Schatz, schmeckts dir nicht
bedeutungsschwangere Pause und setzte dann fröhlich hinzu: »Pfingsten treffen sich dort Menschen, die an der Gestaltung alternativer Wohn- und Lebensformen arbeiten: Von Holzbaufachleuten, Solartechnikern und Lehmbauern bis zu Feng-Shui Spezialisten, Geomantikern und Radiästheten. Viele davon sind Freunde. Jan denkt auch, das ist genau das Forum, um noch einmal Anregungen für Öko-City zu sammeln und auch selbst Energie zu tanken, bevor wir in die heiße Phase unserer Arbeit einsteigen. Und zwei Wochen auf Lanzarote sind für mich außerdem ein gutes Rezept gegen Fernweh!«
Helene spürte kalten Ärger hochsteigen. Geschickt eingefädelt, alle Achtung! Wie ein hungriger Karpfen nach dem Köder, hatte Jan nach Dianes Vorschlag geschnappt und hing nun hilflos an ihrer Angel. Wenn er sich überhaupt noch der ins Auge gefassten Spanienreise erinnert hatte, so war sie inzwischen mit Sicherheit auf dem Altar seiner vermeintlich beruflichen Interessen längst geopfert worden. Helene stellte ihren Teller mit Käse und Obst, den sie kaum angerührt hatte, beiseite. Der Appetit war ihr vergangen.
»Auch ich denke, das ist eine ideale Zäsur, bevor wir mit unserem Projekt in die heiße Phase kommen. Gleichzeitig kann sich dieses Treffen als fruchtbare Ideenschmiede erweisen.«
Jan nickte zufrieden in die Runde und sah Helene fröhlich an. Er glaubte wohl auch noch, sie würde sich mit ihm freuen. Und ihre Urlaubspläne? Helene sagte nichts. Diese Frau legte es förmlich darauf an, es sich mit ihr zu verderben!
»Hach, Diane! Jetzt müssen Sie uns aber, wie versprochen, die übrigen Räume Ihres entzückenden Häuschens zeigen! Wir sind schon so gespannt!« Ulli hatte sich, die schief grinsende Maike im Schlepptau, herangepirscht, und schaute erwartungsvoll ihre Gastgeberin an.
»Stimmt, ich hab’s versprochen. Aber ich glaube, Sie erwarten sich ein bisschen zu viel. So aufregend ist der Rest meines Palastes nicht. Ihr entschuldigt mich bitte, Felix und Jan? Ihr kennt ja alles schon. Helene, willst du auch mitkommen?«
»Na klar. Ich bin doch auch neugierig!«
»Noch jemand, der die Schlossbesichtigung mitmachen will?« Diane schaute in die Runde und die beiden seminarerprobten Lehrerinnen und Nityam schlossen sich an. Ob der Enge der Räumlichkeiten stauten sich die interessierten Besucher auf der Treppe und es konnte nur einer nach dem anderen ins Obergeschoss eintreten. Dort lag ein Badezimmer mit Dusche und Toilette, sehr geschickt in den winzigen Raum eingepasst, in klarem Weiß, mit einem lichten Blau, das an das Blau auf den griechischen Inseln erinnerte, als schmückender Kontrastfarbe. Von den beiden anderen Räumen, die sich oben befanden, war der eine, der größere, Felix’ Studierzimmer, wie Diane sagte. Bücher füllten die Regale an den zwei geraden Wänden bis zur Decke. Die schrägen Wände zierten jede Menge Fotos, die meist Felix, umgeben von exotisch aussehenden Menschen zeigten, sowie einige schematische Darstellungen des menschlichen Körpers. Es gab einen geräumigen alten Holzschreibtisch im Erker vor dem Fenster, ein gemütliches Biedermeiersofa in einer Ecke, und Dianes Seemannskiste stand geöffnet in der anderen. Daneben waren die knautschige Lederreisetasche und ein Koffer verstaut. Eine Art zusammengerollter Matratze lag davor.
»Dieser Raum ist wirklich Felix’ Reich. Hier darf ich nichts verändern. Seine Studierstube ist ihm heilig. Solange er noch da ist, rolle ich hier zwar meinen Futon aus, aber später ziehe ich nach nebenan«, erklärte Diane.
Nebenan, das war ein kleines Zimmer, so kahl und schlicht wie eine Mönchszelle. Ein ebensolcher Futon wie Dianes, mit einer rau aussehenden Wolldecke darauf, nahm die Hälfte der Grundfläche ein. Auf einem niedrigen Tischchen neben dem Kopfende stand ein Krug mit Wasser und ein Glas. Schränke gab es nicht, Stauraum schien aber hinter den Abseiten der schrägen Wände verborgen, die mehrere kleine Türen aufwiesen. Vorhanglos schnitt eine Dachluke das Schwarz der Nacht in den von einer Deckenlampe mit einem einfachen Glasschirm erleuchteten, reinweißen Raum.
»Oh, wie niedlich klein! Nur ein bisschen sehr schlicht, finde ich. Ein paar nette Bilder würden sich hier doch ganz gut machen.« Ullis Geschmack schien nicht getroffen zu sein.
»Meine Mönche im Himalaya würden das für eine Luxussuite halten!« Nityam lächelte nachsichtig ob Ullis Unwissenheit und fügte erklärend hinzu:
»Um wirklich frei zu werden, deinen Geist
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