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Schattenwesen

Schattenwesen

Titel: Schattenwesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Rauchhaus
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also im neueren Teil, neben der Falltür, befanden sich drei Türen. Gabriel spielte den perfekten Gastgeber, öffnete die erste Tür und verbeugte sich.
    »Der Heizungskeller. Ganz auf dem neuesten Stand der Technik!«
    Ich spähte um die Ecke. Hier kamen also Annas Geister her.
    »Gibt es in dem Raum auch einen Abgang, der am Ende des unteren Gangs endet?«
    »Wozu sollte das gut sein?«, fragte Gabriel. »Die Heizung ist für das Haus, unten wird nicht geheizt.«
    Aha. Das machte die letzte Tür wieder zur Geheimtür und auf die würde ich Cyriel noch mal ansprechen.
    Inzwischen öffnete Gabriel die zweite Tür. »Die Vorratskammer, Madame«, sagte er noch immer im Ton eines Butlers.
    Und die dritte Tür. »Das Angstloch«, flüsterte er nun mit großen Augen.
    Inzwischen fand ich sein Gehabe übertrieben. Leise trat ich ein. Im Boden des sonst leeren Raums befand sich ein Loch mit einem Gitter, etwas über einen Meter breit. Und als ich mich darüberbeugte, hoffte ich, Cyriel und Anna noch einmal beobachten zu können. Noch mehr hoffte ich, dass sie gar nicht mehr da wären. Ihre Nähe zueinander machte mich nervös. Aber auf den Anblick, den ich nun zu sehen bekam, war ich nicht vorbereitet: Unten im Verlies beleuchtete nur Fackellicht das Fresko. Und an der runden Wand entlang huschte ein Schatten. Ein körperloser Schatten, der nicht von einem Menschen verursacht werden konnte! Mal schnell, mal langsam bewegte er sich von einem Punkt zum anderen, als würde er bestimmte Stellen des Bildes in sich aufsaugen. Meist blieb er dicht am Boden oder an der Wand, elegant wie ein Rochen auf dem Meeresgrund. Aber er konnte auch frei im Raum schweben, und zwar unglaublich schnell.
    Die Art der Fortbewegung erinnerte mich mit Schrecken an einen anderen Abend an einem anderen Ort. War das etwa derselbe Schatten, den ich im Atelier meines Vaters gesehen zu haben glaubte? Gab es ihn wirklich?
    Wie in Trance riss ich meine Digitalkamera hoch, schaltete sie ein und zielte auf das Ding dort unten.
    »Was ist denn? Du bist ja ganz blass!«, sagte Gabriel und hockte sich neben mich.
    Im gleichen Moment wischte der Schatten zur Tür und verschwand unter der Schwelle wie Rauch – wie in einem Film, der rückwärts abgespielt wurde. Das leise »Klick« meiner Kamera konnte niemanden mehr verjagen.
    »Hast du es gesehen?«, fragte ich Gabriel vorsichtig.
    Mit fragendem Blick schüttelte er den Kopf. Entweder war der Schatten zu schnell gewesen – oder er existierte nur in meinem Kopf. Wie ein schwarzes Loch, das hoffentlich nicht noch größer wurde.

    In meinem Zimmer wollte ich es genau wissen. Konnte solch ein Wesen wirklich der Einbildung entspringen? Hatte ich eine Chance auf ein Beweisfoto? Aber wahrscheinlich hatte meine Kamera nichts mehr mitbekommen, genau wie Gabriel!
    Zweiundvierzig Fotos zeigte meine Digicam an, so viele hatte ich bereits gemacht, wobei etwa die Hälfte unsere Arbeit am Fresko dokumentierte. Das letzte Bild vom Angstloch … war leider absoluter Mist! Ich hatte den Blitz nicht abgeschaltet, so schnell hatte ich nicht gedacht. Das Ergebnis war ein gestochen scharfes Foto vom Eisengitter über dem Loch. Daneben hatte ich noch einen verwackelten Schatten drauf, wahrscheinlich den Fuß von Gabriel. Super Leistung!
    Während ich mich auf meinem Bett gegen die Wand lehnte, klickte ich die anderen Bilder durch. Die unterirdischen Stallungen. Ein gewölbter, dunkler Gang. Der leere Lagerraum unter der Burg. Fresko, Fresko, Fresko – dann wieder ein Gang, diesmal mit Fackeln, ohne Blitz und etwas verschwommen. Es folgten die Bilder von meinem Zimmer und meinen Sachen. Die meisten davon konnte ich wohl löschen. Auch das nächste war langweilig: die Galerie im ersten Stock. Doch … halt! Das Bild war seltsam. Ich wollte schon weiterklicken, aber etwas daran hielt meinen Blick fest. Ein Schatten mitten im Bild.Er wurde nicht an die Wand geworfen, wie anständige Schatten es tun sollten, sondern er stand wie eine Säule mitten auf der Galerie, als wäre ich beim Hinaufgehen, kurz bevor das Bild entstand, durch ihn hindurchgegangen. Mein Puls beschleunigte wieder auf Endspurttempo. War das der Schatten, der mir in letzter Zeit zu folgen schien? Das Ding aus dem Verlies und aus dem Atelier? Mir fiel auf, dass in dem Bild außerdem eine Art Viereck zu erkennen war. Der Fehler sah ein bisschen so aus wie das Fernsehbild, wenn der Sender nicht ganz sauber eingestellt war und zwei Bilder sich überlagerten.
    Ob das ein

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