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Schattierungen von Weiß

Schattierungen von Weiß

Titel: Schattierungen von Weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ki-Ela Stories
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schaute sie Levin in die Augen. „Ich… ich erzähle es dir, okay? Aber dann… dann möchte ich nicht mehr darüber sprechen, bitte.“
    „In Ordnung“, nickte Levin. „Wie war das Verhältnis zu deinen Eltern?“
    „Meine Mutter war eine ganz liebe Frau. Ich habe sie sehr geliebt und sie mich auch. Sie… sie hat immer versucht , mich vor ihm zu beschützen, und meistens ist ihr das auch gelungen“, begann Mia leise zu erzählen.
    Levin schluckte. „Aber nicht immer…“
    „Nein. Mein Vater… mein Vater hat eigentlich immer getrunken, das war wohl auch der Grund, warum er seine Arbeitsstelle verloren hat. Ich war eigentlich froh, wenn ich lange Schule hatte und erst später nach Hause kommen konnte. Mit ihm alleine war es nicht angenehm, ich wusste nie, wie er gelaunt war und was mich erwartete.“
    „Hat er dich schwer verletzt?“
    „Nein, das hat er nie. Er hat mich nie so schlimm geschlagen wie Mama“, Mia wischte sich schnell eine Träne aus dem Gesicht. „Ich hatte höchstens mal ein paar blaue Flecke…“
    „Warum hast du dich nicht an eine Freundin oder eine Lehrerin gewandt?“, hakte Levin nach.
    „Ich hatte nicht so viele Freundinnen, eigentlich hatte ich gar keine. Ich wollte nicht jemanden mit zu uns nach Hause bringen, also bin ich immer auf Abstand gegangen. Und die Lehrer?“, Mia zuckte mit den Schultern. „Ich hatte immer den Eindruck, dass denen alles egal ist.“
    „Wie war das an diesem Tag? Lydia hat mir erzählt, dass du etwas vergessen hattest und deswegen noch einmal nach Hause gegangen bist.“
    „Ja, meinen Taschenrechner. Wir sollten an diesem Tag eine Mathearbeit schreiben und die Lehrerin war sehr streng. Ich hatte Angst, dass ich die Arbeit nicht mitschreiben dürfte, also bin ich noch einmal zurück nach Hause gerannt“, Mias Stimme wurde immer brüchiger, Levin tat sie so leid, aber er wollte sie jetzt nicht stoppen.
    „Er stand in der Küche und hat ein Messer abgewaschen, ich habe zuerst überhaupt nicht verstanden, was er da machte. Ich habe ihm erklärt, warum ich zurückgekommen bin, er schrie mich an, ich sollte nicht in mein Zimmer gehen, doch ich bin schnell an ihm vorbeigelaufen. Ich denke , er wollte verhindern, dass ich am Wohnzimmer vorbeikomme, das lag auf dem Weg zu meinem Zimmer. Dann habe ich sie gesehen, ich bin zu ihr hin, sie lag in ihrem eigenen Blut und ihre Augen waren offen. Ich habe gedacht, dass sie noch lebt, und habe versucht, sie wiederzubeleben, doch mein Vater hat mich zurückgerissen und gemeint, es wäre ein Einbrecher gewesen. Ich wusste, dass es gelogen war…“, Mia verbarg ihr Gesicht hinter ihren Händen, sie sah es genau vor sich, als würde es jetzt gerade in diesem Moment geschehen.
    „Ich habe dann nicht mehr nachgedacht, ich habe plötzlich so einen Hass in mir gespürt, ich habe so was nie vorher gefühlt, also ich meine, ich war schon öfter wütend auf ihn, wegen Mama und der Schläge, aber in diesem Moment war ich komplett außer mir. Ich bin in die Küche gelaufen, das Messer lag ja noch da, ich habe es genommen, mein Vater war noch im Wohnzimmer bei meiner Mutter, er wollte versuchen, sie zuzudecken oder so was, jedenfalls bin ich auf ihn zu und habe auf ihn eingestochen. Immer wieder, immer wieder, er hat die Arme vors Gesicht gehalten und wollte nach mir schlagen, doch da er in der Hocke war, hat er das Gleichgewicht verloren und ist nach hinten übergekippt. Ich weiß noch, dass ich auf das Herz gezielt habe, mehrmals… Dann hat er nur noch geröchelt und… und ich habe dabei zugesehen, wie er gestorben ist. Aber ich habe nichts gespürt, gar nichts mehr.“
    Mia nahm die Hände weg, sie sah Levin an, in dessen Gesicht konnte sie nichts ablesen. „Jetzt weiß t du es. Die Tat einer Irren…“
    „Nein, die Tat eines verzweifelten Mädchens“, Levin zog sie zu sich in seine Arme. „Und trotz allem bist du ein so wundervoller Mensch geworden“, flüsterte er an ihrem Hals.
    „Wundervoll?“, Mia sah ihn mit großen Augen an, doch seine Worte berührten sie, sie fing an hemmungslos zu schluchzen.
    „Ja, wundervoll“, Levin hielt sie nur ganz fest und ließ sie weinen.
     
    „Was ist mit deiner Großmutter? Warum ist sie so verbohrt?“, fragte er nach einer Weile, als Mia sich wieder beruhigt hatte.
    Mia lachte bitter auf. „Meine Großmutter? Sie hasst mich, genauso wie sie meine Mutter gehasst hat, sie konnte sie auch nie leiden. Dabei verstehe ich das gar nicht, meine Mutter war so eine hübsche

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