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Schatz, schmeckts dir nicht

Schatz, schmeckts dir nicht

Titel: Schatz, schmeckts dir nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Danz
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Jäger in spe eifrig Fragen stellten und sich in Details verbissen. Zum Glück stellte die Frau Gräfin die erlösende Frage nach Kaffee und Digestif und der offizielle Teil des Abends neigte sich seinem Ende. Die Teilnehmer an der für fünf Uhr morgens vorgesehenen Pirsch auf das Damwild in den gräflichen Wäldern besprachen noch einige Einzelheiten ihrer Ausrüstung, und Carlo war enttäuscht, als Einziger keine Büchse in die Hand nehmen zu dürfen, da er nicht im Besitz eines Jagdscheines war.
    Der Jagdherr machte noch darauf aufmerksam, dass die kulinarisch interessierten Damen und Herren gerne am Aufbrechen des Wildes, so denn die Jagdgesellschaft Erfolg gehabt habe, teilnehmen könnten. Von dieser Möglichkeit wollte Helene Gebrauch machen. Der Termin lag zu einer nicht so unchristlichen Zeit wie die Pirsch, und etwas Jagdromantik im finstern Tann konnte man schon mitnehmen. Auch die übrigen Mitglieder der Kochfraktion nickten beifällig.
    Ein Tablett bugsierend, das mit riesigen Kaffeebechern aus Steingut beladen war, aus denen es aromatisch dampfte, trat Frau von Warthenstein an den Tisch. Sie verteilte Zucker und Sahne und fragte, wer einen fränkischen Tresterschnaps zur Verdauung wünsche. Einen Kaffee trank Helene gerne, trotz der späten Stunde, denn sie schlief meist wie eine Bärin. Aber den Schnaps lehnte sie ab – es gab nur wenige ausgewählte Grappasorten, die ihrem Gaumen geschmeichelt hatten. Hans hatte den Kaffee abgelehnt, sprach dafür aber ausgiebig dem Tresterbrand zu und machte schon einen ganz seligen Eindruck.
    »Doch, ich bin zufrieden! War eine gute Idee von meinen Leuten, mir spontan dieses Weekend zu spendieren. Ich trinke auf mein Laborteam! Prost! Und wovon träumt die glückliche Ehefrau?«
    Helene überlegte kurz. »Noch träume ich nicht. Aber Gastgeberin auf Warthenstein, das wäre kein schlechter Job!«
    »Leider ist der Graf schon vergeben, Gnädigste! Doch vielleicht hätte ich ein Angebot zu machen: Komm mit mir in das Land, wo die Zitronen blühen, komm auf mein Schloss mit mir!«
    »Ach, verfügen Sie auch über so einen ansehnlichen Familiensitz, Herr von und zu Schmidt?«, spottete Helene.
    »Na ja, ein Schloss ist es nicht – noch nicht. Eher ein altes toskanisches Bauernhaus, das ich seit fünf Jahren mit diesen meinen Händen«, dabei hob er sie theatralisch in die Höhe, »jedenfalls zum großen Teil mit meinen Händen«, schränkte er ein, »versuche, in ein Schloss zu verwandeln. Wenn es fertig ist, ist es groß genug, um circa 15 Leute aufzunehmen, und ich träume davon, dann dort ganz oder einen Großteil des Jahres zu leben, irgendwelche Kurse zu veranstalten, kreativ zu sein – wovon wir alle träumen, oder? Aber seitdem ich wieder allein lebe, verbringe ich nicht mehr so viel Zeit in Italien. Zu viele Erinnerungen und keine Energie, sodass es wohl noch dauern wird mit der Verwirklichung meiner Träume.«
    »Träume sind am schönsten, solange sie nicht Wirklichkeit geworden sind«, bemerkte Helene dazu nur philosophisch.
     
    In der Tafelrunde machte sich allgemeine Aufbruchsstimmung breit.
    »Gute Nacht, Freunde, es ist Zeit für mich zu gehn«, sang Carlo, während Barbie, die eigentlich Margarethe hieß, versuchte, ihn ruhigzustellen. Irgendein Mann rülpste laut. Versäumten Frauen eigentlich etwas, rätselte Helene, da sie diesem Ausdruck scheinbar höchsten Wohlgefühls in coram publico so gut wie nie huldigten? Die beiden Amateurchefköche strebten mit nochmals gut gefüllten Schnapsgläsern ihren Schlafgemächern zu, und auch die anderen Tischgenossen verabschiedeten sich. Um nicht mit dem offensichtlich anlehnungsbedürftigen Hans Schmidt allein übrig zu bleiben, denn nach Trost spenden oder mehr war ihr nicht, erhob sich auch Helene und wünschte allseits eine gute Nacht.
    »Gute Nacht, schöne Helena! Schlaf wohl in des Morpheus Armen!« Der Herr Schmidt schien einen Hang zur Poesie zu haben.
     
    Nach der zum Schluss recht heißen und stickigen Luft an der Tafel vor dem Kamin herrschte in Helenes Zimmer eine angenehme Kühle. Kurz überlegte sie noch, ob sie Jan übers Handy Gute Nacht sagen sollte, doch dann fand sie das irgendwie albern. Sie ließ es bei einer kurzen Abendtoilette bewenden, putzte sich schnell die Zähne und schlüpfte zwischen die duftenden weißen Laken. Zu müde, um über Hausstaubmilben nachzudenken oder von quietschenden Bettfedern gestört zu werden, fiel sie in einen tiefen Schlaf, und wurde nur von angenehmen

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