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Schattenwesen

Schattenwesen

Titel: Schattenwesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Rauchhaus
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gewesen.
    Eilig ging ich weiter, um ein paar Ecken, bis ich eine große Halle erreichte, deren Gewölbe von Säulen getragen wurde. Auch diese Halle sah der sehr ähnlich, die Gabriel als ehemalige Stallungen bezeichnet hatte. Nur spendeten hier brennende Fackeln in den Halterungen an den Säulen warmes Licht und an den Wänden hingen Zaumzeug, Striegel und Hufkratzer. Wie konnte es nur sein, dass die Räume sich so ähnelten? Oder hatte sie inzwischen jemand eingerichtet?
    Am anderen Ende der Halle sah ich Cyriel auf eine Wendeltreppe zugehen. Ich musste ihm folgen, um zu sehen, was er mit den Bildern vorhatte, doch plötzlich blieb ich wie erstarrt stehen. Cyriel war nicht allein – was er hingegen nicht zu bemerken schien. Hinter den Säulen versteckten sich vier oder fünf Menschen, die seine Schritte genau beobachteten und langsam um ihre Säulen herumgingen, damit sie nicht von ihm entdeckt wurden. Sie wandten mir ihre Rücken zu und hielten sich so lange außerhalb seines Blickwinkels, bis er auf der Treppe verschwunden war. Ich hatte keine Chance, weiterhin unbemerkt auf seiner Spur zu bleiben. Jetzt wandten sich diese Leute auch noch um und kamen in meine Richtung! Gerade noch rechtzeitig schlüpfte ich hinter eine Säule. Meine Knie fühlten sich an wie Pudding, als ich den Atem anhielt. Wer waren diese Gestalten? Und warum versteckten sie sich?
    Die Schritte kamen näher. Sie kamen von zwei Seiten.Gleich würden sie hier sein! Noch hatten sie mich vermutlich nicht entdeckt, ich musste den Augenblick der Überraschung nutzen! Aus reiner Verzweiflung verließ ich die Deckung und rannte, so schnell ich konnte, auf einen Gang zu, den ich für den Ausgang hielt. Erst kurz davor erkannte ich, dass es der falsche war. Und dass jemand aus diesem Gang herauskam, direkt auf mich zu. Der alte Mann musterte mich düster und verstellte mir den Weg. Die anderen hatten inzwischen aufgeholt und versperrten mir den Rückzug. Sie waren alle schon älter, aber sie wirkten körperlich sehr fit und blitzten mich aus lebhaften Augen an. Währenddessen kamen immer mehr von ihnen aus den anderen Gängen auf uns zu, bis es acht Frauen und Männer waren. Sie bildeten einen Kreis um mich, hielten aber alle einen gewissen Abstand ein.
    »Was wollt ihr von mir?«, fragte ich mit kaum hörbarer Stimme.
    Niemand antwortete. Aber sie tuschelten untereinander.
    »Hast du gesehen?«, zischte einer.
    »Sie ist anders!« Eine weibliche Stimme.
    »Sie gehört zu ihm!« Eine sehr alte Frau.
    »Glaub ich nicht. Sie ist ein Mensch.«
    »Frag du sie!«
    »Nein, du!«
    So beängstigend ich das Gerede fand, so sehr wuchs meine Ungeduld. Sie wollten Antworten? Nun, ich auch!
    »Wer seid ihr?«
    »Die Frage ist wohl eher, wer du bist!«, sagte ein Mann mit einem grau-braun gefleckten Bart. »Warum hast du einen Schatten?«
    Während ich kurz überlegte, was er meinte, fiel mein Blick auf den Boden. Mein Schatten fiel in mehrere Richtungen, da an den Wänden ringsherum Fackeln angebracht waren. Schatten, die sich überlagerten, die aber doch erkennbar eins waren. Aber … meiner war der einzige Schatten im Kreis der vielen Menschen. Es war, als würden sie nicht existieren.
    Ich bewegte mich und mein Schatten wanderte mit mir. Sie bewegten sich auch, aber das Licht nahm sie nicht wahr.
    »Was ist das?«
    Meine Frage hallte von den Steinwänden wider und hatte etwas Panisches, aber es lag auch Abscheu darin. Ich wollte nur noch fliehen vor diesen … Menschen, falls es überhaupt welche waren. Im gleichen Moment legte der Mann seine Hand auf meine Schulter und krallte sich darin fest.
    »Du wirst uns jetzt den Ausgang zeigen. Durch den du gerade gekommen bist!«
    Meine Gedanken überschlugen sich und ich überlegte, ob ich diese Menschen durch die Tür führen sollte. Alles in mir wehrte sich dagegen. Sie lebten jenseits der Mauern der Nachtmanns und vielleicht war das ja ganz gut so. Wer weiß, was für Kreaturen das waren? Aber gab es eine andere Möglichkeit?
    »Der Ausgang existiert nur, wenn es ganz dunkel ist«, sagte ich auf der inneren Suche nach einem Ausweg. »Löscht alle Fackeln, dann kann ich euch die Tür zeigen.«
    Sie zögerten, während der bärtige Mann mich nachdenklich ansah. Schließlich nickte er und trieb die anderen zur Arbeit an. Als sie die letzte Fackel löschten, standeine einzige Frau in meiner direkten Nähe. Ich hob die Taschenlampe, leuchtete ihr damit genau in die Augen, und als sie sich geblendet abwandte, sprang ich

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