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Schatz, schmeckts dir nicht

Schatz, schmeckts dir nicht

Titel: Schatz, schmeckts dir nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Danz
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Motorengeräusch konnte man jetzt die O-Töne des Waldes hören. Im Sonnenlicht über der Schonung summte und brummte es von einer Vielzahl fliegenden Kleinstgetiers. Weit entfernt hörte man einen Specht nach seiner Mahlzeit hämmern. In den Wipfeln der hohen Fichten am Rand rauschte der Wind und entlockte den starken Stämmen ab und zu ein Ächzen und Knarzen. Die kleine Gesellschaft drängte aus dem Landrover, um neugierig nach den Jägern Ausschau zu halten. Am Himmel zog ein beeindruckend großer Greifvogel ruhig seine Kreise.
    »Huuhuu! Hier sind wir!« Frau Homann schien vor Jagdglück die Contenance verloren zu haben. Ganz und gar nicht würdevoller Grünrock, stand sie am anderen Ende der Schneise und wedelte mit beiden Armen, um den Rest der Welt auf sich aufmerksam zu machen. Jetzt hatte mit Sicherheit auch der letzte in der Nähe äsende Dreiläufer – ein ausgewachsener Hase von drei bis vier Monaten, wie Helene gestern Abend gelernt hatte – das Hasenpanier ergriffen. Aber das war ja sowieso nicht mehr wichtig, denn als die Köche am Standort von Frau Homann und den anderen anlangten, bot sich ihnen auf dem niedergetretenen Gras ein beeindruckendes Stillleben.
    Die Läufe entspannt von sich gestreckt wie im Schlafe, lagen nebeneinander zwei Tierkörper auf der Waldwiese. Mausetot. Beide hatten im Maul einen frisch abgebrochenen, kurzen Fichtenzweig und ein weiterer, etwa armlang, lag mittig auf ihrer linken Flanke. Das warme Braunrot des Fells bildete einen reizvollen Kontrast zum frischen Grün der Fichtennadeln. Die empfindsame Margarethe wandte sich natürlich sofort mit Grausen ab, und versuchte ihr Gesicht an der Schulter von Carlo zu verbergen, während der Rest der Gruppe sachlich-interessiert das erlegte Wild musterte. Die Kenntnisse der Jagdzaungäste waren bereits so weit gediehen, dass sie einen Rothirschen und ein weibliches Stück Rotwild identifizieren konnten.
    »Liebe Jagdgäste, schön, dass Sie so schnell zu uns hergefunden haben, denn es wird langsam warm und Zeit, mit der Versorgung der Strecke zu beginnen«, begrüßte Herr von Warthenstein die Ankömmlinge.
    »Die Jagdlaien unter Ihnen fragen sich vielleicht, was die verschiedenen Zweige, bei uns Brüche genannt, an den Tieren bedeuten sollen. Wir Jäger drücken damit unsere Hochachtung gegenüber dem erlegten Wilde aus. Im Äser steckt der letzte Bissen, der traditionell nur den männlichen Tieren verabreicht wurde, doch auch hier hat ein gewisser Sinneswandel eingesetzt.«
    »Hört, hört! Die Emanzipation macht nicht einmal vor dieser Domäne edlen Männertums halt. Wohin soll das noch führen?«, belustigte sich Helene leise zu Hans, der sofort eifrig nickte, hocherfreut, dass das Wort an ihn gerichtet wurde.
    Ihr oberster Jagdherr machte seine Darbietung nicht besonders spannend. Bestimmt war er zehn Jahre jünger als sie, doch er wirkte wie ein Überbleibsel aus längst vergangenen Zeiten. Jetzt schaute er forschend, wer denn da seinen Vortrag störte, und sprach erst nach einer kleinen mahnenden Pause weiter.
    »Der größere Bruch in Blatthöhe auf der linken Körperseite ist der Inbesitznahmebruch, der beim männlichen Wild immer mit der gebrochenen Spitze zum Haupt hinweist. Das alles sind uralte Traditionen, die wir Jäger zu erhalten versuchen. Ein lobenswertes Ansinnen, wie ich meine.« Er versuchte, seinen Gästen mit viel Überzeugungsarbeit das Edle am Waidwerk nahezubringen. Da musste Helene passen. Diese Rituale aus grauer Vorzeit, unter echten Männern gepflegt, rührten nicht eine Saite in ihr.
    »Ich will Ihnen jetzt aber nicht vorenthalten, wer diesen prächtigen Achtergeweihträger erlegt hat. Es war dies unsere verehrte Frau Homann. Ich gratuliere und überreiche Ihnen zum Zeichen Ihres Erfolges den Erlegerbruch. Waidmannsheil!«
    Auf die Spitze eines Jagdmessers war ein kleiner Fichtenzweig gesteckt, benetzt mit dem Blut des erlegten Tieres, den Frau Homann mit einem professionellen Waidmannsdank entgegennahm, um sich ihn an den Hut zu stecken. Ein allgemeines, anerkennendes Raunen ging durch die Umstehenden, vereinzelt wurde sogar nicht ganz brauchtumsgemäß geklatscht. Nur der Herr Homann hatte Kritik zu üben.
    »Musstest du ausgerechnet einen Hirsch in der Brunft erwischen? Herta, du weißt doch, was für einen strengen Geruch die dann an sich haben!«
    »Meine Güte, nie kann man es dir recht machen. Dann wird er eben etwas länger gebeizt. Nun gönn mir doch auch mal meinen Erfolg.«
    Szenen

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