Schatz, meine Hose rutscht! Wie Sie ohne Diät genussvoll abnehmen. (German Edition)
unsere Vorfahren als Jäger und Sammler durch die Wälder streiften? Naja, zunächst einmal: sie streiften. Will sagen, sie bewegten sich. Und zwar deutlich mehr als die meisten von uns heute. Und dann mussten sie sich von dem ernähren, was die Natur ihnen gab: Körner, Samen, Beeren, Nüsse, essbare Gräser, Kräuter und ab und zu Fleisch. Was sie nicht bekamen sind Salzstangen, Gorgonzola, Cola oder ein paniertes Schnitzel.
So einfach wir Mitteleuropäer es heute haben – mit einem Supermarkt gleich um die Ecke – so beschwerlich war die Nahrungsversorgung für unsere Urahnen. Vor allem im Winter. Da musste sich die Evolution schon etwas einfallen lassen, um das Überleben unserer Spezies zu sichern. Und so erfand sie die Fettspeicherung.
Im Körperfett ist Energie gespeichert. Diese braucht der Körper zu verschiedenen Zwecken. In erster Linie um unsere Betriebstemperatur von 37 Grad aufrechtzuerhalten. Des Weiteren erfordert Bewegung Energie. Das gilt nicht nur fürs Auto. Auch unser Körper braucht Energie, wenn er bewegt wird. Gut für unsere Urahnen also, dass sie Energie in Form von Körperfett speichern konnten. Darauf konnten sie zugreifen, wenn die Nahrungszufuhr stockte.
Heute hat sich dieser Vorteil für viele in einen Nachteil gewandelt: Zeiten des Mangels gibt es in unseren Breiten glücklicherweise quasi nicht mehr. Die Programmierung in unseren Genen ist jedoch noch dieselbe. Diese sorgt dafür, dass Energie fleißig gespeichert wird, obwohl der Nachschub gesichert ist.
Auch viele andere Mechanismen lassen sich mit Wissen über das in Jahrmillionen entwickelte Programm unserer Gene besser verstehen.
Zum Beispiel lässt sich ein immer noch verbreiteter, vermeintlicher Abnehmtrick mit dem Rückblick in die graue Vorzeit entlarven: abnehmen durch Fasten. Litten unsere Vorfahren unter einem besonders harten Winter, mussten ihre Körper besonders drastische Maßnahmen ergreifen. Wenn alle Fettreserven aufgezehrt waren, half nur noch sparen. Also mussten die größten Verbraucher reduziert werden: die Muskeln. Natürlich verliert man so Gewicht. Nur leider Gewicht, das man eigentlich behalten wollte. Dieses Sparprogramm war oft die letzte Rettung, um bis zum Frühjahr zu überleben, wenn die Natur wieder Nahrung bot. Dann wurde gefuttert, was die Natur hergab, um die Fettreservoirs wieder zu füllen. Am besten mit ein bisschen mehr als beim letzten Mal, denn der nächste Winter könnte ja noch schlimmer werden. Wir kennen den Effekt noch heute und nennen ihn Jojo-Effekt.
Mammutjagd statt Schnäppchenjagd
Das Leben unserer Urahnen war ganz schön anstrengend. Fast jeden Tag mussten sie aufs Neue nach Nahrung suchen. Tagelang haben sie dazu die Spuren eines Mammuts verfolgt, in der Hoffnung es irgendwann zu finden. Und hatten sie es endlich aufgespürt, ging die Arbeit erst richtig los. So ein Ding zu erlegen, war nur im Team möglich. Und gefährlich war der Job auch noch. Wenn man den Urzeitriesen dann endlich erledigt hatte, musste er noch zerlegt und zur restlichen Sippe transportiert werden.
Wie viel einfacher ist da heute die Fahrt zum nächsten Supermarkt und zurück. Oder zum nächsten Drive-in eines Fast-Food-Restaurants. Ohne Bewegung an kalorienreiches Essen zu kommen ist ein folgenschwerer Luxus, mit dem vor allem die USA seit Jahren zu kämpfen haben. Erfunden wurde der Drive-in-Schalter übrigens in dem Städtchen Baldwin Park in Kalifornien. Und genau dort wird gegen die mobil erreichbaren Essensausgabeschalter mittlerweile eindrucksvoll gekämpft. Der Trendsetter plant als Gesundheitsmaßnahme den Ausstieg. Neue Genehmigungen werden nicht mehr erteilt. Die Stadtregierung hat erkannt, dass nur mehr Bewegung gegen die immer noch zunehmende Verfettung ihrer Bevölkerung helfen kann 1 .
Unsere Gene konnten mit der Geschwindigkeit der Industrialisierung einfach nicht mithalten. Die sind immer noch programmiert wie vor Zigtausenden von Jahren: auf Mammutjagd statt auf Schnäppchenjagd. Updates brauchen bei Genen verdammt lang.
Eine alte Software muss nicht schlecht sein, wenn sie noch zu den Rahmenbedingungen passt. Wenn wir heute zehn Kilometer am Tag gehen, funktioniert sie sehr gut. Nur tun das immer weniger Menschen.
Vom Auto in die Wohnung fahren wir mit dem Aufzug. Im Einkaufszentrum nehmen wir die Rolltreppe und noch nicht einmal mehr zum Umschalten des Fernsehprogramms brauchen wir aufzustehen. Der technische Fortschritt hat uns ja die Fernbedienung beschert.
Und so
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