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Schattenwandler 05. Noah

Schattenwandler 05. Noah

Titel: Schattenwandler 05. Noah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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Haarschleife und schoss ihr ohne zu zögern in den Kopf.
    »Nein!«, stieß der Dämonenkönig geschockt und verzweifelt hervor, als plötzlich alles voller Blut war und unleugbar ein Leben ausgelöscht worden war.
    Er schwankte und dachte nicht mehr an die beiden, die er beschützen sollte.
    Doch es war zu spät.
    Der seltsam verzerrte Blick überkam den Dämonenkönig erneut. Alles verschwamm, und ihn durchfuhr das zersetzende Gefühl, dass sämtliche Zellen auseinandergerissen wurden. Noch nie, wenn er seine Gestalt auf molekularer Ebene angepasst hatte, hatte er einen solchen Schmerz und einen solchen Kontrollverlust erlebt. Er versuchte zu atmen, doch er hatte keine Lungen mehr, mit denen er das hätte tun können. Nicht in diesem Moment.
    Als es ihm im nächsten Augenblick gelang, brachte der tiefe Atemzug auch den durchdringenden Geruch nach verbrannten Kräutern und nach Kerzen mit sich. Einen Moment lang vergaß er die beiden anderen, merkte jedoch gleich darauf, wie sie alle drei schwer auf die Samtkissen fielen, die den Boden von Corrines Allerheiligstem bedeckten.
    Corrine hustete schwer, und dann spürte er, wie sie sich genauso blind, wie er es war, in den Ärmel seines Hemdes krallte.
    »Was zum Teufel ist da eben passiert?«, brachte sie heiser hervor.
    Das verriet Noah, dass das weit entfernt war von dem, was Corrine erwartet hatte. Schließlich bekam er Leah zu fassen und drückte sie fest an seine Brust. Er rieb sich heftig die Augen und versuchte etwas zu sehen. Doch es brachte nicht viel, also sah er sich gezwungen, sich hinzusetzen und mit Leah im Schoß und mit Corrine, die erschöpft an ihm lehnte, abzuwarten, bis er wieder sehen konnte.
    Genau in diesem Augenblick fuhr ein heftiger Windstoß über sie hinweg, gefolgt von dem unverkennbaren Geruch nach Schwefel und Rauch, der den Duft nach brennenden Kräutern überdeckte.
    »Kane!« Corrine rief den Namen ihres Ehemannes aus, dessen Kommen sie bemerkte, obwohl sie ihn nicht sehen konnte.
    »Corr! Noah! Was zum Teufel ist passiert?«
    Noah spürte, wie Corrines Wärme und ihre Nähe verschwanden. Er blickte in die Richtung ihres Energiefeldes, und plötzlich konnte er ganz verschwommen ihr kupferrotes Haar erkennen. Sofort wandte er sich Leah zu und versuchte, seinen getrübten Blick wegzublinzeln, während er das Kind nach Verletzungen untersuchte.
    »Kane, sind sie verletzt?«, wollte er von dem jüngeren Dämon wissen.
    »Nein«, versicherte ihm Kane, nachdem er sich hingekniet hatte, um Leah zu untersuchen.
    »Voller Ruß, aber ansonsten unversehrt. Geht es dir gut?«
    Noah wusste nicht, was er auf diese Frage antworten sollte. Nachdem er sich um Corrine und Leah keine Sorgen machen musste, traf ihn das, was geschehen war und was er mitangesehen hatte, mit solch schmerzhafter Wucht, wie er sie nur in den schlimmsten Momenten seines Lebens empfunden hatte. Und dennoch war das hier viel intensiver. Es drang ihm durch Mark und Bein und direkt ganz tief in die Seele.
    Er ließ Leah bei Kane und wankte durch ein verschwommenes Bild aus Kissen und Kerzenlicht, bis er eine Wand berührte. Er presste die Finger in den weichen Samt, der das Holzpaneel bedeckte, und zerknautschte ihn, als er die Hand zur Faust schloss.
    »Noah.«
    Er spürte Corrines Hände auf seinem Rücken, und ihr Mitgefühl war an der Sanftheit ihrer Berührung zu spüren. Noah konnte den Trost nicht ertragen. Er wollte nicht getröstet werden. Er schüttelte sie so heftig ab, dass sie rückwärtstaumelte.
    »Sie ist tot«, sagte er, und seine Stimme war rauer vor Gefühlsregung, als ihm lieb war. Er fuhr sich mit kalten Fingern über das schmutzige Gesicht und starrte geradeaus, bis der Stoff vor seinen Augen deutlich zu erkennen war. Die Wahrheit, die in seinen Worten lag, war vernichtend für ihn. Er lachte bitter über die launische Natur des Schicksals. »Jetzt weiß ich, warum ich seit einer Woche nicht mehr von ihr geträumt habe. Diese Träume sind …« Er schluckte schwer und versuchte die Gefühle zurückzudrängen, die viel zu heftig waren, um sie vor so sanften Freunden zu zeigen. »Es war eine Verbindung, die beide Seiten brauchte, um ganz zu werden. Und jetzt habe ich einfach dagestanden und es wieder geschehen lassen!« Er drehte sich um und blickte auf die rothaarige Druidin hinunter. »Du hattest recht. Es war sehr dumm. Ich habe sechs Monate verschwendet. Wenn ich gleich zu Anfang zu dir gekommen wäre, wäre sie unter meinem Schutz sicher gewesen, als sie

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