Schattenwandler 05. Noah
dir, dass ich erst danach schreiend davonlaufe, sofern davonlaufen und schreien angemessen ist.«
»Baby«, murmelte er an ihren Lippen und vermittelte so mit einem einzigen Wort, wie gern er sie jetzt küssen würde. »Ich schwöre dir, ich könnte niemals etwas tun, das dir schaden würde. Abgesehen vielleicht von einem etwas zu leidenschaftlichen Liebesakt werde ich dir nie wehtun. Glaubst du mir das?«
»Etwas zu leidenschaftlicher Liebesakt?« Sie ertappte sich dabei, wie sie trotz der widerstreitenden Gefühle lächeln musste. Wie schaffte er das? Ihr ein Lächeln zu entlocken, wenn sie ihm gegenüber nur im Nachteil war? »Das ist ein toller Ausdruck. Dezent, gewählt und trotzdem ehrlich.«
»Danke«, sagte er mit funkelnden Augen.
»Gern geschehen.«
»Aber ich muss wissen, ob du mir glaubst.«
Sie glaubte ihm, doch sie brachte eine Minute lang kein Wort heraus. Sie versuchte, in ihrem Kopf etwas zusammenzufügen. Warum hatte er von ihrem Liebesakt gesprochen, als hätte er ihr dabei wehgetan? Sie waren ziemlich leidenschaftlich und heftig gewesen, doch er hatte ihr nicht wirklich wehgetan. Sie war mehr gewöhnt, als er anscheinend dachte. Das männliche Ego konnte manchmal ganz schön groß sein.
Dann fiel ihr die verbrannte Haut wieder ein. Vom Teppich? Nein, ein Teppich war nicht im Spiel gewesen. Wie hatte sie sich nur verbrannt? Sie war nicht in der Sonne gewesen, schon gar nicht nackt im Oktober, und das hätte sie tun müssen, um solche Verbrennungen auf ihrem …
Noah konnte sich nicht länger beherrschen. Bevor er den Impuls unterdrücken konnte, hatte sein Mund den ihren berührt.
Blitze.
Die Verbindung, das Begehren, das Wiedererkennen waren augenblicklich wieder da, und ein brennendes Verlangen, das keiner von beiden unter Kontrolle halten konnte. Noah hatte nicht mit dem Feuer gerechnet, das er entfachte, indem er Kestra küsste. Warum nicht? Wann hatte er sie je geküsst, ohne dass dieses Feuer der Leidenschaft aufgeflammt wäre?
Kestra gab einen Laut purer Wollust von sich, und ihre Hände packten sein Haar, um ihn an sich zu ziehen und ihre Zunge in seinen Mund zu stecken, weil sie ihn unbedingt schmecken musste. Er war heiß wie Feuer, schmeckte nach zurückgehaltener rauchiger Leidenschaft, die darauf wartete, entfesselt zu werden. Sie spürte das Beben ihres Körpers überall dort, wo ihr Körper den seinen berührte.
Sie schmeckte wie süßes Konfekt, und ihre wunderbare Aggression war ein pures Aphrodisiakum. Noah zog sie auf seinen Schoß, musste sich mit ihr verbinden, die Hitze ihres Körpers spüren. Er verstand nicht, wie er in den letzten Tagen die Kontrolle behalten hatte. Wie hatte er sich das versagen können, so wie es sich das letzte Mal angefühlt hatte?
Kestra stellte sich genau dieselbe Frage. Warum war sie fortgegangen? Was für ein Wahnsinn, so viel Gefühl einfach hinter sich zu lassen. Als sie sich auf seinem Schoß niederließ, spürte sie, wie sehr ihr Kuss ihn erregt hatte. Oh Gott, sie fand es wunderbar, das zu wissen.
»Nein!«
Noah stand unvermittelt auf, stieß sie aufs Bett und zwang sich, ein wenig auf Abstand zu gehen. Er schloss die Augen, um sich zu sammeln und damit er die Röte der Leidenschaft auf ihrem Mund und das Verlangen ihres sinnlichen Körpers nicht sehen musste. Doch am schlimmsten war die beinahe verletzte Verwirrung in ihren Augen, die ihn fast umbrachte.
»Ich meine …« Er räusperte sich und fluchte in Gedanken laut auf den zunehmenden Mond und dessen Einfluss. Er konnte sich beherrschen. Er wusste, dass er es konnte. Er musste es. »Kestra, auch wenn ich noch sosehr will … wir müssen zuerst reden.«
Die Bemerkung hatte ihre gewünschte Wirkung. An die Stelle der Verletztheit trat Verständnis, und er konnte sogar Dankbarkeit sehen. Sehen oder spüren. Ihre Verbindung wurde mit jeder Berührung stärker.
»Danke«, sagte sie leise, und sie strich mit den Händen über ihr Samtkleid. »Nicht viele Männer würden …« Sie hielt inne, denn sie wusste, dass er verstanden hatte.
»Kes«, sagte er, und ihr Name brannte auf seinen Lippen, während er ihre Hände ergriff und vor ihr auf die Knie sank. »Ich bin nicht der Mann, für den du mich hältst. Ich meine, in körperlicher Hinsicht.« Wieder zog sie auf diese arrogante, wissende Art eine Braue hoch und brachte ihn damit zum Lachen. »Das meine ich nicht«, tadelte er sie und drückte wie zur Strafe ihre Hände.
»Dann erklär es mir.«
»Ich bin kein Mensch,
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