Schattenwandler 05. Noah
Kriegstaktik und die Bewertung von Kräften und Fähigkeiten –, darin hast du in deinem Leben schon eine Menge Erfahrung gesammelt. Du wirst wie von selbst dazulernen. Ich würde deine Söldnertaktiken jederzeit gegen einen überdrehten Vampir zum Einsatz bringen. Und ich habe es schon getan.«
Noah blickte sie direkt an und erinnerte sie daran, dass sie zusammen gewesen waren, als sie ein übernatürliches Wesen besiegt hatte, das ihr um ein Vielfaches überlegen gewesen war. Gemeinsam in ihren Gedanken. Sie lächelte ihn breit und selbstzufrieden an, bevor sie sich an Damien wandte.
»Nun, wenn er die Sache so sieht, wie könnte ein Mädchen da Nein sagen?« Sie stimmte in das Gelächter der anderen ein. »Du bist so romantisch, Baby«, schnurrte sie.
»Oh ja, sie sind so sexy, wenn sie einen bewundern«, sagte Syreena pathetisch.
»Es ist mir sehr wichtig, dass ich deine Fähigkeiten nicht unterschätze, Liebling«, sagte Damien, und sein Lächeln löste die Anspannung in seinen Zügen. Kestra konnte spüren, wie er sich endlich entspannte.
»Mmm, ich bin noch immer ganz schön sauer, dass dieser Mistkerl mir zuvorgekommen ist«, murmelte Syreena und seufzte betroffen.
»Du warst verständlicherweise erschöpft, Liebling«, rief Damien ihr in Erinnerung und gab ihr einen beruhigenden Kuss auf die Braue.
»Das ist keine Entschuldigung«, sagte sie.
»Wichtig ist doch nur«, warf Noah ein, »dass es dir gut geht und dass er tot ist.« Er senkte die Stimme, sodass nur sie vier hören konnten, was er sagte. »Wenn ich mich nicht irre, war die Energie, die in dem Raum verbrannt worden ist, ein Zeichen für einen Mordsfruchtbarkeitszyklus, Syreena.« Die Augen des Dämonenkönigs blitzten smaragdfarben auf vor Belustigung. »Damien hat recht, du warst verständlicherweise erschöpft.«
Kestra kicherte in ihren Champagner hinein, und die Bläschen stiegen ihr in die Nebenhöhlen. Als sie hustend lachte, ließ die Röte im Gesicht der Gastgeberin bereits wieder nach, und die anderen fielen mit ein.
»Was glaubt ihr, warum wir zwei Wochen warten mussten, bis wir diese Party veranstalten konnten?«, bemerkte Damien trocken. Zuvor hatte er vorsorglich die Hand ausgestreckt, um Kestra davon abzuhalten, von ihrem Champagner zu nippen.
Es erwies sich als weise Vorsichtsmaßnahme. Kestra verlor vollkommen die Fassung, und ihr Gelächter führte dazu, dass sich rundherum die Köpfe zu ihnen drehten und ihre Freunde breit grinsen mussten.
»Stoßen wir an«, sagte Noah und hob das Glas zu seinen Gastgebern hin. »Auf … die Früchte unserer Arbeit.«
»Bravo! Richtig!«, riefen alle im Raum im Chor, auch wenn sie diese Worte ganz anders interpretierten als Noah.
»Darauf trinke ich auf jeden Fall«, sagte Syreena fröhlich. Damien grinste und stieß mit dem Dämonenkönig an.
Kestra musste sich an sehr viele neue Dinge gewöhnen, während sie sich in die Dämonenkultur einzuleben versuchte, doch nichts war so unterhaltsam wie die Art des Reisens. Sie hatten die Hilfe eines Geistdämons in Anspruch genommen, um sich zu Damiens Besitz teleportieren zu lassen, doch sie kehrten nicht auf dieselbe Weise zurück. Den längeren Heimweg würden sie als Rauch zurücklegen, eine Form, wie Noah sie benutzte. Doch zu Kestras nachhaltiger Freude beeinträchtigte diese Form ihre Sinne nicht. Sie war in der Lage, zu sehen, zu fühlen, zu hören und alles wahrzunehmen, als würde sie fliegen wie eine Superheldenfigur. Und weil Noah sich um das Lenken kümmerte, brauchte sie sich überhaupt keine Gedanken darüber zu machen, wo sie hinflogen oder wie sie dort hinkamen. Es war herrlich, der perfekte Nervenkitzel für ihre tollkühnen Neigungen.
Noah konnte ihre Freude die ganze Zeit spüren, und es war, als würde er es selbst neu erleben. Er reiste schon seit Jahrhunderten auf diese Weise und hatte so etwas nicht für möglich gehalten, doch ihre Begeisterung war ansteckend. Er empfand es als seltsam bittersüße Erfahrung, dass sie die neuen Dinge in ihrem Leben so einfach annehmen konnte. Ja, er wollte, dass sie es genoss und auch Spaß hatte in seiner Welt. Es würde alles viel leichter machen für sie.
Doch je mehr sie sich an allem sonst freute, desto mehr fiel ein Schatten auf die eine Sache, bei der sie sich immer noch zurückhielt.
Ihm gegenüber.
Nicht, was Sex betraf. Nein, darüber konnte er sich nicht beklagen. Und auf ihre Weise benutzte sie diese körperliche Verbindung dazu, sich seiner zu vergewissern, und
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