Schattierungen von Weiß
ihr hinüber.
„Nein, ich habe frei“, antwortete Levin ehrlich. „Zwischen Weihnachten und Neujahr ist unsere Kanzlei geschlossen.“
„Hätten Sie nicht Lust, uns zu begleiten? Mia ist sicherlich eine sehr gute Stadtführerin, aber jemand, der hier geboren ist, sieht die Dinge mit anderen Augen und hat viel mehr Insiderwissen“, lächelte Juliette.
„Juliette, du kannst den armen jungen Mann nicht einfach so überrumpeln“, rügte Philippe seine Frau sanft, doch Mia konnte erkennen, dass er an der Sache auch einen Heidenspaß hatte.
Ihr selbst war das sehr unangenehm, was sollte Levin denn jetzt denken? Und er wollte seine freie Zeit doch bestimmt mit seiner Freundin verbringe n. Mia wagte kaum zu atmen, so angespannt war sie in diesem Moment.
Levin brauchte nicht lange zu überlegen, die beiden älteren Herrschaften waren so nett und herzlich, warum sollte er nicht den Tag mit ihnen verbringen ?
‚Und mit Mia’ , fügte er in Gedanken hinzu. Und die Aussicht auf einen Tag mit ihr gefiel ihm irgendwie auch immer besser.
„Ich überrumpele ihn doch nicht – ich frage doch nur“, Juliette lächelte Levin freundlich an. „Sie können ganz offen sein, wir haben auch vollstes Verständnis dafür, wenn Sie Ihre Zeit für uns nicht opfern wollen.“
„Nein, das ist kein Opfer, ich zeige Ihnen gerne die Stadt“, antwortete er prompt. „Es kann ja sein, dass Mia auch schon vieles vergessen hat“, neckte er sie.
„Was?“, jetzt sah sie ihn wieder so empört an, Levin fand sie unglaublich niedlich. „Ich habe nichts vergessen, ganz bestimmt nicht, aber… aber ich… also ich finde es schön, dass du uns begleitest“, platzte es dann aus ihr hinaus.
„Okay, dann ist es also abgemacht“, strahlte Juliette. Man konnte ihr ansehen, dass ihr diese Entwicklung sehr gefiel. „Wann passt es Ihnen denn?“
„Nach dem Frühstück, ich richte mich nach Ihnen. Vielleicht so gegen 10 Uhr?“, schlug Levin ihr vor.
„Perfekt“, nickte Philippe.
Mia atmete tief durch, noch einen Tag mit Levin – das hörte sich sehr, sehr gut an. Aber sie ahnte auch schon, dass ihr der Abschied dann noch schwerer fallen würde. Mia brauchte etwas Abstand, sie bat Levin, sie vorbeizulassen. „Ich bin nur kurz auf Toilette“, entschuldigte sie sich.
Levin sah ihr nachdenklich hinterher, sie wirkte von der Aktion gerade genauso überrascht wie er, vielleicht war es ihr gar nicht so recht? Aber dafür war es jetzt zu spät, und wenn er merken sollte, dass sie sich unbehaglich fühlte, konnte er morgen ja immer noch einen Grund vorschieben, um das Treffen zu beenden.
„Wir sind sehr froh, dass Mia Sie hier getroffen hat“, Juliette ergriff das Wort, Levin sah sie gespannt an.
„Ich muss zugeben, dass ich sehr überrascht war“, gestand er ihr. „Und anfangs auch sehr wütend. Die Umstände, unter denen wir uns getrennt haben, waren alles andere als erfreulich.“
„Ich weiß. Ich kann Ihnen aber versichern, dass Mia es sich damals sehr schwer gemacht hat. Wissen Sie, für uns ist sie wie eine Tochter, wir haben sie sofort in unser Herz geschlossen. So einen aufrichtigen und selbstlosen Menschen haben wir noch nie vorher getroffen. Sie ist so etwas Besonderes und es bricht mir jetzt noch das Herz, wenn ich daran denke, was sie durchgemacht hat“, erzählte Juliette traurig.
„Ja, Mia ist etwas Besonderes, etwas ganz Besonderes“, bestätigte Levin ihr. „Umso schlimmer, was meine Mutter sich da erlaubt hat.“
„Allerdings. Wir sind ja selbst Eltern und unsere Kinder haben weiß Gott schon schreckliche Gestalten ins Haus geschleppt“, gluckste Philippe. „Aber Mia muss man einfach gern haben.“
„Na ja, es ist viel Zeit vergangen“, Levin spielte nachdenklich mit einem Bierdeckel. „Und es hat sich einiges geändert.“
„Haben Sie eine neue Liebe gefunden? Entschuldigen Sie, wenn ich zu neugierig bin, aber das wäre ja auch normal, das ist der Lauf der Zeit“, lächelte Juliette ihm zu.
„Ja, das habe ich. Ich habe eine Partnerin“, antwortete Levin.
„ So soll es ja auch sein für einen jungen Mann. Schön, dass Sie wieder verliebt sind.“
Levin nickte nur, doch seine Gedanken waren jetzt nicht bei Sarah. „Wie ist es Mia in Marokko ergangen? Sie hat mir noch nicht viel erzählt…“
„Tja, wie ist es ihr ergangen? Sie ist wirklich sehr verschlossen und redet nicht viel über sich. Aber einmal haben wir sie in Marokko besucht, wir konnten dort mit Faizah sprechen, das ist eine
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