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Schattenwandler 03. Elijah

Schattenwandler 03. Elijah

Titel: Schattenwandler 03. Elijah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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nächtlichen Himmel.
    Siena streckte die Arme mit den Handflächen nach oben aus, und jede Beraterin nahm die aus weißer Spitze und aus Satin gewirkte Robe, die sie über ihrem Gewand trug, an einer Seite. Langsam rafften sie den Stoff bis zu den Bändern vorn am Gewand und begannen, diese nach einem komplizierten Muster ineinanderzuschlingen, als würden sie Schnürsenkel zubinden, nur dass jede von ihnen bloß eine Hand benutzte. Es erforderte Konzentration, Koordination und Zusammenarbeit, damit es gelang.
    Als sie fertig waren, nahm Siena Anyas Hände und drückte sie liebevoll.
    „Du bist schon fast mein ganzes Leben lang meine vertrauteste Gefährtin, und es ehrt mich, dass ich dich hier an meiner Seite habe bei diesem … diesem Ereignis, von dem wohl keine von uns gedacht hätte, dass wir einmal daran beteiligt sein würden.“ Siena zog Anyas Hände an sich und drückte sie an ihr Herz. „Aber nach der Tradition darf ich dich nicht länger damit betrauen, den Hochzeitsdolch zu tragen. Diese Ehre muss jetzt an meine Schwester Syreena gehen, auch wenn sie sich dagegen sträubt.“
    Siena warf Syreena einen Blick aus ihren goldgelben Augen zu, um deren Protest zu ersticken. Denn Syreena hatte das Gefühl, dass dieses Recht Anya gebührte, auch wenn sie von anderem Blut war.
    Anya löste ihre Hände langsam von Siena und wandte sich zu Syreena um. Die Prinzessin hatte die Augen geschlossen, und das Halbblut ließ ihr einen Augenblick Zeit. Als sie ihre zweifarbigen Augen wieder aufschlug, glitzerten Tränen in ihren Wimpern, so wie der Diamantstaub auf ihrem Kleid.
    Dann streckte die Prinzessin beide Hände mit den Handflächen nach oben vor, während Anya den Dolch aus der Scheide zog. Das scharfe metallische Geräusch hallte von der hohen Decke des Schlafgemachs wider und wurde von dem plötzlichen Stampfen der Wachen beantwortet, die strammstanden. Alle Wächterinnen zogen das Schwert, die scharf geschliffenen Klingen sirrten durch die Luft, dann stießen sie sie mit der Spitze nach unten in den steinernen Fußboden. Funken flogen, als Stücke aus dem Stein sprangen und das Metall sich verbog oder splitterte.
    Gemäß der Tradition würden nun alle Wachen bis auf zwei die Nacht damit zubringen, ihr Schwert wieder zurechtzuschmieden. Angeblich segnete die Hitze der Schmiede das Hochzeitsbett, damit es ähnlich gut befeuert wurde und damit der künftige Schutz des Thrones gegossen wurde. Die Wachen formten neue Klingen, die der neu gestalteten Herrschaft dienen sollten.
    Ein Gemahl hatte zwar keine politische Macht, aber ihm wurden der gleiche gesellschaftliche Respekt und die gleiche Achtung erwiesen wie einem König. Gleichberechtigt in allem … bis auf die Herrschaft.
    Anya legte den Dolch auf Syreenas flach ausgestreckte Hände, und Syreena verneigte sich ehrfürchtig.
    Plötzlich fuhr ein kalter Luftstrom in den Raum. Die Bettvorhänge und die Gobelins an den Wänden begannen immer lauter zu flappen, während der Luftzug in dem unterirdischen Raum immer stärker wurde. Sienas Atem ging schneller, und die Röte schoss in ihre Wangen und bildete einen scharfen Kontrast zu ihrer ungewöhnlichen Blässe. Aber das machte sie noch schöner und hob sich von dem weißen Gewand ab, das sie trug.
    Um sie herum ertönte ein auffälliges Geräusch, ein Geräusch wie grollender Donner. Alle Frauen im Raum holten erschrocken Luft. In einem unterirdischen Schloss konnte es kein Unwetter geben. Das Geräusch schien nur die allgemeine Erregung wegen der baldigen Ankunft des erwarteten Gastes anzustacheln. Die meisten Frauen wussten nicht, ob sie Angst haben, ob sie bestürzt oder ob sie einfach nur neugierig sein sollten.
    Sie wussten nur eins: Das Leben am Hof und das Leben allgemein würde nie mehr so sein wie bisher. Keine von ihnen wusste, was das bedeutete, auch die Königin selbst nicht. Aber das Schicksal hatte gesprochen, und die Königin hatte ebenso wie The Pride gesagt, dass sie sich fügen mussten. Sie mussten noch einen Dämon an ihrem Hof willkommen heißen.
    Aber ausgerechnet so einen Dämon? Den Schlächter selbst?
    Die engsten Vertrauten der Königin würden selbstverständlich alles akzeptieren, worum sie sie bat, aber sie fürchteten um ihr Leben und um ihre Sicherheit. Sie waren aufgewachsen mit Geschichten über Elijahs schändliches Verhalten, und das hatte Spuren hinterlassen. Außerdem war ein Dämon für jeden Lykanthropen etwas ganz Fremdes. Die Frauen, die gesehen hatten, wie die Königin

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