Schattenwende
einen tiefen Schlaf zu gleiten, glaubte er einen Moment tatsächlich, er müsse verbrennen.
Das würde wohl eine schlaflose Nacht werden, dachte er, innerlich seufzend. Bis sein Handy piepte und er eine SMS von Cayden erhielt.
Mit einem Fluch auf den Lippen, aber auch irgendwie erleichtert, sprang er lautlos auf die Beine und verschwand in der Dunkelheit zu ihrem neuen Gefangenen.
Oder wie Dwight es so treffend ausdrücken würde:
Spielgefährten.
Kapitel 6
Es gibt Pflichten im Leben. Verantwortung, die man tragen muss. Die Last, das Schicksal meiner Rasse vor dem Untergang zu bewahren, ruht schwer auf meinen Schultern.
Ich darf daran nicht zerbrechen..
Reagan, Anführer der Shadowfall
Der Killer erwachte auf einem blanken, eiskalten Boden. Es war stockdunkel.
Der Nebel in seinem Kopf lastete schwer auf ihm. Seine Schläfen pochten schmerzhaft und in seinen Gehörgängen hatte ein nervtötendes Rauschen eingesetzt. Als er sich stöhnend aufrichten wollte, zog sich ein nagender Krampf durch seinen Körper und zwang ihn dazu, sich wieder zurückzulehnen. Dabei klirrten schwere Eisenketten, die sowohl an Fußals auch an Handgelenken befestigt waren, über den Steinboden.
„Na, sind wir wieder wach?“, ertönte die belustigte Stimme des verhassten Vampirs, der ihn gefangen genommen hatte.
Lex antwortete nicht, sammelte lediglich Speichel in seinem Mund und spuckte in die Richtung, in der er den Blutsauger vermutete.
„Lass das, Cayden. Sag mir lieber, wann du den Wichser aufgegabelt hast“, knurrte ein anderer Vampir, dessen Stimme viel dunkler und beunruhigend berechnend klang.
„Beim Essen. Hinter meinem derzeitigen Stammclub. Robbte auf dem Boden rum wie ein Regenwurm und glaubte wohl, ich würde das nicht mitkriegen. Ist wohl noch nicht lange bei der Organisation dabei.“
„Hat er Informationen raussickern lassen?“
„Er redet nicht. Hält sich wohl für unglaublich tapfer und loyal. Aber er hat verlauten lassen, dass er mich gerochen hat. Angeblich.“
„Gerochen?“, wiederholte der finstere Vampir und dehnte die Worte unangenehm in die Länge.
Ein Lufthauch an seiner Haut warnte Lex vor der Gefahr. Doch dank der eisernen Fessel konnte er dem Schlag in seinen Magen nicht entgehen, geschweige denn dagegen wehren. Die Kraft des Vampirs war so immens, dass ihm die Luft ausging und er sich zusammenkrümmte. Sternchen tanzten vor seinen Augen und sein Bauchraum fühlte sich an, als seien sämtliche Organe zerquetscht worden.
„Verfluchte Vampire! Ihr werdet noch allesamt … ausgerottet“, würgte Lex hervor, ehe er sich übergab und seine Kleidung besudelte.
„Der kann uns anscheinend überhaupt nicht leiden, Reagan. Oder soll ich sagen, er kann uns nicht gut riechen ?“, witzelte Cayden, was der Vampir, den er mit Namen angesprochen hatte, mit einem spöttischen Schnauben quittierte.
„So, du dreckige Ratte. Ich warne dich nur einmal: Entweder du erzählst mir jetzt alles über deinen Arbeitgeber oder ich breche dir jeden Knochen einzeln. Nacheinander. Langsam und sorgfältig. Diese Sprache müsstest du doch verstehen, oder?“
Lex presste seine aufgeplatzten Lippen aufeinander. Kein Wort würden sie ihm entlocken können, egal, was sie ihm antaten.
Einige Sekunden verstrichen, in denen niemand etwas sagte. Tödliche Stille.
Dann legte sich ein Stiefel auf Lex’ Hand. Gemächlich drückte Reagan zu, bis Lex keuchte. Erst dann holte er aus und trat zu. Ein markerschütternder Schrei hallte durch die unterirdischen Gänge.
„Glaub mir, Reagan ist sehr geduldig, ich würde nicht warten, bis er seinen Dolch zückt. Der ist sozusagen sein Lieblingsspielzeug. Was er damit alles machen kann … herrje“, flüsterte Cayden ihm ins Ohr.
In dem Augenblick öffnete sich die Tür des Raumes und ein schwacher Lichtschein erhellte das Zimmer. Lex hielt mühsam den Kopf hoch, denn er wollte diese Blutsauger unter allen Umständen sehen. Zwei standen direkt neben ihm. Der Blonde, dessen Bekanntschaft er leider schon gemacht hatte und Reagan, der nun seinen Fuß in aller Seelenruhe von ihm nahm und keine Miene verzog. Ein weiterer unglaublich muskulöser Vampir lehnte an der Wand und seine eisblauen Augen funkelten ihn mit solch einer Häme an, dass selbst ihm angst und bange wurde. Der Vampir bemerkte diese Gefühlsregung beinahe sofort. Er fletschte seine Reißzähneund fauchte böse lächelnd. Den vierten Vampir konnte er nicht erkennen, denn in diesem Moment zog er die Tür hinter sich
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