Schattierungen von Weiß
seiner Patentante ein Küsschen auf die Wange. „Ich bin auch sehr froh, dass die Schufterei jetzt ein Ende hat…“
„Ich würde sagen, sie fängt jetzt erst an“, zwinkerte sein Vater ihm zu.
„Oh, schau mal, das ist doch deine Mutter, oder?“, Sarah hakte sich bei Levin ein und deutete zur Türe, Levin verspannte sich augenblicklich.
I rmi hatte ihm ins Gewissen geredet und er hatte schließlich zugestimmt, sie zu seiner Feier am Abend einzuladen. Vorher hatte er mit einem engeren Kreis gefeiert, da wollte er sie aber nicht dabei haben.
„Levin“, Sonja Webber trat zögernd auf ihn zu, sie hatte sich kaum verändert, aber sie wirkte sehr nervös, ihm ging es aber auch nicht besser. Auch wenn die Sache mit Mia jetzt zweieinhalb Jahre her und der Groll nicht mehr so groß war, vergessen konnte er das einfach nicht.
„Herzlichen Glückwunsch“, sie reichte ihm die Hand, er ergriff sie zögernd.
„Danke, Ma“, er räusperte sich kurz.
„Ich habe zu danken, dass ich dabei sein darf. Ich… ich bin sehr stolz auf dich“, sie schluckte heftig, in ihren Augen glitzerten Tränen, Levin ließ das alles andere als kalt.
„Levin, ich… ich möchte mich bei dir entschuldigen, was ich damals getan habe… das… das… tut mir so leid. Wenn ich doch nur die Zeit zurückdrehen könnte, ich würde es sofort tun“, sagte sie mit rauer Stimme.
„Ma, ich kann das nicht vergessen, aber ich nehme deine Entschuldigung an. Es ist soviel Zeit vergangen, ich denke, wir sollten die Sache begraben.“
„Danke. Das bedeutet mir wirklich viel“, sie machte einen Schritt auf ihn zu und wollte ihn umarmen, Levin ließ es kurz geschehen, schob sie dann aber von sich. „Lassen wir es dabei.“
Er sah sich suchend um und winkte dann Sarah zu sich. „Ma, ich möchte dir Sarah vorstellen. Wir sind seit ein paar Monaten zusammen.“
„Freut mich, Frau Webber“, Levins Freundin lächelte sie freundlich an.
„Ganz meinerseits“ , entgegnete Sonja Webber. „Meine Schwester und mein Mann haben mir schon von Ihnen erzählt. Sie studieren Medizin und sind die Tochter von Dr. Felder…“
Levin lachte kurz auf, dann schüttelte er den Kopf und ließ die beiden sich in Ruhe beschnüffeln. Er konnte Sarah getrost bei ihr lassen, seine Mutter würde sich nicht wagen, sie abzulehnen. Und dafür gab es ja auch keinen Grund, Sarahs Familie genoss einen tadellosen Ruf und gehörte zu Oberschicht. Eine perfekte Schwiegertochter also.
Nur verschwendete Levin keinen Gedanken ans Heiraten, noch jedenfalls nicht. Er hatte sich die Entscheidung, in der Kanzlei seines Vaters anzufangen, nicht leicht gemacht und lange mit seiner Tante das Für und Wider besprochen.
Levin hatte sich sehr verändert, er war selbstständig geworden und unabhängig , und das wollte er nicht aufs Spiel setzen. Sollte er merken, dass sein Vater ihn einengte und bevormundete, war er schneller wieder weg, als James Webber gucken konnte, das stand für Levin schon mal fest. Er scheute sich nicht mehr davor, den schwereren Weg zu wählen.
Aber erst mal wollte er es versuchen, das war er seinem Vater schuldig. Und vielleicht ging es ja auch gut.
40
Mia sah erfreut auf den Brief, sie nahm ihn aus dem Briefkasten und ging hastig damit in ihre Wohnung. Er war von Juliette und Philippe, mit dem französischen Ehepaar pflegte sie eine rege Brieffreundschaft. Die beiden älteren Herrschaften reisten viel, einmal hatten sie Mia sogar im Hotel besucht.
Die beiden wollten sie wieder einladen, bisher hatte Mia immer abgelehnt, sie wollte ihnen nicht zur Last fallen, außerdem arbeitete sie viel. Von ihrer Erkrankung abgesehen hatte sie noch nie einen Tag gefehlt und ihre Urlaubstage verfallen lassen. Immerhin hatte sie jetzt Aishas Job inne und hatte den Service alleine unter sich, Aisha arbeitete jetzt im Restaurant ihres Mannes, der sich selbstständig gemacht hatte.
Mia war sehr stolz, dass man ihr soviel Verantwortung übertragen hatte, zuerst hatte sie Angst davor gehabt, aber mittlerweile hatte sie sich gut eingefunden. Sie sprach auch schon sehr gut arabisch, nach Feierabend hatte sie immer fleißig gelernt und in ihren Kollegen geduldige Lehrer gefunden.
Mia las den Brief aufmerksam durch, dann schrieb sie direkt eine Antwort. Auf die Einladung ging sie nicht ein, sondern berichtete ihren Freunden von ihrer Arbeit im Hotel.
Eine Woche später ging abends Mias Telefon, sie sah schon an der Nummer, dass es ein Auslandsgespräch war.
„Hallo
Weitere Kostenlose Bücher