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Schattenwandler 05. Noah

Schattenwandler 05. Noah

Titel: Schattenwandler 05. Noah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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wenig genauer in Augenschein. Ihr Kopf hing schlaff über dem linken Arm des Königs, und ein Zopf aus schneeweißem Haar baumelte in der raucherfüllten Luft. Sie war blass, eindeutig eines Großteils ihrer Lebensenergie beraubt, ein Zustand, den Isabella so gut kannte, dass sie wusste, wer ihn herbeigeführt hatte. Weil Noah seine Verstöße mit voller Absicht in Corrines Anwesenheit begangen hatte, war es ziemlich wahrscheinlich, dass diese Frau tatsächlich die für ihn bestimmte Gemahlin war. Trotzdem konnte sie auch ein unschuldiges Opfer der fehlgeleiteten und unkontrollierbaren Gefühle des Königs sein. Jedenfalls war Noah nicht in der Verfassung, die Verantwortung für eine verletzte Menschenfrau zu übernehmen.
    »Sie sieht geschwächt aus«, stellte Isabella leise fest. »Lass mich helfen.«
    »Bleib, wo du bist, Vollstreckerin. Du wirst sie mir nicht wegnehmen.«
    »Das habe ich ja gar nicht gesagt«, lenkte sie rasch ein. »Aber wenn du eine Auseinandersetzung suchst, Noah, dann könnte jeder hier im Raum Schaden nehmen. Leah, Corrine … und diese Frau ebenfalls. Du bist so mächtig, dass ich meine ganzen Kräfte aufbieten müsste, um deine Stärke herunterzufahren. Da wäre nicht viel Platz für Tricks, Noah. Die junge Frau, die du da in den Armen hältst, könnte einen solchen Energieabfluss nicht aushalten.«
    »Wie du schon gesagt sagst, Leah ist im Raum. Kann so ein kleines Kind die mächtige Energie seiner Mutter aushalten?«, gab er kalt zurück.
    »Vielleicht nicht. Aber ich garantiere dir, dass du den Zorn seines Vaters nicht überleben wirst, wenn ihm oder jemandem aus seiner Familie etwas zustößt.«
    Noah blickte über den Kopf der kleinen Druidin hinweg, die ihm den Weg versperrte, und begegnete dem dunklen Blick seines Vollstreckers. Ihm wurde klar, dass Isabella ihn hingehalten hatte, während sie darauf gewartet hatte, dass ihr Mann kam.
    Der Monarch zögerte sichtlich. Mit einem Vollstrecker konnte er es vielleicht aufnehmen. Doch beide zusammen, das war etwas völlig anderes.
    Es war das Zögern, das stets eine Veränderung der Dynamik in einer Zwangssituation ankündigte. Nach all den Jahrhunderten war Jacob sehr vertraut damit. Das Zögern zwar zweifellos genauso eigennützig wie alles andere, was der König in den letzten Stunden getan hatte, doch es war auch ein Schritt in Richtung Vernunft. Wenn ihm klar wurde, dass seine Situation aussichtslos war, wäre er auf dem richtigen Weg, um auch die Fehler in seinem sonstigen unkontrollierten Verhalten zu erkennen.
    Jacob legte seiner Frau sanft eine Hand auf die Hüfte und schubste sie zu ihrem Kind hin. Während Bella hastig zu ihrer Schwester und ihrem Baby hinlief, um sie zu untersuchen und zu schützen, ging Jacob gegenüber seinem langjährigen Freund in Angriffsstellung.
    Er betrachtete rasch jede Einzelheit seiner Körpersprache, alles, von seinen fest aufgepflanzten Füßen bis zu dem entschlossenen Griff, mit dem er die blonde Frau festhielt, die schlaff in seinen Armen hing. Sie würde am Abend ein paar schwere Blutergüsse haben, doch Jacob war entschlossen, dafür zu sorgen, dass das das Schlimmste war, was ihr zustoßen sollte. Es beunruhigte ihn, dass ihr Atem so flach ging und dass sie in so tiefe Bewusstlosigkeit gesunken war, doch seine eigenen geschärften Sinne sagten ihm, dass Noah nicht die Zeit gehabt hatte, ihr weiteren Schaden oder weitere Verletzungen zuzufügen.
    »Ich werde niemandem erlauben, sie mir wegzunehmen. Es ist mir egal, welche Opfer dafür notwendig sind, ich werde sie bringen, um sie behalten zu können. Hast du mich verstanden?«
    Jacob hatte ihn sehr gut verstanden. In diesem Augenblick würde der König jedes Leben im Raum – und sein ganzes Volk – opfern, um seine Beute zu behalten. Jacob kannte das Gefühl gut. Auch er hatte Noah einmal bedroht, als er nach der ersten intensiven Begegnung gezwungen war, Bella zu verlassen. Es hatte auf eine Weise an seiner Seele und an seinem Verstand gezerrt, dass er glaubte, er könnte es nicht noch einmal ertragen. Nicht ohne ganz instinktgetriebenes Tier zu werden, ziemlich genau wie der Dämon, den er vor sich hatte.
    »Verstehe. Aber der einzige Weg, sie zu behalten, ist, dich an das Gesetz und an die Regeln zu halten. Das ist dir doch klar, oder?«
    Noah zögerte erneut und drückte die Last in seinen Armen etwas fester an seine Brust. Jacob sah, wie der König kurz die Augen schloss, wie sein Gesicht sich dem der Frau näherte, und er hörte ganz

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