünf Jahre lang am Hof der Lykanthropen gelebt, und in der Zeit hatte er gelernt herauszulesen, was normal war und was nicht.
    Elijah hatte ihr seinen Stempel

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