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Schattenwandler 04. Damien

Schattenwandler 04. Damien

Titel: Schattenwandler 04. Damien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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schon wahr, wenn er in die Gegend kam, auch wenn sie da nicht ganz sicher wusste, um wen es sich handelte.
    „Warum warst du nicht unterwegs?“
    Sie klappte das Buch zu, ohne die Seite zu markieren. „Bist du auf einmal mein Aufpasser, Damien?“
    „Nicht auf einmal. Du bist lange genug in meinem Gefolge, um zu wissen, dass ich jedermanns Aufpasser bin.“ Er ging leichten Schrittes hinunter, schob einen Stapel Bücher auf dem Tisch vor ihr beiseite, damit er sich vor sie hinsetzen konnte. „Du bist wieder melancholisch“, stellte er fest.
    „Nennt man das heutzutage nicht Depression?“
    Er ließ sich nicht ins Wanken bringen durch ihre schlagfertige Antwort. Er runzelte ein wenig die Stirn. „Wir sind keine Menschen, Jasmine. Wir waren es nie, und wir werden es nie sein. Menschliche Begriffe sind auf uns nicht so recht anwendbar.“
    „Wahrscheinlich nicht“, stimmte sie zu. „Und ich bin auch weder melancholisch noch gelangweilt“, fügte sie rasch hinzu, als eine seiner dunklen Augenbrauen sich fragend hob. „Keine Sorge. Ich mache keine Dummheiten, nur um mich zu zerstreuen.“
    „Dann erklär mir, warum du so launisch bist.“
    „Ich glaube, ich bin von Geburt an so“, erwiderte sie und beugte sich ein wenig vor, wobei ihr schwarzes Haar über ihre Schultern glitt. „Hast du mich jemals nicht launisch erlebt?“
    „Deine Launen sind eine Sach e … aber dann gibt es noch das hier. Ich kenne dich, wie du selbst sagst. Du lässt dich gehen, du verfällst in Kältestarre, und dann sehe ich dich ein ganzes Jahrhundert lang nicht mehr.“
    Jasmine musste lächeln. Er kannte sie wirklich ganz genau. Der Prinz war ihr ältester Freund, eigentlich sogar ihr Mentor. Sie waren gemeinsam mühelos durch mehrere Jahrhunderte gekommen, hatten überlebt, wo ihren Begleitern das nicht gelungen war. Es müsste sie eher überraschen, wenn er sie nicht kennen würde.
    „Da wäre ich nicht die Erste. Und du hältst keinen, der von der gegenwärtigen Welt enttäuscht ist und beschließt, sich eine Zeit lang zurückzuziehen, davon ab. Warum bist du dann so besorgt um mich? Warum belästigst du mich damit?“
    „Weil ich dich vermissen werde, wenn du mich verlässt, Jasmine. Muss ich dir das wirklich sagen?“
    „Vielleicht. Es ist schön, das zu hören.“ Die schlanke Schönheit streckte die Hand aus und strich mit ihren langen Fingernägeln zärtlich über sein Gesicht. „Es geht mir gut“, versicherte sie ihm mit einem Seufzer. „Vielleicht brauche ich eine Beschäftigung. Ich weiß es nicht.“
    Plötzlich lächelte Damien, und seine ernsten, im Grunde alterslosen Züge veränderten sich so, dass er um Jahre jünger aussah.
    „Ich glaube, ich habe da etwas für dich“, sagte er zu ihr.
    Schritte hallten durch die Höhlengänge, die zu der erst vor Kurzem entdeckten verborgenen Bibliothek führten, als Syreena sich dem Eingang näherte. Die Fallen waren entfernt und die Schlösser bis auf Weiteres abmontiert worden. Der Stein, der die geheimnisvolle Bibliothek geschützt hatte, war beiseitegeschoben worden, als Gelehrte der verschiedenen Schattenwandlerarten die verlassenen Bücherwände zum ersten Mal mit ihrer Anwesenheit beehrt hatten.
    Sie blieb einen Moment lang am Eingang stehen und nahm den Anblick des bemerkenswerten Saals in sich auf. Der Geruch nach Schimmel und Moder war schwächer geworden, wie sie sofort wahrnahm. Da man den Höhleneingang offen gelassen hatte, war frische Luft hineingezogen. Es war eine Erleichterung für ihre und wahrscheinlich auch für die Sinne der anderen Schattenwandler.
    Sie machte einen Schritt hinein und trat vom Steinboden auf einen dünnen, aufwendig gewebten Teppich. Obwohl er über die Jahrhunderte schmutzig geworden war und obwohl Wasser durch die Versiegelung eingedrungen war, welche die Bibliothek schützen sollte, war die Handwerkskunst der in Rot und Gold gewobenen Brücke erhalten geblieben.
    Gleich auf der linken und auf der rechten Seite standen die ersten Bücherregale. Nicht ein Zentimeter Wand war ungenutzt geblieben. Die Regale waren entweder direkt aus dem Stein herausgehauen oder aus Holz gefertigt und an den Wänden befestigt worden und zogen sich vom Fußboden bis zur Decke. Die Regale waren vollgestellt mit unterschiedlich großen und unterschiedlich dicken Büchern. Anfangs konnte Syreena nur ungefähr jeden zehnten Titel lesen. Das war ungewöhnlich, weil sie mehrere Sprachen sprechen und schreiben konnte, sowohl von Menschen als auch von

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