Schattenwandler: Kane (German Edition)
Gedankengang.
„Du hast doch schon einmal bewiesen, dass du meinen Geist beeinflussen und mich lenken kannst wie eine Marionette!“
„Sehe ich so aus, ich hätte Interesse an einer Marionette?“, entgegnete er scharf. „Wenn ich auf ein hirnloses Sexspielzeug aus wäre, dann würde ich dich einfach benutzen und dafür sorgen, dass du hinterher alles vergisst. Dann müsste ich auch nicht mit dir herumdiskutieren, denn dann würdest du gar nicht wissen, dass überhaupt etwas passiert ist. Aber offen gestanden, Süße, wenn es zwischen uns beiden tatsächlich zur Sache geht, dann will ich, dass du dich hinterher an jeden verdammten Moment erinnern kannst!“
„Warum? Warum ich?“, fuhr sie ihn scharf an. „Warum bist du hier gefesselt, und warum bin ich bei dir? Das willst du mir einfach nicht erklären, aber du erwartest von mir, dass ich die paar Informationsbrocken, die du mir hinwirfst, wie es dir gerade passt, als bare Münze nehme! Sag mir einfach, was mit mir passiert!“
„Meinst du denn, ich würde es dir nicht gern erklären? Nichts wäre mir lieber, als zwischen uns reinen Tisch zu machen, damit du endlich begreifst, wie ungeheuer bedeutungsvoll diese Situation für uns beide ist!“
„Dann tu es doch, Kane! Hör auf, um den heißen Brei herumzureden, und erklär es mir einfach!“
„Du gehörst mir!“, stieß Kane knurrend vor Frustration und Verlangen hervor. Die Macht des Mondes, der immer höher und höher stieg, stachelte ihn an. „Nur mir. Nicht nur vorübergehend, sondern für immer, Corinne! Der, nach dem du immer gesucht hast, der ein Teil von dir ist und der deine Seele zu einem vollständigen Ganzen macht – der bin ich. Ich.“ Kane schloss die Augen und lachte mühsam beherrscht. Der sarkastische, ungläubige Ausdruck in ihrem Gesicht war ihm unerträglich. Sie schaute ihn an, als wäre er ein widerliches Insekt, das aus dem Abflussrohr herauskroch. Unerwünscht. Unliebsam. Vielleicht sogar schädlich oder gefährlich. Er nahm es hin. Wenn sie sowieso schon schlecht von ihm dachte, dann konnte er auch gleich weitermachen. Was hatte er schon zu verlieren?
„Weiß du, ich bin kein Mensch“, erklärte er und musste unwillkürlich grinsen. „Wenn du allerdings noch mehr Beweise brauchst, als ich dir bisher schon geliefert habe, dann muss ich dich leider enttäuschen, denn mein bester Zaubertrick wurde mir vorübergehend weggenommen, damit ich brav hierbleibe.“ Kane zerrte an den Armfesseln über seinem Kopf. „Und du bist auch nicht vollkommen menschlich. Ich meine, das warst du, aber dann habe ich dich berührt und damit eine Kettenreaktion ausgelöst, die deine DNA umgekrempelt hat … sodass du fast gestorben wärst … Und ich hätte mich fast vergessen. Ich hätte dich nicht berühren, ich hätte dich nicht einmal begehren dürfen, aber ich habe es getan und damit das Gesetz gebrochen. Ich konnte mich einfach nicht zurückhalten, denn du bist ganz unglaublich, so stark und so voller Lebenskraft und so verdammt schön und unabhängig. Doch in deinem Inneren verbirgst du einen Abgrund aus Einsamkeit. Du hast mich gerufen. Und ich kann dir genau das geben, wonach du dich verzehrst.“ Kane warf ihr schnell einen Blick zu. „Aber stattdessen hältst du mich jetzt für einen Irren und denkst, du wärst entführt worden und in irgendeinen verrückten Menschenversuch geraten, oder das alles hier wäre ein schlechter Scherz. Die Chance, mit dir das zu erleben, wonach ich mich schon die ganze Zeit sehne, zum Beispiel, wie du dich anfühlst unter meinen Händen oder wie ein herzliches Lachen von dir klingt, die geht damit wohl gegen null.“
Kane wandte den Blick von ihr ab und schlug die Augen nieder. Die Situation zermürbte ihn vollkommen, das sah Corinne ganz klar. Sie starrte ihn nur entgeistert an und versuchte, alles zu verarbeiten, was er ihr erzählt hatte. Dass er sich selbst nicht als Mensch bezeichnete, war eigentlich schon ein deutlicher Hinweis darauf, dass er wahnsinnig geworden sein musste, doch Corinne konnte nur an die erregenden Schauer denken, die sie jedes Mal überliefen, wenn er davon sprach, dass er sie berühren wollte. Und sie konnte nichts gegen die Gefühle tun, die sie empfand, wenn er davon sprach, dass er sich nach so etwas Einfachem verzehrte wie nach ihrem Lachen. Tief drinnen wusste sie, dass es nicht nur so dahingesagt war. Seit sie gelernt hatte, dass Jungs gelegentlich logen, um ihren Willen zu bekommen, hatte sie einem Mann nicht mehr so
Weitere Kostenlose Bücher