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Schattenwesen

Schattenwesen

Titel: Schattenwesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Rauchhaus
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technisches Problem sein konnte? Beim Weiterklicken erreichte ich schließlich das Bild, das ich von der Eingangshalle aufgenommen hatte. Auch hier gab es ein unerwartetes Viereck an einer leeren Wand. Und auf einem Küchenbild, das ich heimlich aufgenommen hatte, als Antonia nicht da war, entdeckte ich wieder einen Schatten. Nervös klickte ich immer schneller die Bilder durch. Wenn ich mich selbst nicht verrückt machen wollte, musste ich dringend den Zustand meiner Kamera von einem Fachmann überprüfen lassen. Morgen würde ich sie durchchecken lassen. Ein Haus voller Schatten – oder eine Kamera, die einfach nur feucht geworden war?

Jessy
    Jessy wollte Laras Nähe eigentlich meiden. Andererseits wusste sie, dass diese Frau schon sehr weit in das Labyrinth der Gänge vorgedrungen war. Vielleicht fand sie durch sie neue Wege?
    Heute war sie ihr gefolgt, in großem Abstand, so leise wie möglich.
    Plötzlich veränderte sich etwas, aber nicht um sie herum. Das Gefühl, das sie am ersten Tag gezogen hatte, war wieder da! Mit solch einer Wucht, dass ihre Knie fast nachgaben! Und es war wunderschön – wie früher, wenn an Weihnachten eine helle, kleine Glocke verkündete, dass die Geschenke im Wohnzimmer lagen. Hinter der nächsten Ecke, der nächsten Kurve …
    Jessy spürte, dass die Frau vor ihr mit den Händen über die Wand fuhr, sanft und streichelnd.
    »Hallo!«, sagte sie in Jessys Richtung. »Hast du diesen Ort auch gefunden? Wir sind oft hier, alle. Niemand weiß, warum. Diese Wand hat eine magische Ausstrahlung, aber leider keinen Durchgang.«
    Ihr Lachen hatte einen bitteren Nachgeschmack und Jessy fühlte sich schwach. Enttäuscht. Sie lehnte den Kopf gegen die Wand, die an dieser Stelle nicht kühl war. Und dann ging Jessys Atem auf einmal schneller, ihre Haut prickelte. Ihr ganzer Körper reagierte auf diese Wand, als stünde sie vor einem Zuckerwattestandals Nächste in der Schlange. Oder am Strand, vertieft in das Rauschen der Wellen, kurz bevor die Zehen das Wasser berührten. Ihre Sinne bereiteten sich darauf vor, dass etwas Großartiges passieren würde. Aber nichts geschah.
    Jessy hob den Kopf wieder und wandte sich um. Sie hatte eine Bewegung dicht hinter sich wahrgenommen. War die Frau an ihrem Rücken vorbeigegangen, ohne dass sie sie gehört hatte? Sie mochte es nicht, wenn diese Fremde ihr so nahe kam.
    »Bist du noch da?«, fragte sie leise.
    »Ja, natürlich!«, erklang die Stimme der Frau – von links, mindestens vier Meter entfernt.
    Das Wesen direkt vor ihr schwieg und verharrte. Lautlos.
    »Und wer bist du dann bitte?«, hauchte Jessy atemlos. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten, als müsse sie sich gleich verteidigen.
    »Mit wem sprichst du?«, fragte die Frau irritiert.
    Jessy hob das Kinn. »Siehst du das nicht? Genau hier. Es starrt mich an«, flüsterte sie. Irrte sie sich? Nein. Ihre Nase nahm einen leichten Geruch wahr. Woran erinnerte sie dieser Geruch nur?
    »Du stehst vor einer Nische«, sagte Lara. »Das sind ganz gewöhnliche Schatten. Aber die kannst du doch gar nicht sehen. Warum also hast du Angst?«
    Sie kicherte und bald verhallten ihre Schritte hinter der nächsten Kurve.
    Jessy konnte den Gedanken nicht ertragen, mit dem Ding allein zu sein. Sie rannte los, so schnell ihr Langstock ihr den Weg zeigen konnte.

Kira
    In dieser Nacht schreckte ich zweimal hoch, weil ich von Schatten geträumt hatte. Entsprechend müde wachte ich am nächsten Morgen auf.
    Als unser Gastgeber beim Frühstück kurz ins Esszimmer hereinschaute, bat ich ihn, heute in die Stadt gehen zu dürfen, um in der Apotheke etwas gegen meine Kopfschmerzen zu holen. Herr Nachtmann willigte sofort ein, bot mir sogar seine Begleitung an. Auch Anna fragte mit leuchtenden Augen, ob sie nicht mitkommen könne. Aber da mein Ziel nicht nur die Apotheke war, lehnte ich ab. Die Schatten würde ich mit Aspirin allein nicht aus meinem Kopf vertreiben können.
    Die Stadt bekam mir gut. Erst an der frischen Luft wurde mir bewusst, wie sehr ich die Sonne vermisst hatte, seit ich einen Großteil des Tages tief unter der Erde verbrachte.
    Also ließ ich mir Zeit, bummelte an den Schaufenstern vorbei, kaufte mir in weiser Voraussicht eine Taschenlampe – und zur Entspannung ein großes Eis. Ich fand, dass ich es mir verdient hatte, und blinzelte zufrieden in die Sonne. Kurz darauf entdeckte ich einen Fotoladen. Genau das, wonach ich gesucht hatte!
    Der Verkäufer, der kurz nach dem Läuten der Ladenglocke hinter

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