Schattenwandler 05. Noah
Energiespur wahrnehmen, der er aus dem Salon und dem großen Saal hinaus auf der Suche nach einer anderen Frau folgte, deren Plan es zu sein schien, ihm Kummer zu machen. Er verlor langsam den Überblick, bei wie vielen Frauen er in den letzten vierundzwanzig Stunden angeeckt war. Der Dämonenkönig vermutete, dass er Jasmine ebenfalls auf die Liste setzen konnte, wenn er ihr eine Lektion erteilte.
Er ging in den großen Saal und blieb überrascht stehen. Jasmine hielt Hof mit einem halben Dutzend Dämonen, deren Hände und Augen auf ihrem schlanken Körper lagen, während sie schamlos mit ihnen flirtete. Sie blühte auf angesichts der Aufmerksamkeit, die ihr die Dämonen im Übermaß schenkten, eine Großzügigkeit, die von der Nacht und dem voller werdenden Mond noch befeuert wurde.
Da sie eine Schattenwandlerin war, wurde Jasmine heute als eine Art Freiwild angesehen. Er konnte wohl nichts einwenden dagegen, selbst wenn er einen logischen Grund für einen Einwand finden könnte. Es war besser, wenn deren Aufmerksamkeit sich auf sie richtete. Damit wären zumindest ein oder zwei von ihnen aus dem Weg, falls sie sich dazu entschließen sollte, eines der Versprechen einzulösen, die sie mit ihrem sinnlichen Körper gab.
Doch er war sich ziemlich sicher, dass Jasmine eine recht voreingenommene Person war und es als unter ihrer Würde betrachtete, sich außerhalb ihrer Spezies zu vergnügen.
»Jasmine!«
Jasmine drehte den Kopf und schaute unbekümmert drein, als sie die sichtliche Missbilligung des Dämonenkönigs bemerkte. Sie warf ihm ein entwaffnendes Lächeln zu und stand von ihrem Stuhl auf, als er auf sie zuging. Wenn er eine Gewitterwolke wäre, dachte sie, als sie ihn näher kommen sah, könnte er einen Blitz direkt in ihren Kopf jagen. Sein bloßes Erscheinen und sein Ausdruck schafften es, den Raum zu leeren, denn die Dämonen verschwanden in aller Eile.
»Guten Abend, Noah. Schön, dich zu sehen. Ich habe eine Nachricht von Damien«, sagte sie, als gäbe es nicht das Geringste, was man ihr vorwerfen könnte. Sie war höflich und nüchtern, ließ sich an seinem Kamin gelassen auf den Stuhl sinken und sah aus, als fühlte sie sich wie zu Hause.
»In Zukunft, Jasmine, erwarte ich von dir, dass du dich auf den öffentlichen Bereich des Schlosses beschränkst. Ich rate dir, nicht den Fehler zu machen und über die falsche Schwelle zu treten, damit es nicht so aussieht, als ob du … Ärger suchst.«
Was für eine Drohung , dachte Jasmine. Entweder das oder es war ein Lockmittel. Beides erheiterte die Vampirin grenzenlos. Noah war schlau wie eine Katze, und er hatte sich soeben vor ihrem Mauseloch niedergelassen und wartete darauf, dass sie diesen einen falschen Schritt machte, während sie das falsche Stück Käse stahl.
»Ich werde es mir merken«, versprach sie, und ihr Gesichtsausdruck und das unübersehbare Rekeln verrieten ihre Absicht, ihn zu provozieren. Noah schloss einen Moment lang die Augen und schüttelte kurz den Kopf, um sein gefährlich brodelndes Temperament zu zähmen, bevor er sie schließlich anstarrte.
»Genug, Jasmine.« Er seufzte und hatte sich so weit im Griff, dass er nichts Unbedachtes tat, zum Beispiel sie mit bloßen Händen zu erwürgen. Das würde einen Krieg mit den Vampiren auslösen, und er hatte schon genug Ärger am Hals. »Bringst du Damiens Hausstand ebenfalls regelmäßig durcheinander, oder hast du dir diese Ehre nur für mich aufgehoben?«
»Ich verspreche dir«, antwortete sie leichthin, »ich versuche überall, wo ich bin, Ärger zu machen.«
Sie nahm die Hand, die er ihr hinstreckte, und er zog sie zu sich hoch und ging mit ihr in den Garten hinaus, wo sie am ungestörtesten waren. Politik war schließlich Politik, und sie war aus einem bestimmten Grund gekommen.
»Sag mir also, was ich für den Vampirprinzen tun kann.«
»Es geht eigentlich eher darum, was er für dich tun kann. Ich soll eine Warnung überbringen.«
Noah blieb stehen und schaute sie an, während er einen düsteren Blick aufsetzte.
»Erklär mir das.«
»Das, was Damien vermutet hat, ist eingetreten. Eine kleine Gruppe von Vampiren hat die Hochzeit des Prinzen, die vor Kurzem stattgefunden hat, zum Anlass genommen, sich vom Gesetz loszusagen. Ich weiß, dass du genug Sorgen hast mit Ruth und Nicodemous, die letzten Winter nach dem Kampf mit uns verschwunden sind, doch bis sie wieder auftauchen, bittet Damien dich, diese gefährliche Bande von Vampiren im Auge zu behalten. Die Vampire
Weitere Kostenlose Bücher