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Schattenwandler: Kane (German Edition)

Schattenwandler: Kane (German Edition)

Titel: Schattenwandler: Kane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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rückhaltlos geglaubt.
    Was hatte er an sich, dass sie ihm so bedingungslos vertraute? „Wenn du kein Mensch bist, was bist du dann?“, fragte sie.
    Kane warf einen kurzen Blick zu ihr hin und lachte dann tonlos durch die Nase. „Also, mein hübsches Fräulein, ich und meinesgleichen, wir sind bekannt als Dämonen. Wie du siehst, haben wir allerdings keine Flügel oder Fangzähne wie in euren Gruselgeschichten … na ja, zumindest die meisten von uns.“ Ein boshaftes Grinsen huschte über sein Gesicht, und er bleckte kurz die Zähne. Corinne konnte seine Schadenfreude förmlich spüren, ein seltsames Gefühl, fast so, als würde diesmal sie seine Gedanken lesen. Einen Moment lang wünschte sie, es wäre tatsächlich so, denn dann konnte sie endlich dahinterkommen, was er vorhatte. Überhaupt hatte sie schon oft davon geträumt, in die Köpfe der Männer blicken zu können, um zu sehen, ob sie vertrauenswürdig waren. „Wir sind im Großen und Ganzen eigentlich genau wie ihr, außer, dass wir …“
    „Außer, dass ihr Gedanken lesen könnt“, beendete sie den Satz, da er nicht weitersprach. „Und das ist wohl auch nicht die Hölle hier, oder?“, fragte Corinne mit einem Blick auf den gemauerten Raum mit den hohen Buntglasfenstern und den Möbeln, die auch in eine Ritterburg gepasst hätten. Hier sah es fast aus wie in einem luxuriösen Schlosshotel – von den Gaslampen und den Ketten, die aus der Wand kamen, einmal abgesehen.
    „Oh, also für mich ist das hier schon irgendwie die Hölle“, erwiderte Kane bitter und sarkastisch, was sie als ein Ja auf ihre Frage nahm.
    „Also ist ‚Dämon‘ einfach nur eine Bezeichnung.“
    „Nein, Corinne. Dahinter steckt eine ganze Kultur, eine hochkomplexe Kultur mit den gleichen Sitten, Regeln und den gleichen Monstern wie bei euch. Nur sind wir etwas gefährlicher, und unsere Existenz wird nicht vom Tag bestimmt, sondern von der Nacht. Wir leben unser Leben, haben einen Job, suchen Gefährten …“ Er brach ab, und sein Blick wanderte gemächlich von ihrem Kopf bis zu den Knien, ein wilder, glühender Blick, der kaum zu missdeuten war. „Manchmal finden wir unseren perfekten Gefährten, unseren Seelenverwandten. Die Verbindung, die dabei entsteht, nennen wir Prägung. Sie kommt nur ganz, ganz selten vor, Corinne, aber wenn sie entsteht …“ Er schloss die Lider und atmete tief. Seine Miene wurde leidenschaftlich und friedlich zugleich. „Wenn sie entsteht, dann setzen wir alles daran, sie zu erhalten – genau wie ihr das tun würdet.“
    Corinne lachte nervös auf. „Aber wir begegnen nicht eines schönen Tages irgendeinem vollkommen Fremden und wissen sofort: ‚Der ist es, das da ist mein Seelenverwandter!‘ Einen anderen Menschen richtig kennenzulernen dauert lange, und wir brauchen eine Weile, bis wir wissen, ob jemand der Richtige für uns ist.“
    „Nicht bei uns. Nicht bei dir und mir. Zumindest was das Physische angeht“, fügte er hinzu, als er ihren erschrockenen Blick bemerkte. „Die Prägung ist eine chemische Verbindung, mein Schatz, Wissenschaft, DNA, eine Naturgewalt. Unveränderlich in unserem Blut festgeschrieben. Wir sind jetzt durch Energiesymbiose und durch unser Bedürfnis nach der Kraft des anderen miteinander verbunden.“ Da Corinne nichts sagte, sondern ihm nur aufmerksam zuhörte, fuhr er schnell fort: „Manche Wesen werden von biochemischen Zwängen getrieben, andere vom Wechsel der Jahreszeiten und vom Vergehen der Zeit. Für mein Volk gilt beides, und heute Nacht … heute Nacht ist eine der wichtigsten, intensivsten Nächte in unserem Jahreslauf. Heute Nacht ist Samhain, wo der Oktobervollmond aufgeht. Schon die Woche vor und nach Vollmond ist schwer zu ertragen, aber heute Nacht, da ist es für uns am schlimmsten. Nur ein einziger Trieb beherrscht uns, und die, die keinen festen Gefährten haben, versuchen, diesen Trieb einfach so gut wie möglich zu befriedigen. Aber wenn wir denjenigen gefunden haben … dieses eine einzige Wesen, das zu uns gehört … dann gibt es für uns nur noch diesen Gefährten und keinen anderen mehr. Zivilisation, Rationalität, Anstand, das alles verliert seine Bedeutung. Es gibt nur noch das Verlangen nach unserem Gegenstück. Wir wollen es um jeden Preis, selbst wenn diese Person gar nicht weiß, dass wir existieren. Selbst wenn unsere Gefährtin krank und bewusstlos ist. Das ist der Trieb, Corinne, und ich werde ihn mit aller Macht bekämpfen, damit ich mich dir gegenüber angemessen

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