Schattenwende
verstoßen und das konnte Reagan nicht unbeachtet lassen. Vor allem nicht, wenn man bedachte, wie schwerwiegend das Verbrechen gewesen wäre, das er auf sich geladen hätte.
Reagan lockerte seinen Griff. Die Knie des Vampirs zitterten bedrohlich, aber er hielt sich auf den Beinen.
„Bisher habe ich dein rücksichtsloses Verhalten geduldet, weil du eine Bereicherung für uns warst. Aber hüte dich, gegen die Regeln zu verstoßen, Dwight! Sonst werde ich dich mit bloßen Händen erledigen. Du wirst ihr nie wieder auch nur ein Haar krümmen. Oder einem anderen unschuldigen Menschen.“
Dwight kämpfte sichtlich mit sich. Schweißperlen sammelten sich auf seiner Stirn und liefen an den Seiten seines markanten Gesichts hinab. Sein Stolz rang mit der Gier nach Vergeltung. Schließlich sank er gegen die kalte Wand und fauchte hasserfüllt.
„Ich werde mich daran halten. Mein Wunsch nach Rache ist zu groß, um ihn wegen eines einfachen Menschen aufzugeben. Allerdings rate ich dir, diese Frau davor zu warnen, mir noch einmal in die Quere zu kommen.“
Reagan ahnte, wie schwer ihm dieses widerwillige Zugeständnis fallen musste, doch er wusste, dass er sich auf das Versprechen eines Kriegers verlassen konnte. Er hätte es gespürt, wenn Dwight ihn angelogen hätte.
So trat der Anführer zurück und betrachtete unbarmherzig den sich blau verfärbenden Oberkörper des anderen Vampirs.
„Lass dich von Ria behandeln“, befahl er. „Wir wollen heute Nacht eine Tour machen, du musst fit sein.“
Der Angesprochene nickte.
„Ich werde bereit sein.“
„Danke, dass du so kurzfristig Zeit hast, Lea. Ich werde meinen Vermieter Bescheid sagen, dass wir uns morgen um 18 Uhr in der Wohnung treffen.“
Daphne hielt das Handy zwischen Schulter und Kinn eingeklemmt, während sie Halies dürftigen Bestand an Spielsachen in einen Umzugskarton verstaute.
Der Vermieter würde vermutlich keine Probleme bereiten, solange Daphne ihm nur einen geeigneten Nachmieter präsentieren konnte. Ansonsten hätte sie bis zum Ablauf der Kündigungsfrist noch weiterhin hier leben müssen, auch wenn Janet ihr versichert hatte, sie könne mietfrei bei ihnen wohnen.
„Ja, das würde mich auch freuen“, nuschelte Daphne in den Hörer und klebte den Karton mit braunem Klebeband zu.
„Mach’s gut, Lea. Bis morgen.“
Daphne steckte das Handy in die Hosentasche ihrer Jeans und hob den Karton hoch, um ihn zu den übrigen in den Flur zu stellen. Mark und sein Freund waren gerade dabei, ihre Möbel auseinanderzubauen und im Transporter zu verstauen.
So lugte sie vorsichtig um die Ecke der Schlafzimmertür, in dem die beiden damit beschäftigt waren, ihre Kommode in Einzelteile zu zerlegen.
„Alles klar bei euch? Braucht ihr Hilfe?“
Mark wischte sich den Schweiß mit seinem Ärmel von der Stirn.
„Nee, lass mal. Wir sind fast fertig. Mit dem Kinderzimmer sind wir schon komplett durch. Dein Bett ist auch schon verladen. Das Bücherregal nehmen wir so mit, das muss nicht extra auseinander genommen werden.“
Ihr Schwager nickte ihr freundlich zu und schob die Matratze an die Wand, weil sie ihm bei der Arbeit im Weg lag.
„Ich weiß gar nicht, wie ihr zwei so viel Krempel in dieser winzigen Wohnung unterbringen konntet“, brummte er gutmütig mit einem Blick auf das Bücherregal.
Daphne lächelte entschuldigend.
„Was erwartest du? Ich bin eine Frau, ich hab eine Vorliebe für Dekozeug und all den anderen Krempel.“
„Jaja, ich weiß. Ich kenne das ja von daheim. Mit dem Unterschied, dass Janet nicht solche Berge an Büchern hortet.“
„Über die Jahre sammelt sich da schon einiges an“, entgegnete sie ausweichend.
In Wirklichkeit waren Bücher für sie der beste Weg, dem Alltagsstress für eine Weile zu entfliehen. „Das sieht man. Und wir dürfen den ganzen Stapel Bücherkisten gleich rausschleppen“, riss sie Jasons belustigte Stimme aus ihren Gedanken. Jason war der Kumpel ihres Schwagers, von dem er sich den Kleintransporter ausgeliehen hatte und der sich netterweise sofort angeboten hatte, beim Umzug behilflich zu sein.
Eine schuldbewusste Röte überzog Daphnes Wangen.
„Ihr müsst das nicht tun. Den Rest schaffe ich ganz bestimmt auch alleine“, murmelte sie und strich sich eine Haarsträhne zurück.
„Ach was. Das war nur ein Scherz. Oder meinst du, ich würde jetzt so kurz vorm Ende schlapp machen?“
Er zwinkerte ihr zu und sie lächelte scheu.
„Wenn es dir nichts ausmacht, okay … Habt ihr Durst? Oder
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