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Schattenwandler 04. Damien

Schattenwandler 04. Damien

Titel: Schattenwandler 04. Damien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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dringende Dinge zu tun waren. Allein das brachte eine gewisse Erleichterung.
    Außerdem musste sie ihrem Volk irgendwann wieder gegenübertreten. Sie konnte nicht so lange warten, bis ihr Haar nachgewachsen war. Sie war gesund genug, um ihre Arbeit wieder aufzunehmen. In der Zwischenzeit war es ihr gelungen, sich zweimal für kurze Zeit in den Falken zu verwandeln. Die fehlenden Federn waren keine Flugfedern, was bedeutete, dass sie die Lykanthropenform annehmen konnte, in der sie sich sowieso die meiste Zeit befand. Die Zeitspanne, in der sie ein Vogel sein konnte, würde mit ihrer Genesung immer länger werden.
    Zumindest hoffte sie das.
    Sie würde es niemandem erzählen, sie würde es am liebsten nicht einmal sich selbst eingestehen, doch etwas hatte sich bei der Gestaltumwandlung verändert.
    Es war schwer zu beschreiben, inwiefern es sich verändert hatte. Es war noch immer dieselbe Form und dieselbe Färbung, derselbe Vorgang aus Konzentration, verbunden mit dem Kopfschütteln, dann das Schütteln des Körpers und das Fokussieren, das die Verwandlung herbeiführte. Sie konnte fliegen, gleiten und den typischen Schrei dieser Gestalt ausstoßen. In ihrer zweiten Form, derjenigen, die Siena scherzhaft die Harpyie nannte, war sie noch immer eine Frau, bedeckt von Falkenfedern und langen Flügeln.
    Dass sie ihre Delfingestalt nicht annehmen konnte, war vorauszusehen gewesen. Dasselbe galt für die „Meerjungfrau“, die sie in der kombinierten Form von Lykanthropin und Delfin wurde.
    Was war also anders?
    Sie hatte irgendwie Angst, an den Hof ihrer Schwester zurückzukehren, ohne sich darüber im Klaren zu sein. Es hatte etwas mit Damiens Biss zu tun, dessen war sie sich sicher, doch es musste nichts Wichtiges sein, wenn es nicht direkt zu sehen war.
    Frustriert von ihren wirren Gedanken, drehte Syreena sich auf den Bauch und vergrub den Kopf unter dem Kissen. Sie presste die Hände auf die Ohren und summte vor sich hin, und ihr Kopf füllte sich langsam mit Klängen und Vibrationen, bis sich schließlich ein Wohlgefühl einstellte. Es machte ihr nichts aus, dass sie, das Gesicht in das Bettzeug gepresst, kaum Luft bekam. Alles, woran sie denken wollte, war die Melodie, die sie summte, in der Hoffnung, bis zum Tagesanbruch noch ein bisschen dösen zu können.
    Sie summte lauter und eindringlicher, als sie spürte, dass sie Gefahr lief, wieder mit dem Grübeln anzufangen.
    Damien lächelte, als er hörte, wie sie sich in den Schlaf zu singen versuchte.
    Ein drohender Schneesturm hatte, sehr zu seiner Freude, die Sonne verdunkelt, obwohl Syreen das tief unten im Schloss, wo sie sich befand, gar nicht mitbekommen würde. Er hatte sie trotzdem problemlos gefunden. Nachdem er den Tag als Noahs Gast in England verbracht hatte, hatte Damien den Sturm genutzt, um sich zu einem der entfernter gelegenen, weniger bekannten Höhleneingänge des Schlosses bringen zu lassen. Da er sein Lebtag am Hofe der Lykanthropen ein und aus gegangen war, hatte er ein paar Dinge darüber gelernt, wie man sich dort bewegte.
    Doch im Grunde war es seine Intuition gewesen, die ihn so schnell zu ihr geführt hatte.
    Der Vorteil der Rabenform, die er auf einmal annehmen konnte, war, dass die Lykanthropen einen schwarzen Vogel, der in ihren Fluren umherflatterte, nicht verdächtig fanden. Die meisten schliefen noch, doch diejenigen, an denen er vorbeigekommen war, hatten ihn nicht beachtet, während er an ihnen vorübergeflogen war.
    Es gefiel ihm, ein Vogel zu sein, dachte er, während er die vor seiner Brust verschränkten Arme löste und sich Syreenas Bett näherte. Es war ein leichter Körper von außergewöhnlicher Schnelligkeit. Die aerodynamische Form war wunderbar, trotz seiner Wehrlosigkeit. Es war, als würde er plötzlich verstehen, was es für Syreena bedeutete.
    Freiheit und Geschwindigkeit zum Preis größerer Verwundbarkeit.
    Der Vampirprinz blieb an der Bettkante stehen und warf einen ausgiebigen Blick auf die schlanke, athletische Gestalt. Sie lag auf dem Bauch, und sein Lächeln wurde noch breiter beim Anblick der Decke, die sich an ihre Beine schmiegte, sich über ihrem Hintern wölbte und an dem ausgeprägten Bogen ihres Rückens wieder einsank. Die handgemachte Decke reichte ihr bis halb über den Rücken und ließ ihre weiche pfirsichfarbene Haut sehen.
    Obwohl er ein Stückweit weg von ihr stand, konnte er ihre Wärme spüren. Er stellte sich vor, wie kalt seine Hände waren im Vergleich zur Bettwärme ihres

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