Schattierungen von Weiß
gestand Mia ihm ein.
„Nun gut, dann komm mal mit, wir lassen es uns so richtig gut gehen in der nächsten Zeit“, zwinkerte Juliette ihr zu und hakte sich bei Mia ein. „Wir werden dich mal ein bisschen aufpäppeln.“
Juliette und Philippe wohnten in einer eleganten Pariser Stadtwohnung. Mia war überrascht über deren Größe, sie wurde im Gästezimmer untergebracht, das ebenfalls sehr edel eingerichtet war.
Sie bummelten noch ein bisschen durch die Straßen, dann bereitete Juliette ein mehrgängiges Abendessen vor. Auch die Kinder von den beiden würden dabei sein, Mia war schon aufgeregt, sie war gespannt auf diese Familie.
Ihre Anspannung löste sich, als sie die Tochter und den Sohn , samt Ehepartnern und Kindern, kennenlernte. Alle waren locker und fröhlich und Mia wurde sofort herzlich aufgenommen.
Sie spielte ausgiebig mit den drei kleinen Kindern, Mia konnte sich gar nicht von ihnen trennen, es bereitete ihr so viel Spaß, mit ihnen herumzutoben.
„Warum hast du keinen Beruf ergriffen, der mit Kindern zu tun hat?“, fragte Juliette Mia später, als sie bei einem Glas Wein zusammen saßen.
Mia fühlte sich ertappt, sie strich sich fahrig eine Locke hinters Ohr. „Das… das hat sich nicht ergeben… irgendwie“, wich sie vorsichtig aus.
„Schade, das scheint dir zu liegen, die Kleinen haben sofort Vertrauen zu dir gefasst“, bemerkte Juliette.
„Ja, kann sein… Na ja…“, Mia zuckte mit den Schultern, sie hoffte, dass die beiden nicht weiter nachhaken würden, was sollte sie ihnen denn auch als Grund angeben?
Mia wollte über ihre Vergangenheit nicht reden, sie hatte fast schon panische Angst davor, dass Juliette und Philippe sie dann ablehnen würden.
Philippe wechselte das Thema, Mia entspannte sich wieder etwas. Es wurden Pläne für den nächsten Tag geschmiedet, Mia freute sich schon darauf. Sie hatte Paris als wunderschön in Erinnerung, natürlich auch, weil Levin damals dabei gewesen war.
Mia empfand es als recht kühl, sie war von Marokko wärmere Temperaturen gewöhnt , und so fand sie sich am nächsten Tag als Erstes in einem Kaufhaus wieder, wo sie sich einen Wintermantel kaufte.
Warm eingepackt startete sie mit Juliette und Philippe dann die Stadtführung. Sie spazierten auch am Eiffelturm vorbei, Mia bemerkte, wie sich ihr Magen schmerzhaft zusammenzog. Sie sah an dem eisernen Bauwerk hinauf, dort oben war sie mit Levin gewesen, es war alles so perfekt gewesen, sie würde alles dafür geben, nur noch mal fünf Minuten mit ihm dort oben stehen zu dürfen.
„Mia? Was ist denn los?“
Juliettes Stimme riss sie aus ihren Erinnerungen.
„Nichts…“, flüsterte Mia heiser.
„Das glaube ich nicht, du weinst ja“, sagte sie mit besorgter Stimme.
Mia war für einen Moment überrascht, das hatte sie gar nicht bemerkt, sie stammelte nur etwas wie „Oh“ und wischte sich schnell die Tränen aus dem Gesicht.
„Was ist denn, Mia? Willst du uns nicht endlich einmal erzählen, warum du immer so traurig bist, hm?“, Juliette nahm sie in den Arm, Mia versuchte mit aller Kraft, sich zusammenzureißen, doch es klappte nicht, sie musste immer mehr weinen, die Erinnerungen brandeten wie große Wellen in ihr auf, sie schüttelte den Kopf, doch sie spürte selbst, wie ihr Widerstand immer mehr schmolz.
„Es… es ist… also… ich war schon einmal dort oben… mit… mit einem… wunderbaren Menschen. Er… er hat mir soviel bedeutet“, schluchzte sie leise.
„Mit einem Mann?“, hakte Juliette nach.
Mia bekam mit, dass sich Philippe etwas von ihnen entfernte und wegspazierte.
„Ja. Mit… mit dem Mann, den ich über alles liebe“, stotterte Mia.
„Was ist mit ihm? Wo ist er jetzt?“, Juliette fragte sie so sanft aus, dass Mia nur noch mehr zu weinen begann.
„Ich. .. ich weiß nicht, ich denke, er wohnt noch in Berlin. Ich habe ihn vor über drei Jahren verlassen müssen“, flüsterte sie.
„Müssen? Wieso denn ‚müssen’? Das verstehe ich nicht“, ihre Freundin streichelte Mia über die Haare.
Mia schluckte he ftig, sie bekam starkes Herzklopfen. „Er… er stammt aus einer angesehenen Familie und er wollte Rechtsanwalt werden. Ich hätte ihm nur geschadet…“
„Wie hättest du das denn tun sollen?“, Juliette runzelte die Stirn. „Du bist ein hübsches und so liebes Mädchen. Warum sollte so jemand wie du ihm schaden?“
Mia sah die ältere Dame verschreckt an. „Ich habe Angst, dass ihr mich nicht mehr mögt, wenn ich es
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