Schattenwandler: Adam (German Edition)
während er die Hand seiner Frau mit beiden Händen umschloss und auf sie hinunterstarrte.
»Verdammt will ich sein«, fluchte Adam ungläubig. »Sie haben eine Bindung!«
»Ja«, fügte Noah hinzu. »Sie und das Kind sind die Erfüllung einer uralten Prophezeiung. Vieles hat sich geändert, mein Freund.« Noah hielt inne und blickte ihn an. »Nur du nicht. Du siehst noch genauso aus, wie ich dich in Erinnerung habe.«
Vierhundert Jahre . Der König wiederholte sich nicht, doch Erstaunen lag in seiner Stimme und in seiner Miene. Die Worte tauchten in Adams Gedanken auf, während er alles um sich herum in sich aufzunehmen versuchte.
»Eine Menschenfrau und ein Dämon. Das ist gegen die heiligen Regeln«, sagte er benommen. »Regeln, auf deren Einhaltung ich als dein Vollstrecker achten muss!«
» Ich bin der Vollstrecker!«, stieß Jacob feindselig hervor. »Du hast deinen Posten verlassen und das Recht verwirkt, dich so zu nennen, als du deine Leute und deine Familie im Stich gelassen hast! Als du mich im Stich gelassen hast! Du bist ohne ein Wort und ohne irgendeinen Hinweis verschwunden! Ich dachte … wir alle dachten, du wärst tot! Was hätte dich sonst«, spottete er, »von deinen vereinbarten Runden abhalten sollen? Doch du bist am Leben und anscheinend wohlauf. Denkst du, dass ich die letzten vierhundert Jahre vergesse, weil du mir auf einmal zu Hilfe eilst, Bruder? Glaubst du, ich werde deshalb je vergessen, wie es sich angefühlt hat, als ich deinen Umhang als Vollstrecker übernommen habe, und die ganzen Jahre, in denen ich unter meinen eigenen Leuten ein Ausgestoßener war? Ich habe mich von einem Moment auf den anderen von einem heldenhaften Vampirjäger in einen Oberpriester verwandelt. Ich wollte das nicht, Adam! Doch wer hätte es sonst tun sollen?
Nein, Adam, du bist nicht mehr länger der Vollstrecker, und du wirst es auch nie mehr sein. Ich trage diesen Titel inzwischen mit Stolz, gemeinsam mit meiner Frau, die an meiner Seite kämpft. Sie und ich sind Noahs Vollstrecker, und du bist nichts! Für dich ist kein Platz hier! Ich weiß nicht, wieso du überhaupt zurückgekommen bist! Als Mutter und Vater getötet wurden, hast du das Bedürfnis ja auch nicht verspürt!«
»Was?«, keuchte Adam entsetzt.
»Jacob!«, warnte Noah.
»Schaff ihn hier weg!«, tobte Jacob. »Im Gegensatz zu ihm kenne ich meine Verantwortung, und im Augenblick habe ich eine Familie, um die ich mich kümmern muss. Gib mir mein Kind und geh. Geh!«
»Ich habe mich nie vor meinen Pflichten gedrückt!«, brüllte Adam seinen Bruder an, wütend darüber, dass der so etwas glauben konnte, und ratlos vor lauter Fragen und Informationen und Anschuldigungen, mit denen er nichts anfangen konnte. »Wenn du wirklich besorgt wärst um die deinen, würdest du nicht deinen einzigen Schutz fortschicken!«
»Jacob … hör zu«, mischte Noah sich ein. »Zähl doch zwei und zwei zusammen. Schau ihn dir an. Du siehst doch, dass er nicht vierhundert Jahre lang irgendwo im Exil gelebt und alles im Stich gelassen hat. Schau dir seine Kleider an. Seine Waffen. Es sind die gleichen Sachen, die er an dem Tag trug, als er verschwand.« Noah verstand Jacobs Ausbruch, die heftigen Worte und die Anschuldigungen. Etwas in Jacobs Verstand wollte lieber glauben, was er sagte, als sich mit einer Wahrheit abzufinden, die wahrscheinlich viel schmerzhafter war.
»Am Abend von Beltane habe ich noch mit einer violettäugigen Zigeunerin gesprochen, und im nächsten Moment habe ich gesehen, wie du einem Vampir, der dich bedroht hat, den Rücken zugekehrt hast«, sagte Adam.
Jacob blickte auf, während er Bella noch fester an sich zog. Seine dunklen Augen waren voller Emotionen. Sein Verstand war verwirrt von dem Gift, das seine Frau in ihrem Gehirn und in ihrem Körper verarbeitete. Wegen der Bindung zwischen ihnen schlugen ihre Herzen synchron, und es schwächte ihn, während es ihn normalerweise stärker machte. Jede Verletzung, die sie erlitt, war für ihn wie eine tiefe Wunde in der Brust, und in diesem Fall in seinem Verstand.
Adam trat zu seinem Bruder, kniete sich vor ihn hin und fasste ihn am Nacken.
»Ich würde dich nie im Stich lassen, Jake«, sagte er trotzig.
»Aber du hast mich im Stich gelassen«, sagte Jacob leise und blickte seinen Bruder an, diesmal mit weniger Groll. »Auch wenn du es nicht gewollt hast, so hast du es doch getan«, stellte er fest. »Es war mein Kind. Mein Mädchen.« Er streckte eine Hand nach seinem Kind in Noahs
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