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Schattenwende

Schattenwende

Titel: Schattenwende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Seck
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Aber“, sie zögerte, „glaubst du nicht, dass sie die Polizei rufen wird? Vielleicht glaubt sie, der Brief ist nicht von Mum.“
    „Für ein Kind bist du äußerst scharfsinnig“, schmunzelte er und stupste ihr auf die Nase.
    „Deine Mum wird sie anrufen, sobald wir bei ihr sind“, beruhigte er sie und ging zum Schrank, um Halies Koffer herauszuholen. Dann drehte er sich zu ihr herum und grinste sie verwegen an.
    „Bist du schon mal geflogen?“
    Sie schüttelte den Kopf und starrte ihn mit großen Augen an.
    „Nicht? Was hältst du von einer kleinen Flugreise?“
    Ihre Augen wurden kugelrund, als er den Koffer lässig schulterte und sie zu sich winkte. Mit dem freien Arm hob er sie hoch.
    „Halt dich gut an mir fest, ja?“, wies er sie an.
    Vertrauensvoll schlang sie ihre Beine um seine Hüften und die kleinen Arme um seinen Hals.
    Er spazierte gemächlich durch die offene Balkontür, die er dann sorgsam hinter sich schloss, um bei Janet keinen unnötigen Verdacht zu erregen.
    „Bist du soweit?“
    „Ja“, nuschelte sie an seinem Hals. Er spürte ihr vor Aufregung rasendes Herz direkt an seinem.
    Cayden spähte vom Balkon, ehe er einen Satz auf das hohe Geländer machte. Die Nacht war friedlich und still. Für sein Vorhaben perfekt geeignet.
    „Bist du wirklich soweit? Nicht, dass du mir noch das teure Hemd vollkotzt …“, brummte er.
    Sie lugte an ihm vorbei in die Tiefe. Ihre schwarzen Augen leuchteten begeistert. Aber er konnte sehen, dass in den Weiten ihrer Augen noch etwas ganz anderes leuchtete.
    Er hatte Recht gehabt.

Kapitel 13
    Wenn man dir ein Leben lang gepredigt hat, dass die Farbe Rot rot ist, was tust du dann, wenn man dir plötzlich vor Augen führt, dass sie eigentlich blau ist?
    Niamh, Liyanerin
    Sie hatten einen Privatjet gebucht.
    Zu acht saßen sie in dem Flugzeug, als es abhob und sie amerikanischen Boden verließen.
    Daphne saß mit Halie in der letzten Reihe. Das kleine Mädchen hatte den Kopf auf die Schulter ihrer Mutter gelegt und war eingeschlafen. Reagan saß vorne bei Dwight und flankierte mit dem Krieger zusammen die immer noch angeschlagene Niamh. Der Anführer hatte beschlossen, die Gefangene mitzunehmen. Er wollte es nicht verantworten, dass es ihr gelang, ohne die Aufsicht der Gemeinschaft zu fliehen. Dafür war sie als Liyanerin zu wertvoll. Cayden hatte eine ganze Reihe für sich beansprucht und erweckte den Eindruck als würde er tief und fest schlafen, wollte man seinen Schnarchgeräuschen Glauben schenken. Auch Damir und Ria hatten die Augen geschlossen.
    Der Flug verlief reibungslos und still. Niemand bedauerte es, die Heimat weit hinter sich zu lassen. Sie wussten, dass sie alles getan hatten, um die Vampire in diesem Land vor den Solems zu schützen und konnten nun mit beruhigtem Gewissen gehen. Denn sie wussten, dass ihre Macht und ihre Stärke nun anderswo dringender gebraucht wurden.
    Ihren Arm um den zierlichen Körper ihrer Tochter geschlungen, betrachtete Daphne die Landschaft, die tief, tief unter ihnen an ihr vorbeizog. Sie sah das helle Grün von Wäldern und Wiesen, das sandige Braun der Steppen und das Blau des Ozeans. Insgeheim fragte sie sich, ob sie jemals wieder nach Los Angeles zurückkehren würde. Ob sie ihre Familie jemals wiedersehen würde. Etwas in ihr bereute die Tatsache, dass es ihr nicht gelungen war, sich mit ihren Eltern zu versöhnen.
    Und Janet … wenn sie an Janet dachte, überschwemmte sie eine Woge des schlechten Gewissens. Ihre Schwester hatte sich so für sie aufgeopfert und nun verschwand sie einfach, ohne ein weiteres Wort, und Halie mit ihr.
    Doch nun war es für all die Reue zu spät. In London würde sie eine wahre Hölle erwarten. Aus dem wenigen, was Reagan von seinem Gespräch mit Darragh berichtet hatte, konnte sie erahnen, dass die Ereignisse in L.A. im Vergleich zu dem, was in Europa geschah, ein Kinderspiel gewesen waren. Die wirkliche Herausforderung würde erst jetzt beginnen. Die niedergeschlagene Stimmung im Flugzeug hatte ihr diese Vermutung bestätigt. Nicht einmal Cayden war zu Scherzen aufgelegt und er verbarg seine Gedanken sorgfältig vor ihr. Das schmerzte sie, hatte sie sich doch bereits so daran gewöhnt, an seinem Innenleben teilhaben zu dürfen. Sicher, sie war wütend gewesen, als er plötzlich mit ihrer Tochter auf dem Arm in ihrem Zimmer gestanden hatte. Sie hatte ihm wüste Beleidigungen entgegen geschrien, die nur in seinem Kopf wahrnehmbar waren, aber tief in sich hatte sie schon

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