Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenwandler 05. Noah

Schattenwandler 05. Noah

Titel: Schattenwandler 05. Noah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
Vom Netzwerk:
weitere Eroberung aus. Wenn ich es noch einmal tun könnte …«
    »Dann würde genau das Gleiche passieren«, sagte sie leise und setzte sich langsam auf, sodass sie einander sehr nah waren und er ihren warmen Atem im Gesicht spüren konnte. »Ich weiß, was dich getrieben hat, Noah. Ich weiß es deshalb so gut, weil es mich ebenfalls getrieben hat. Nach all den Monaten unerfüllter Verheißung erstaunt es mich geradezu, dass es nicht gleich passiert ist, als ich aufgewacht bin. Wir sind eben Menschen, und wollen Menschen nicht ihre Fantasien wenigstens einmal ausleben? Es tut mir leid, dass ich gemein war. Ich bin wirklich überrascht, dass du die Oberzicke ignoriert hast und wieder aufgetaucht bist. Ich habe so getan, als wenn es mir nichts bedeuten würde, als wäre das normal für mich. Ich kann ganz schön gemein sein, und ich verspreche nicht, dass es nicht wieder passieren wird, weil ich sicher bin, das wird es.«
    »Ganz bestimmt«, sagte er grinsend. »Aber ich kann auch verstehen, warum du so sauer warst. Ich kann manchmal ganz schön dominant sein. Ich konnte nicht … ich war nicht besonders rücksichtsvoll.«
    »Oh, das würde ich nicht sagen«, bemerkte sie mit schelmisch hochgezogener Augenbraue und lächelte.
    Noah war betäubt und verwirrt, und man konnte es seinem Lachen anhören.
    »Weißt du, nach dem Tag hatte ich Visionen, dass du mich gern grün und blau schlagen würdest. Ich habe keine Offenheit oder viel Spielraum in dieser Sache erwartet.«
    »Okay.« Kes lächelte, als sie an ihre Runde mit dem Sandsack dachte. »Ich hatte ein bisschen Zeit, über meine Gefühle nachzudenken und mich abzureagieren«, lenkte sie ein. »Und ich bin beschämt, weil du mir noch einmal das Leben gerettet hast. Und du hast meine Krämpfe und meine Kopfschmerzen verscheucht. Na ja, beinah jedenfalls.«
    »Das liegt an der Flüssigkeit und daran, dass du nicht mehr der Hitze ausgesetzt bist«, sagte er zu ihr, und seine rauchfarbenen Augen blitzten vergnügt. Er ließ seine Finger über ihren Nacken gleiten, bis er auf Verspannungen stieß. Er begann sie sanft zu massieren, so wie er es mit ihren Händen getan hatte, und wieder spürte sie die Wärme und die Magie, die sie durchströmten wie eine heilsame Salbe. Sie seufzte zufrieden und ließ den Kopf auf die Brust sinken. Er setzte die Massage fort, bis sie schwankte und sich wieder fing und ihn mit schläfrigem Blick ansah.
    »Kann ich gefahrlos schlafen?«, fragte sie.
    »Ja. Ich werde aufpassen und dich in einer Stunde wecken, damit du noch etwas Flüssigkeit zu dir nimmst.« Noah betrachtete die riesigen Fenster und die mögliche Sonneneinstrahlung. Sie war davor geschützt, doch in seinem erschöpften Zustand könnte er durch den Kontakt mit der Sonne ins Koma fallen. »Ich verhänge die Fenster, damit keine Sonne und keine Wärme hereinkommen. Das wäre schädlich für jemanden, der zu viel Hitze abbekommen hat. Du kannst von Glück sagen, dass du keinen Hitzschlag bekommen hast.«
    »Ich glaube, ich hatte einen.« Sie gähnte, legte sich zurück und kuschelte sich in die Kissen. »Sonst hätte ich dich wahrscheinlich längst grün und blau geschlagen, statt so nett zu sein. Ich bin sonst nie nett.«
    »Also, dann verzeihst du mir hoffentlich, dass ich nicht den Doktor hole.«
    »Mmm, warte nur, bis es mir besser geht.«
    »Das werde ich, mit angehaltenem Atem, Kikilia .«
    »Ich hab dir gesagt, du sollst mich nicht so nennen.«
    »Okay. Ich beachte dich gar nicht. Schlaf jetzt.«

 
    11
    Jacob hatte ein paar beängstigende Dinge in seinem Leben erlebt, sogar einen Kampf mit einem stark unter dem Einfluss des Mondes stehenden und unendlich starken Gideon, doch das war nicht zu vergleichen damit, falls auch nur die kleinste Kleinigkeit schiefging.
    Und selbst wenn alles gut ginge, wäre es nicht damit zu vergleichen.
    Der Vollstrecker machte sich zur Landung bereit und veränderte die Wirkung der Schwerkraft mit solchem Geschick, dass er leichter aufsetzte als eine Feder. Vor seiner Türschwelle hielt er inne, noch immer nicht an die gedankenleere und grußlose Stille gewöhnt, die ihn empfing. Leah wäre schon längst im Bett, und obwohl er sie liebte, konnte auch ihr Jubel, wenn er über die Schwelle trat, nicht die zärtliche Wärme ihrer Mutter ersetzen, wenn diese ihn mit einem Kuss begrüßte.
    Er fluchte leise und änderte seine Meinung, indem er im stärker werdenden Sonnenlicht stehen blieb. Er setzte sich auf die Eingangstreppe, die langen Beine

Weitere Kostenlose Bücher