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Schattenwandler 05. Noah

Schattenwandler 05. Noah

Titel: Schattenwandler 05. Noah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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hören, das wie eine Welle durch die Zuschauertribünen ging, als der Vollstrecker vor ihr stand. Sie blickte auf und fühlte sich angesichts seiner großen, eindrucksvollen Gestalt klein und verletzlich. Er war aus Muskeln und Sehnen geformt wie eine Marmorskulptur. Die Schwielen an seinen Händen waren nicht zu übersehen, auch nicht die Narbe an seiner linken Schläfe. Sarahs Vater hatte ihr erzählt, dass ihn dort eine eiserne Klinge getroffen hatte. Wenn sie sich vorzustellen versuchte, wie sich das angefühlt haben musste, das für Dämonen so tödliche Metall, das sich durch Haut und Knochen fraß wie Säure, fragte sie sich, wie sich die Sehfähigkeit auf seinem linken Auge hatte erhalten können. Er hatte Glück gehabt, dass nur eine Narbe zurückgeblieben war.
    »Guten Abend, Sarah«, begrüßte er sie, und seine tiefe Stimme klang überraschend sanft.
    »Vollstrecker«, grüßte sie zurück und nickte in bester königlicher Manier.
    »Ariel«, verbesserte er sie, und ein belustigtes Lächeln spielte um seine Lippen und funkelte in seinen Augen.
    Sarah zuckte mit den Schultern, um ihm zu zeigen, dass es ihr gleich war.
    »So sei es«, sagte Ariel leise. »Ich dachte, Ihr sollt wissen, dass ich vorhabe, diesen Wettkampf zu gewinnen, und dass ich Euch als meinen Preis verlangen werde.«
    Sarah schnappte erschrocken nach Luft und errötete vor Zorn.
    »Wie könnt Ihr es wagen, so mit mir zu sprechen!«
    »Stellt Euch darauf ein, Kikilia«, sagte er entschlossen, »bald werdet Ihr unter meinem Dach weilen und mein Herz beglücken, und Ihr werdet nicht länger Prinzessin sein.«
    »Lieber möchte ich in siedendes Öl getaucht werden, als die Gemahlin des Vollstreckers zu werden«, versetzte sie in einem beißenden Tonfall, der verletzend sein sollte. Sie fand, dass schon der bloße Gedanke anmaßend war. Keine Prinzessin mit ein wenig Selbstachtung würde das Haus ihres Vaters verlassen und ihren Titel aufgeben, um mit dem Stigma zu leben, die Frau des Mannes zu sein, der seine eigenen Leute demütigte und bestrafte.
    Zugegeben, jemand musste es tun, und ihr Vater hatte große Achtung vor ihm, doch sie war nicht gewillt, die Frau von so jemandem zu werden, egal, was er dagegen sagte.
    Ariel lächelte bei ihrer Antwort, doch sie verstand nicht, was daran so lustig sein sollte.
    »Würdet Ihr mir einen Gefallen tun, Mylady? Dann werden alle erfahren, wie hoch ihr mich achtet, wenn ich in die Kampfarena schreite.«
    Sie stöhnte auf, erschrocken angesichts seiner Unverfrorenheit.
    »Niemals!«
    »Nun gut. Es spielt im Grunde keine Rolle. Vor Sonnenaufgang werdet Ihr mir gehören.«
    Ariel streckte unvermittelt die Hand aus und nahm sich die Freiheit, über ihr blondes Haar und mit einem Finger über ihren Nacken darunter zu streichen. Sie schnaubte, doch es war nicht nur Wut. Seine Berührung war wie Feuer auf ihrer Haut und entflammte sogleich ihren ganzen Körper. Als er sich umdrehte und wegging, war Sarah wie betäubt und sprachlos angesichts der Gefühlswallungen, die sie durchströmten. Haut und Atem, Herz und Blut, alles. Alles. Es war, als wäre eine schimmernde Kerze in ihr entzündet worden und als würden gelbe Lichtfunken durch jede einzelne Pore nach außen jagen.
    Sarah verstand auf einmal, was nackte Panik und Angst tatsächlich bedeuteten. Als Prinzessin hatte sie nie vor irgendetwas Angst haben müssen. Sie hatte ein behütetes Leben geführt und war stets selbst vor den elementarsten Ängsten geschützt.
    Jetzt hingegen erhielt sie einen Schnellkurs in all diesen beängstigenden Gefühlen. Der Vollstrecker hatte sie berührt, und ihr Körper raste vor Licht und vor knisternder Energie. Es gab nur eine einzige Bedingung, die eine so heftige Gefühlsreaktion ohne offensichtliche Ursache in einem Körper auslösen konnte.
    Die Prägung.
    Das bedeutete, dass sie genau zu dem bestimmt war, was er wollte. Seine Prägungspartnerin zu sein. Seine Gefährtin während der ganzen Jahrhunderte seines Lebens.
    Und sie konnte nichts daran ändern.
    Bis auf eins. Sie konnte ihm ihren Körper nicht verweigern oder das Bedürfnis nach seiner Nähe abstellen, das sie seit diesem Tag hatte, doch sie hatte die Möglichkeit, ihm ihr Herz zu verweigern. Sie konnte beschließen, ihm keine Liebe zu schenken. Wenn sie ihm ihre Liebe vorenthielt, würde er sie nicht wirklich erobern.
    Bei dem Gedanken, einem so mächtigen Mann zu trotzen, begann Sarahs Herz schneller zu schlagen. Das war der Moment, in dem sie beschloss,

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