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Schattenwende

Schattenwende

Titel: Schattenwende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Seck
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Die DNA war völlig anormal. Er fragte sich, welcher Mensch solch ein Genmaterial besaß. Noch nie hatte er so etwas gesehen.
    Smith ließ den Kopf in seine Hände sinken. Er begann zu zweifeln. An sich und dem neuen Projekt. Vor allem aber an sich. Jones hatte keinen Hehl daraus gemacht, dass er von ihm erwartete, die gestellte Aufgabe zu seiner Zufriedenheit zu lösen. Aber die Blutproben, die man ihm gegeben hatte, unterschieden sich drastisch von denen, die ihm bisher unter das Mikroskop gekommen waren.
    Zwar hatte er nur wenige praktische Erfahrungen im Bereich der Genetik sammeln können, doch das bedeutete nicht, dass er vollständig unwissend war. Die grundlegenden Dinge waren ihm natürlich bekannt und in das Fachwissen würde er sich schon problemlos einarbeiten können. Er war nicht umsonst ein Genie. Das war auch nicht der Punkt, der ihm Sorgen bereitete – mit alltäglichen DNA-Analysen hätte er sich schnell vertraut machen können. Doch die vorhandenen Blutproben widersprachen jedem bekannten Muster. Das Schlimmste war, dass sie sich anscheinend ständig weiterentwickelten. Als würde die Mutation, sich ständig neu transformieren und ihre Gestalt ändern. Wie sollte er mit diesem Tempo mithalten können?
    Er vermutete, dass Jones von ihm verlangen würde, diese Mutationen irgendwann kontrollieren zu können. Doch dafür musste er erst mal das Geheimnis ihrer Erstehung entschlüsseln.
    Als das Telefon ihn mit seinem schrillen Läuten aus den Grübeleien riss, zuckte er zusammen. Die Nummernerkennung teilte ihm mit, dass offenbar Jones mit ihm sprechen wollte. Smiths Eingeweide zogen sich krampfhaft zusammen.
    So früh hatte er noch nicht mit einem Kontrollanruf gerechnet. Das persönliche Gespräch war erst ein paar Tage her und in dieser minimalen Zeitspanne konnte man keine Wunder von ihm erwarten, fand Smith.
    Dennoch war er sehr beunruhigt. Er griff nach dem Hörer und ließ ihn vor Aufregung fast aus seinen schlüpfrigen Händen fallen.
    „Guten Tag, Mr. Jones“, piepste er und umklammerte seinen angekauten Bleistift so fest, dass er bedrohlich knackte.
    „Ebenfalls, Mr. Smith.“
    Jones klang kühl und sachlich, genau wie das letzte Mal.
    „Sie verzeihen mir hoffentlich die abendliche Störung, aber man hat mir mitgeteilt, dass Sie sich noch im Haus befinden, daher dachte ich, das wäre ein guter Zeitpunkt, einmal anzurufen.“
    Wer hatte ihm das mitgeteilt? In seinem Büro hatte sich seit Stunden niemand mehr blicken lassen.
    „Aber natürlich stören Sie nicht, Mr. Jones. Womit kann ich Ihnen denn helfen?“
    „Wie immer kommen Sie sofort zur Sache. Wussten Sie, dass ich diese Eigenschaft an Ihnen besonders schätze? Aber um Ihre Frage zu beantworten: Ich wollte mich nach Ihrem derzeitigen Informationsstand erkundigen. Haben Sie schon etwas Bemerkenswertes herausgefunden?“
    Ein feinfühligerer Mensch als Smith hätte die ungeduldige Nuance in dieser Frage erkannt, doch Smith hatte nie gelernt, menschliche Gesten und Zeichen richtig zu deuten.
    „Nun … ich … die genetischen Informationen der Zellen, die ich herausgefiltert habe, sind extrem verändert. Was ich bisher sicher sagen kann, ist, dass es sich um eine Spontanmutation handelt. Wie auch immer diese Gene verändert wurden, es geschah auf natürlichem Wege.“
    Smith zögerte eine Sekunde.
    Ihm lag die brennende Frage auf der Zunge, von wem die Blutproben stammten. Zum Teil war menschliches DNA-Material darin enthalten, aber der Großteil war etwas anderes, etwas ihm Unbekanntes.
    Er dachte nicht daran, was diese Enthüllung bedeuten konnte, alles was ihn interessierte war die Befriedigung seiner professionellen Neugier.
    „Das dachte ich mir bereits. Können Sie nachvollziehen, welche Ursache die Mutation hervorgerufen hat und vor allem wie sie sich auswirkt?“
    Smith brach der Schweiß aus. Er fühlte sich überfordert mit dieser Flut an Fragen.
    „Ich … ich denke schon. Aber dazu benötige ich ein gewisses Maß an Zeit und die Bereitstellung der neusten Gerätschaften. Ich weiß nicht, ob die älteren Methoden ausreichen werden, um diese Fragen zu klären. Das Ganze ist doch komplexer als es zunächst den Anschein hatte.“
    „Was auch immer Sie brauchen, Sie werden es selbstverständlich bekommen. Aber ich bitte Sie um Eile. Diese Angelegenheit erfordert
    äußerste Priorität und eine gewisse Dringlichkeit kann ich Ihnen leider nicht verhehlen.“
    „Natürlich! Ähm … Mr. Jones?“
    „Bitte?“
    Smith biss

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