Schattenwandler 05. Noah
Aufglimmen und Verlöschen des Lichts. Spürte mehr, als dass sie es sah, wie es schneller wurde und wie die Abstände zwischen dem Aufleuchten kürzer wurden.«
»Oh, Scheiße!«
Mit einem blitzschnellen Sprung landete Kestra direkt neben dem Energieball.
»Kes!«
Sie nahm den Ball wieder an sich, und die grüne Energie vermischte sich mit dem hellen Schein auf ihrer Haut. Kestra richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und rannte zum nächsten Fenster. Noah war noch nicht ganz bei ihr, als sie mit dem Arm gegen das dicke Glas schlug, sodass es in tausend Scherben zersprang. Diesmal holte sie weit aus und schleuderte den Ball über die Zinnen hinaus in Richtung der Gärten. Er beschrieb gerade einen Bogen zu den Baumwipfeln hoch, da zerbarst er in einer heftigen Explosion.
Noah hatte Kestra bereits in den Schutz seines Körpers gezogen und sich mit dem Rücken zu der Druckwelle gedreht. Die Energie traf sie beide, und er absorbierte sie automatisch. Glas barst um sie herum, und die bunten Splitter regneten von allen Seiten auf sie herab.
Als alles vorüber war und keine Gefahr mehr bestand, richteten sie sich auf und rannten neugierig zu der leeren Fensteröffnung, um den entstandenen Schaden zu begutachten.
»Ach du Heiliger!«
Der leise Ausruf ehrfürchtigen Staunens war das Letzte, was Noah erwartet hatte, und er musste auf einmal lachen.
»Das kann man wohl sagen.« Er grinste, als er den kleinen Krater begutachtete, wo zuvor ein Hain aus Glyzinien und Weiden gewesen war. Von den Büschen und Bäumen waren nur noch verbrannte Holzstümpfe übrig, und immer noch regneten Laub und Splitter herunter. »Erinnere mich daran, dass die Übungsstunden mit deinen Kräften in Zukunft draußen stattfinden.«
»Mmm«, stimmte sie mit einem Nicken zu. »Tut mir leid wegen dem Fenster.«
»Fenster kann man ersetzen«, sagte er mit einem Schulterzucken.
Dann trat er wieder in den Raum zurück, um sie anzuschauen. »Woher hast du das gewusst?«
Sie lachte und warf ihm einen Seitenblick zu. »Wenn es etwas gibt, womit ich mich auskenne, dann sind es Bomben, Schätzchen.«
»Natürlich.« Er ging zu ihr, und unter seinen Stiefeln knirschten Glas und Metall. Dann hob er sie hoch, um ihre nackten Füße zu schützen, und verließ das Trümmerfeld. Sein Schlafzimmer und wahrscheinlich alle Räume auf dieser Seite des Schlosses waren völlig zerstört. Trotzdem grinste er aus irgendeinem Grund wie ein Idiot. Er war wahnsinnig stolz auf sie. Er hatte gewusst, dass sie außergewöhnliche Kräfte hatte, aber so etwas hatte er nicht erwartet. Das bedeutete, dass sie schnell und leicht lernte, und er konnte sehen, wie aufgeregt sie war angesichts der vielen Möglichkeiten, die sich hier boten. »Dir ist hoffentlich klar, dass du offiziell aus dem Geschäft als Söldnerin raus bist.«
»Natürlich«, sagte sie und konnte einen traurigen kleinen Seufzer nicht unterdrücken. »Aber …«
»Nein«. Sein Tonfall war bestimmt und duldete keine Widerrede. Er erreichte das Treppenhaus und überquerte den Flur, um in den anderen Teil des Schlosses zu gelangen.
»Ich wollte nur sagen …«
»Nein.«
Sie seufzte ergeben.
»Schön. Wenn du das so furchtbar eng und moralisch siehst.«
»Keine Sorge«, beschwichtigte er mit einem Lächeln. »In unserer Welt wirst du auch eine Menge in die Luft zu sprengen haben. Glaub mir.«
»Versprochen?«, fragte sie.
»Mein Wort als dein König.«
»Ha!« Dann, als sie bemerkte, dass er in seiner Ehre gekränkt war, fuhr sie sanfter fort: »Du bist nicht mein König.«
»Das ändert nichts daran, dass mein Wort gilt.«
»Nein, aber du solltest aufpassen, wie du etwas ausdrückst.«
»Witzig«, sagte er sinnend, während er die Tür zum Schlafzimmer auftrat, das Elijah immer bewohnte, wenn er für längere Zeit Noahs Gast war, »ich hätte nicht gedacht, dass ich mir überlegen muss, ob ich dein König, dein Mann oder sonst etwas bin.«
Er legte sie aufs Bett und trat zurück, um ihr einen bedeutungsvollen Blick zuzuwerfen. Sie dachte bereits darüber nach.
»Ich verstehe deinen Standpunkt«, sagte sie leise und legte ihm ihre warme Hand auf den Bauch, als er vor ihr stand.
Kestra spürte, wie er plötzlich erstarrte und seinen Blick von ihrem Gesicht abwandte. Sie folgte seinem Blick zu ihrer Hand auf seinem Bauch, und sie bemerkte, dass sich auf dem Hemd ein roter Fleck ausbreitete. Jäh setzte sie sich auf und versuchte ihre Hand zurückzuziehen, um seine Wunde zu betrachten.
»Das
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