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Schattenwende

Schattenwende

Titel: Schattenwende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Seck
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später war der Platz vor ihm leer. Der Junge war verschwunden.
    Sein Verlangen wuchs und wuchs und der Killer schwor, sich zu nehmen, was ihm zustand.
    Der Junge gehörte ihm. Ihm allein.
    Und in seinem Wahn übersah er die schmächtige Gestalt, die im Schatten eines Baumes verborgen war und nach einem Handy griff.

Kapitel 4
    Zahlreiche ehrbare Krieger und unschuldige Vampire haben sie auf dem Gewissen.
    Wir werden nicht eher ruhen, bis nicht jeder Einzelne von ihnen gerächt sein wird. An jedem noch so versteckten Ort auf diesem verdammten Planeten werden wir sie jagen und aufspüren.
    Erst wenn jeder Einzelne, an dem das Blut eines Vampirs klebt, tot ist, ist unsere Mission erfüllt.
    Dwight, Krieger der Shadowfall
    Der feste Stützverband, den Ria um Reagans Brust gebunden hatte, und die von ihr angeordnete strenge Ruhe hinderten den Anführer nicht daran, sich nach einigen Stunden aus dem Bett zu wuchten. Er fühlte sich rastlos und war der Meinung, er verdiene es nicht, untätig im Bett herumzuliegen, nachdem er seine Brüder beinahe in den Tod geschickt hatte. Wäre der Schmerz nicht, der in regelmäßigen Abständen durch seine rechte Körperhälfte jagte, wäre er nun in den Trainingsraum gegangen und hätte sich dort abreagiert. Oder er wäre durch die nächtliche Unterwelt von Los Angeles gestreunt.
    Denn allmählich erwachte sein Hunger. Die Verletzung hatte seine Energiereserven fast vollständig aufgezehrt und er brauchte Nachschub.
    Seine Fangzähne kribbelten bereits, ein Vorbote der Gier, in die sich sein Hunger nur allzu bald verwandeln würde.
    Im Haus war es still, also beschloss er, einen kleinen Ausflug zu unternehmen. Er stieß die massive Tür seines Schlafzimmers auf und trat in den Flur, der nur schwach beleuchtet war. Sofort verrieten ihm seine scharfen Sinne, dass er nicht allein war.
    „Ria.“
    Seine Stimme war dunkel und heiser vor unterdrücktem Hunger.
    „Reagan.“
    Grazil trippelte sie auf ihn zu und wollte ihn, die Hände auf seiner Brust, zurück ins Zimmer schieben. Er stemmte sich mühelos gegen ihren Griff und hielt ihre Hände mit seinen fest.
    „Ich muss mal raus, Ria“, erklärte er ruhig und drehte den Kopf weg, als ihm ihr fruchtiger Geruch in die Nase stieg und ihn kitzelte. Er spürte, dass sie ihr Bemühen aufgab, doch sie wich nicht einen Millimeter zur Seite.
    „Reagan … Du bist verletzt. Du brauchst Ruhe, damit deine Wunden heilen können.“
    „Und ich brauche Nahrung, um meine Reserven aufzufrischen.“
    Ihre grünen Katzenaugen schauten ihn ernst an, als sie ihren Kopf so heftig schüttelte, dass ihre rote Lockenmähne wild umherflog.
    „Ich hab für solche Fälle vorgesorgt, Reagan. Komm mit.“
    Sie hob ihre Hand, um seinen Arm mit ihren Fingern zu umschließen, hielt aber inne, als ihr Blick auf sein unzugängliches Gesicht fiel. Ihre Miene wurde so unsäglich traurig, dass es Reagan einen unerklärlichen Stich versetzte. Er brauchte ihr Mitleid nicht.
    „Worauf wartest du dann noch?“, entgegnete er barsch und folgte ihr in die Küche.
    Sie wies auf einen der gepolsterten Stühle am Küchentisch, an dem sie viel zu selten zusammen saßen. Die Einrichtung hier war reine Dekoration, die Illusion eines Gemeinschaftsgefühls, das sich trotz der Verbundenheit der Krieger untereinander nie einstellen würde. Reagan blieb kommentarlos stehen und verfolgte mit verschränkten Armen das Hantieren der Gefährtin seines Bruders.
    „Was machst du da?“, verlangte er zu wissen.
    Wortlos öffnete Ria den oberen Teil des Kühlschranks und zog einen Beutel Blut heraus, der wie frisch aus dem Krankenhaus aussah.
    „Wo hast du das her?!“, zischte Reagan.
    „Ich habe eine Bekannte, die in der Notaufnahme arbeitet“, erklärte die Rothaarige ruhig.
    „Sie ist verschwiegen, keine Angst. Die Daten, die sie von mir hat, stimmen ohnehin nicht.“
    Reagan fixierte sie intensiv, aber er konnte keine Lüge in ihren Worten oder in ihren Augen erkennen. In der Regel war es verboten, Blut aufeinem anderen als dem herkömmlichen Weg zu beschaffen. So sollte den Menschen kein Anlass gegeben werden, Verdacht zu schöpfen. Zudem war es für eine menschliche Gefährtin ebenso gefährlich, Kontakt zur Außenwelt zu haben, wie es das für einen Vampir war. Denn auch sie alterten nur sehr langsam, wenn sie einmal den Bund der Partnerschaft eingegangen waren. Sie konnten sich nie lange im gleichen Umfeld aufhalten, ohne dass die Menschen argwöhnisch wurden. Noch lange würde Ria

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