Schattenwandler 05. Noah
ändern. Und jetzt lass mich gehen, oder ich schwöre …«
»Ich habe es schon geändert, obwohl ich nie dein eigentliches Wesen würde ändern wollen. Ich bin nicht der, für den du mich hältst.«
»Es ist mir egal, wer du bist. Du bist mir noch genauso fremd wie am Anfang! Du bist reich? Nun, ich auch. Du bist stark und mächtig? Du hast noch nicht einmal die Oberfläche meiner Stärke und Macht angekratzt. Es ist mir egal, wie viele süße Mäuschen hier hereinspazieren und dich Mylord nennen oder was dich sonst abheben lässt, so leicht bin ich nämlich nicht zu beeindrucken. Fordere mich nicht heraus. Du wirst es bereuen. Und jetzt lass mich los!«
Noah tat es so unvermittelt, dass sie rückwärtstaumelte.
»Kestra, du hast keine Ahnung, was du dir antust, wenn du gehst.«
Sie lachte schnaubend und ungläubig.
»Mein Gott, du hast sie wohl nicht mehr alle? Ich habe die ganzen Jahre bestens ohne dich überlebt, und das werde ich verdammt noch mal auch in Zukunft tun. Dich hat’s gejuckt, Noah, und du bist gerade gekratzt worden. Es war spitze, aber jetzt muss ich wirklich gehen.«
Ihr überheblicher Sarkasmus klang sehr versiert. Er ballte die Fäuste, als sie sich auf dem Absatz umdrehte und mit einem Türknallen den Raum verließ. Er musste sich zusammenreißen und sein Temperament zügeln, um nicht wie ein Schuljunge in einer Meute hinter der Cheerleaderin herzulaufen. Er hätte ihr zeigen können, was Macht bedeutete, hätte sie im Bruchteil einer Sekunde als Wirbel aus Asche und Staub in seine Welt zurückholen können. Verdammt, er hätte ein ganzes Land in Flammen aufgehen lassen können, nur um ihr zu zeigen, in was sie da hineingeraten war, ob es ihr gefiel oder nicht.
Doch das war nur die Stimme seines berüchtigten Temperaments. Er konnte Unschuldigen kein Leid zufügen …
Noah öffnete die geballten Fäuste und stieß den Atem aus. Er hatte bereits Unbeteiligten auf der Suche nach ihr Leid zugefügt. Die Erinnerung an Bellas Wutausbruch und an ihre Ohrfeige nagte schwer an ihm. Würde Kestra je erfahren, welchen Preis er für sie bereit war zu zahlen, nur um ihr das Leben zu retten? War er kaltblütig genug, ihr dieses Wissen ins Gesicht zu schleudern?
Geduld , sagte er sich und benutzte das Wort wie ein Mantra, um sein erhitztes Gemüt zu beruhigen. Geduld . Die Zeit arbeitete für ihn. Er hatte ihr das nicht vorenthalten. Alles, was er tun musste, war, drei, vier Tage zu warten. Dann würde sie verstehen, was es hieß, ohne ihn zu sein. Sie würde schwach und krank werden und vielleicht dem Tod geweiht sein, wenn sie nicht zurückkam.
Die Vorstellung war unerträglich.
Er musste eine andere Lösung finden.
Die unglückliche Prinzessin
Ein Dämonenmärchen
Cont’d …
Ariel hielt sein Versprechen.
Sarah saß da und sah voller Verachtung dabei zu, wie er einen Gegner nach dem anderen in anstrengendem Wettkampf besiegte. Sie war überzeugt davon, dass er irgendwie mogelte, vor allem, als er den Feldherrn selbst besiegte, der unter den Dämonen der beste Kämpfer war. Vielleicht lag es daran, dass er ein Vollstrecker war. Schon beim Betreten der Arena verbreitete er Furcht und Schrecken. Wahrscheinlich zitterten jedem Einzelnen die Knie vor ihm, und sie ließen ihn gewinnen in der Hoffnung, dass er vielleicht gnädiger mit ihnen wäre, wenn er ihnen in einer Heiligen Nacht begegnete. Doch er kannte keine Gnade. Sarah war es egal, ob er nur seine Arbeit machte, eine von ihrem eigenen Vater erdachte und respektierte Arbeit. Selbst ihr Vater würde bei der Vorstellung erblassen, einen Vollstrecker als Schwiegersohn zu haben.
Er würde gewinnen, sie sah es kommen.
Sarah weigerte sich, sich wie ein Lamm zur Schlachtbank führen zu lassen. Es war ihr egal, dass von ihr erwartet wurde, als Belohnung für die Spiele das Abendessen mit dem Gewinner zu verbringen. Es war ihr egal, dass ihre Abwesenheit ihren Vater und den Vollstrecker in Verlegenheit bringen, sie vielleicht sogar wütend machen würde. Bei der ersten Gelegenheit, da die Aufmerksamkeit ihres Vaters abgelenkt war, erhob sie sich und ging.
Sie rannte zu den Ställen.
Innerhalb von Sekunden saß sie im Sattel und floh mit ihrem schnellsten Lieblingspferd. Sie hatte nicht einmal den Sattel gegen einen für Damen ausgetauscht, riss ihren Rock hoch und setzte sich wie ein Mann im Reitersitz hinein, damit das Tier gehorchte und sie es so schnell wie möglich antreiben konnte. Sie war wie ein Nachtgeist, ihr schöner schlanker
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