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Schattenwende

Schattenwende

Titel: Schattenwende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Seck
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sich fast die Zunge ab, doch er musste es einfach wissen.
    „Welcher Quelle entspringen diese Blutproben?“
    Ein höhnisches Lachen schallte durch die Telefonverbindung. Es wirkte auf eine seltsame Art und Weise verzerrt.
    „Das, Mr. Smith, ist eines der Geheimnisse, die ich Ihnen erst zu einem späteren Zeitpunkt verraten kann. Tun Sie Ihre Arbeit und wenn Sie erfolgreich sind, werden Sie Antworten auf all Ihre Fragen erhalten.“
    Der Wissenschaftler ahnte, dass er nicht mehr erfahren würde, also gab er sich damit zufrieden.
    „Ich werde mein Bestes geben“, versprach Smith ihm hastig.
    Einen Sekundenbruchteil schwieg sein Vorgesetzter.
    „Nun, Ich will Sie gewiss nicht demotivieren. Aber manchmal reicht selbst das Beste nicht aus, Mr. Smith.“
    Die Leitung war tot, ehe Smith die versteckte Warnung begreifen konnte.
    Wenn man in einer neuen Wohnung aufwacht, ist die Orientierungslosigkeit, die einen im ersten Moment in ihren Klauen hält, ein einschüchterndes Gefühl.
    Als Daphne aus ihrem unruhigen Schlaf aufschreckte, benötigte sie einige Sekunden, um sich in dem Zimmer, das fast so groß war wie alle Räume ihrer alten Wohnung zusammengerechnet, zurecht zu finden.
    Sie drehte sich in ihrem Bett herum und rollte sich zu einer Kugel zusammen, die Decke bis zum Kinn hochgezogen, das Gesicht in die Kissen gedrückt. Wie erstarrt lag sie da und kämpfte mit aller Kraft dagegen an, sich von den Erinnerungen an vorgestern überrollen zu lassen. Doch das Geschehene ließ sich nicht einfach verdrängen oder vergessen. Es haftete fest an ihrem Verstand und wartete auf die erste Schwäche, um sich dann mit voller Wucht auf sie zu stürzen.
    Daphne presste ihre Augen zusammen und schlug die Hände davor. Erst war es nur wie ein Schatten, der sie streifte, der ihren Körper lähmte.Aber je stärker sie versuchte, das Bild dieses … Irren zu vergessen, umso heftiger rüttelte es an ihrem Geist. Sie hatte versucht, sich einzureden, all das hätte sich nur in ihrer verdrehten Fantasie abgespielt. Dennoch war sie sich des mentalen Aufpralls, der zwischen ihnen stattgefunden hatte, nur zu deutlich bewusst. Alles, was sie gesehen hatte, konnte sie sich bis ins kleinste Detail ins Gedächtnis rufen, wenn sie es wollte.
    Daphne zog in einem Anfall von Panik die Decke so fest um sich, dass sie kaum noch atmen konnte. Sie wollte doch nur, dass der unerträgliche Schmerz endlich aufhörte. Wollte, dass die Qual, die ihre Brust zerriss, fort ging. Es fühlte sich an, als sei alles in ihr aufgescheuert und würde brennen vor Kummer. Mit immenser Willensanstrengung gelang es ihr, ihre in das Bettlaken gekrallten Finger zu lösen. Die Finsternis der Nacht saß ihr drohend im Nacken und sie rührte sich keinen Millimeter, wünschte sich nur die Dämmerung herbei, die sie von den Schrecken der Dunkelheit erlösen konnte.
    „Mummy?“ Eine helle Stimme drang durch den schweren Nebel ihrer namenlosen Furcht und sie hob den Kopf, blinzelte schwach.
    „Mummy!“ Die Stimme wurde eindringlicher, fast flehend.
    Halie. Ihr kleiner Engel. Ein rettender Anker im Strudel der grausamen Realität.
    „Ja, Schatz, ich bin wach. Komm rein“, wisperte sie heiser und zweifelte kurz daran, dass man sie in dieser Lautstärke überhaupt hören konnte.
    Aber Halie hatte sie gehört. Ein schmaler Lichtstrahl fiel in ihr Zimmer, als ihre Tochter die Tür einen Spalt breit öffnete und hindurch schlüpfte. Das leise Tapsen der kleinen Füße beruhigte Daphnes empfindsame Sinne.
    Die Bettdecke hob sich und ein zerbrechlicher, aber angenehm warmer Körper schob sich darunter, schmiegte sich tröstlich an ihren eigenen.
    Sie vergrub ihre Nase in den weichen Haaren Halies, das exakt die gleiche Farbe wie ihres hatte. Kohlrabenschwarz.
    Der unschuldige, süße Duft, der ihr entgegenschlug, half ihr, wieder vollständig zu Verstand zu kommen und sich nichts anmerken zu lassen.
    „Konntest du nicht schlafen, Süße?“, fragte sie ihre Tochter und strich ihr liebevoll über die Wange.
    „Doch. Mein neues Zimmer ist so toll und ich konnte sofort darin schlafen.“
    Daphne spürte den aufmerksamen Blick ihrer Tochter selbst in dem verdunkelten Zimmer.
    „Aber?“, hakte sie leise nach.
    „Ich dachte, jemand muss dich beschützen, Mum.“
    Ihr stockte der Atem, so entsetzt war sie, solche Worte aus dem Mund eines kleinen Mädchens zu hören. Halie konnte nie und nimmer ihren wahren Gefühlszustand erkannt haben. Sie war perfekt, wenn es darum ging, anderen

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