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Schattenwende

Schattenwende

Titel: Schattenwende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Seck
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gestellt. Sie haben das Symbol nur benutzt, um uns hierher zu locken. Dafür werden sie bluten.“
    „Dann sind wir uns ja einig!“
    Lea und Mr. Lake, Daphnes ehemaliger Vermieter, schüttelten sich die Hände.
    „Den Mietvertrag werde ich dann umgehend aufsetzen und Ihnen per Post zukommen lassen. Aber ich denke, es spricht nichts dagegen, wenn ich Ihnen bereits nächste Woche die Schlüssel aushändige, damit Sie sich schon einmal häuslich einrichten können!“
    Mr. Lake lächelte überfreundlich, während er mit seinem Zeigefinger unablässig über sein dünnes Schnurrbärtchen strich. Daphne stieß sich von der Fensterbank ab, an der sie gelehnt hatte, und räusperte sich vernehmlich. Beide warfen ihr einen erwartungsvollen Blick zu.
    „Ja … Schön, dass ihr so schnell auf einen Nenner gekommen seid. Dann habt ihr sicherlich nichts dagegen, wenn ich mich jetzt auf den Heimweg mache, oder?“
    Lea schüttelte übereifrig den Kopf und umarmte sie euphorisch.
    „Danke, dass du an mich gedacht hast bei der Wohnung, Daphne!“
    „Kein Problem, Lea“, schmunzelte die Schwarzhaarige und löste sich aus der Umarmung.
    „Und wegen den Möbeln reden wir noch, ja?“
    „Ja, am besten morgen auf der Arbeit.“ Daphne lächelte höflich in die Runde und trat zur Haustür.
    „Dann noch einen schönen Abend.“
    „Ihnen auch! Und ich möchte mich natürlich für den gepflegten Umgang mit der Wohnung bedanken“, säuselte Mr. Lake, was Daphne lediglich mit einem knappen Nicken quittierte.
    „Früher war der nicht so nett. Da kam eine Mahnung nach der anderen ins Haus geflattert, wenn ich mal mit der Miete im Rückstand war“, dachte sie beim Rausgehen säuerlich.
    Immerhin hatte Mark ihr sein Auto für die Fahrt geliehen. So konnte sie sich den umständlichen Weg mit den öffentlichen Verkehrsmitteln sparen und würde schnell daheim sein, wo Halie schon auf sie wartete. Außerdem hatte sie seit dem Vorfall, an den sie nicht zu denken wagte, panikartige Anfälle, wenn sie sich nach Einbruch der Dämmerung draußen aufhalten musste. Sie verstand diese Reaktion nicht. Bisher hatte sie nie zu den Personen gezählt, die Angst vor der Dunkelheit hatten.
    Daphne ließ sich in das schwarze Lederpolster des Wagens fallen und lehnte ihren Kopf nach hinten. Müde ließ sie ihre Augen zufallen und lauschte der Musik, die leise aus dem Autoradio drang. War sie wirklich dabei, komplett durchzudrehen? Allmählich erwachte in ihr der Wunsch, Reagan hätte ihr etwas hinterlassen. Eine Adresse, eine Telefonnummer, irgendetwas. Dann hätte sie ihn anrufen können und er hätte ihr versichern können, dass ihr Erinnerungsvermögen irgendwie getrübt war und ihr etwas vorspielte, was nie geschehen war. Dann hätte sie zwar die Gewissheit, dass sie verrückt wurde, aber das war immer noch besser als in Betracht zu ziehen, dass es dieses Etwas gab, das sie glaubte, gesehen zu haben und das sie sich nicht erklären konnte.
    Daphne presste die Augenlider fester zusammen. Doch sie sah noch immer das gleißende Prickeln, die grelle Explosion, als Dwight und sie sich berührt hatten. Seinen alles überwältigenden Hass, der sie überflutetund hilflos gemacht hatte, der unstillbare Hunger nach etwas, das sie nicht zuordnen konnte – und die beängstigenden Reißzähne. All das prallte wieder auf ihren Verstand ein und sie wand sich unter dem Nachhall von Dwights Bösartigkeit, die sich wie schleichendes Gift in ihrem Geist ausbreitete.
    Daphne schlug mit den Händen auf das Lenkrad und versuchte, sich nicht von ihren Emotionen überrennen zu lassen. Mit zitternden Fingern drehte sie das Radio so laut, bis der Sitz unter ihr vibrierte. Das Dröhnen des Basses kämpfte die Bilder vor ihrem geistigen Auge nieder und sie atmete nach Luft ringend mehrmals tief ein, bis sich ihr rasender Puls halbwegs beruhigt hatte.
    Sie griff nach dem Zündschlüssel und startete den Motor. Ihr Kopf war leer und ihr ganzer Körper von ihrem inneren Kampf ausgezerrt, als sie zurück nach Brentwood fuhr. Zu Janets Zuhause. Vielleicht auch bald Halies Zuhause.
    Sie selbst hatte schon längst keines mehr.
    Auf lautlosen Sohlen folgte der Killer dem schmächtigen, jungen Mann.
    Er hätte nicht sagen können, warum er in der strömenden Menge von Menschen, die alle auf eine heruntergekommene Disco zustrebten, ausgerechnet auf diesen Jungen aufmerksam geworden war. Sobald sein skrupelloser Blick über dessen Gestalt geglitten war, hatten seine Alarmglocken

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