Schattenwandler 05. Noah
zurückzuschlagen.
Er war geradezu menschlich.
Doch Noah war kein Mensch, und so langsam riss ihm der Geduldsfaden. Was für ein undankbares Ding , dachte er schmunzelnd. Kestra sah, dass da plötzlich nur noch Luft war. Dann spürte sie, wie sich von hinten ein Arm um sie schlang. Er riss sie hoch und presste ihren Rücken und ihren Hintern fest gegen seine steinharten Muskeln unter dem dünnen Stoff, den er trug. Kestra stöhnte auf, als sich sein freier Arm über ihre Brüste legte und er sie mit seinen kräftigen Händen festhielt.
»Gute Nacht, Kikilia«, flüsterte er mit heißem Atem in ihr Ohr.
Kestra öffnete den Mund, um ihn zu beschimpfen, doch dann bemerkte sie, wie ihr Körper so schnell an Energie verlor, dass sie plötzlich Angst hatte, sie hätte nicht einmal mehr genug Kraft für den nächsten Atemzug. Sie sank schlaff in seine Arme, und es wurde dunkel um sie herum.
Isabella materialisierte sich mit einem lauten Knall in Corrines Wohnzimmer. Es ergab keinen Sinn für sie, dass Corrine Leah zu sich geholt hatte, ohne Kane mit einer kurzen Nachricht zu ihnen zu schicken, um ihnen Bescheid zu sagen. Selbst wenn es schon kurz vor Sonnenaufgang gewesen wäre, hätte Corrine gewusst, dass sie krank war vor Sorge, und sie hätte einen Weg gefunden, sie zu beruhigen und ihr zu sagen, dass ihre Tochter bei ihr gut aufgehoben war.
Andererseits konnte Kane sich nur an Orte teleportieren, an denen er zuvor bereits gewesen war oder die er bereits gesehen hatte. So viel, wie die beiden Vollstrecker unterwegs waren, wäre es für Kane wahrscheinlich unmöglich gewesen, sie ausfindig zu machen.
Bella rieb ängstlich die Hände gegeneinander, während sie sich zu orientieren versuchte. Ihre Spürnase verriet ihr, dass nicht nur ihre Tochter, sondern auch ihre Schwester und der entschwundene Dämonenkönig anwesend waren. Gleich darauf folgte die Aura von etwas anderem … etwas Mächtigem und Verzerrtem … und eine unterschwellige Furcht, die so groß war, dass die kleine Druidin sie praktisch schmecken konnte.
Alles, was sie wahrnahm, ging praktisch direkt in das Bewusstsein ihres Mannes ein, doch sie ignorierte seinen Warnruf in ihrem Kopf, als sie auf Corrines Meditationsraum zuging. Sie warf sich gegen die Tür, und die sprang auf.
Im Raum waberte eine gespenstische, fremde Energie, eine Rauchwolke, und über die Decke fuhren knisternde Blitze. Der Luftzug, der beim Öffnen der Tür entstand, vertrieb die Rauchwolke mit einem wütenden Wirbeln. Die Schwaden teilten sich unvermittelt und brachten die eindrucksvolle Gestalt des Dämonenkönigs zum Vorschein.
In seinen Armen hielt er eine schlaffe Frauengestalt.
Isabella schrie erschrocken auf, obwohl Jacob sie in Gedanken genau vor so etwas gewarnt hatte.
»Bella!«
Beim Klang der Stimme ihrer Schwester drehte Isabella sich um und erkannte augenblicklich Corrines zusammengekauerte Gestalt und ihre Tochter, die Corrine fest im Arm hielt.
»Sei vorsichtig! Er ist verrückt geworden!«
Isabella richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Noah. Sie stellte sich instinktiv breitbeinig hin, als sie bemerkte, dass er plötzlich auf sie zukam, die bewusstlose Frau noch immer in seinen kräftigen Armen.
»Noah«, wandte sie sich schnell und leise an ihn, »was tust du da?«
»Die Dinge geraderücken«, antwortete er, als würde das alles erklären. »Sie gehört mir.«
»Das mag wohl sein«, sagte sie hastig und stellte sich ihm in den Weg, als er um sie herumzugehen versuchte.
Er hätte seine Gestalt mit einem kurzen Blinzeln verwandeln können, aber er wusste genauso gut wie sie, wozu sie sich dann gezwungen sähe. Wenn es eine Person in der Dämonengesellschaft gab, die das zu einem schnellen Ende bringen könnte, dann war es Bella. Doch es hatte seinen Preis, wenn man jemandem seine Macht nahm; wenn sie es also vermeiden könnte, würde sie dies tun. Sie hatte dem König seine Macht schon einmal genommen, mit schrecklichen Folgen, die beinahe mehreren Leute das Leben gekostet hätten, einschließlich ihr selbst. Das wollte sie nicht noch einmal erleben, vor allem nicht mit ihrer verwundbaren Familie ganz in der Nähe.
»Noah«, fuhr sie fort, und ihre Stimme verströmte Ruhe und Sanftheit. »Wenn sie deine Seelenverwandte ist, wird dich niemand von ihr fernhalten wollen. Aber das ist nicht der richtige Weg, diese Frau in unsere Welt zu bringen. Es ist weder unser Weg noch der Weg unserer Gesetze.«
Bella blickte auf die Frau hinunter und nahm sie ein
Weitere Kostenlose Bücher