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Schattenwandler 05. Noah

Schattenwandler 05. Noah

Titel: Schattenwandler 05. Noah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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unten auf eine der Stufen gesetzt, die zu einem Weg hinabführten. Der Rasen und die Gärten um ihn herum waren gepflegt und strahlten im Morgenlicht, während der Tau der kalten Nacht langsam verdunstete. Das war einer der Vorteile, wenn man ein Erddämon war – Grün und Blumen, wann immer man es wollte. Doch Bella liebte den Herbst und seine Farben, was bei jemandem, der in New York aufgewachsen war, nicht verwunderte. Deshalb umgaben kräftige alte Eichen und Dutzende anderer Laubbäume das Haus, das einst einen freien Blick auf die Klippen gehabt hatte.
    Der Boden war mit Blättern bedeckt, die Farben kräftig und bunt, und hier und da lagen sie zu kleinen Haufen geschichtet. Er hätte alles mit einem Gedanken beseitigen können, doch Bella wollte sie unbedingt zu Haufen schichten, die sie und Leah sofort wieder zerstörten, indem sie hineinsprangen.
    Natürlich spielten sie in der Dunkelheit.
    Jacob wusste, dass sie sich wünschte, ihr Kind könnte die Dinge im Sonnenlicht sehen, doch das war nur ein »leichtes Bedauern«, wie sie es nannte. Das mit der Zeit vergehen würde, vielleicht wenn Leah stark genug war, dass sie genau das tun konnte.
    Und diese Anpassungsfähigkeit machte es so schwierig für ihn, zu verstehen, warum Isabella so unglaublich wütend auf Noah war. Und auf ihn.
    »Ich wünschte, ich wäre einmal diejenige, die sich nicht anpassen muss.«
    Jacob hatte sie so lange nicht sprechen hören, dass sein Herz einen Purzelbaum schlug, als er sich umdrehte, um sie anzuschauen.
    »Bella …«, flüsterte er.
    Sie trat aus der Tür und setzte sich neben ihn. Sie trug einen Strickpullover, und trotzdem musste sie sich tief hineingraben, um nicht zu frieren.
    »Aber dann schaue ich mir die Bäume an und spiele mit unserer Tochter mit den Blättern, und mir wird klar, dass auch du deinen Teil der Anpassung geleistet hast.«
    Jacob sah, wie sie sich flüchtig mit den Fingerspitzen die Augen rieb, eine dieser seltsamen menschlichen Angewohnheiten, um Gefühle zu verbergen.
    »Bäume sind nichts Besonderes für mich. Sie sind etwas Natürliches. Ein Teil von mir, kleine Blume«, sagte er leise zu ihr. »So wie es natürlich für dich ist, wütend auf jemanden zu sein, der dein Kind in Gefahr bringt.«
    »Sie ist auch dein Kind. Das heißt, dass du deine Bräuche an sie weitergibst. In deiner Kultur gilt, je früher ein Kind seine Fähigkeiten entwickelt und einsetzt, desto mehr wird es respektiert und dazu ermuntert, sie einzusetzen. So gesehen leuchtet mir ein, warum niemand meine Wut versteht. Aber was ist mit meiner Kultur? Was ist mit den menschlichen Gepflogenheiten? Habe ich etwa gesagt, du sollst wütend auf Noah sein wegen dem, was er getan hat? Dass ein Vater jemanden zu Brei schlagen soll, der sein Kind zu eigenen Zwecken missbraucht?« Sie lachte kopfschüttelnd. »Der Einzige, der das versteht und der mit mir übereinstimmt, ist Noah, Herrgott noch mal!«
    »Ich weiß«, sagte Jacob leise. »Und du hast recht. Was Noah getan hat, war falsch und gefährlich …«
    »Aber?«
    »Aber du liebst ihn, und du musst ihm verzeihen.«
    Bella nickte und brach in Tränen aus.
    Kestra erwachte und schlug vorsichtig die Augen auf, und ein stechender Schmerz fuhr hindurch und auch durch ihren Kopf. Er ließ nach, als sie den Blick auf etwas zu richten versuchte, und sie seufzte erleichtert und wartete, bis er vollständig verschwunden war, bevor sie sich überhaupt bewegte. Wie sie so ruhig dalag, bemerkte sie auf einmal, dass ihr etwas auf den Rücken drückte.
    Sie lag auf dem Bauch, und der Raum war vollkommen dunkel, aber sie konnte bei Nacht sehr gut sehen, weshalb es ihr nicht besonders viel ausmachte. Doch normalerweise gab es irgendein schwaches Licht, zumindest von einer Straßenlaterne oder von der Veranda her.
    Das Gewicht auf ihrem Rücken bewegte sich und weckte ihre Aufmerksamkeit. Umso mehr, als Finger, deren Besitzer neben ihr lag, sanft über ihre Wirbelsäule glitten. Sie wartete ab, bis er innehielt, und drehte dann vorsichtig den Kopf, um in die entgegengesetzte Richtung zu schauen. Sie hielt den Atem an, und das war gut so, denn ihre Gesichter berührten sich auf einmal fast. Er war abwesend, also atmete sie ganz langsam aus. Sie hatte noch nie neben jemandem geschlafen, ihr mangelndes Vertrauen ließ das nicht zu. Und sie stellte fest, dass es gar nicht so schlimm war, auch nicht bei diesem Mann.
    Sie konnte ihn trotz der Dunkelheit überraschend klar erkennen. Seine Gesichtszüge waren

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