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Schatzfinder

Schatzfinder

Titel: Schatzfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Scherer
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mehr und mehr sein lassen, ständig andere Menschen runterzumachen und abnurdem Aroma unserer persönlichen Geschmacksmischung von Vorannahmen entspringt, dann können wir nach und nach auf bestimmt 80 Prozent unserer Annahmen verzichten. Weil sie schlichtweg nicht stimmen.
    Ich meine das ernst. Ich möchte am liebsten 80 Prozent von dem, was Sie für wahr halten, zerstören und zerbrechen. Ich möchte Sie verwirren. Aber nicht um Ihnen zu schaden, sondern um Ihnen zu ermöglichen, darauf Neues aufzubauen. Neue Annahmen, bessere, geschicktere, nützlichere, befreiendere Annahmen. Das große Blatt unseres Lebens sollten wir erst dann auffalten und ausmalen, wenn wir die Annahmen fortgeworfen haben. Und dann an unseren großen Zielen und Träumen festhalten. Wie meinte Thomas Edison: »Bei vielen gescheiterten Existenzen handelt es sich um Menschen, die sich zum Zeitpunkt, als sie ihr Vorhaben aufgaben, nicht im Klaren darüber waren, wie kurz sie vor dem Erfolg standen.«

WIE WIRKLICH IST DIE WIRKLICHKEIT?
    Als ich noch Lebensmittelhändler war, beging ich einmal eine kleine Dummheit, auf die eine große, merkwürdige Dummheit folgte. Die erste, kleine Dummheit war: Ich kaufte zwei Fünfliterflaschen Chianti ein. Und zwar diese großen, bauchigen Flaschen, deren untere Hälfte mit hellem Bast umwickelt ist. Die Weine in solchen Flaschen waren in der Regel nicht von bester Qualität. Sie sollen auf dem Tisch nach Urlaub aussehen, aber anscheinend fuhren die Leute zu dieser Zeit lieber selbst ins Chianti, um nicht nur die Bastflasche, sondern gleich das komplette Erlebnis zu haben. Jedenfalls blieb ich darauf sitzen. Bei den Flaschen ging es ja auch mehr um die Flasche als um den Wein. Irgendwann begann ich, mich über mich selbst zu ärgern, weil ich den Eindruck gewann, dass ich diese beiden Ladenhüter und Regalplatzfresser nie wieder loswerden würde.
    Weil ich Verschwendung hasse und es mich persönlich trifft, wenn etwas nicht funktioniert, was auf meinem Mist gewachsen ist – und das kommt leider nicht selten vor –, verfolgten mich die beiden blöden Dinger bis in den Schlaf. Ob da Freud im Spiel war oder nicht, ich träumte jedenfalls eines nachts von zwei dicken, bauchigen, mit hellem Bast umwickelten Weinflaschen – und dass ich sie verkauft hätte! In meinem Traum gingen die Flaschen auf einen Schlag weg – dieser Verkauf war von einem großen Gefühl der Erleichterung begleitet, eine echte Befreiung. Ich kostete die paar Mark Umsatz aus, sah im Traum, wie die Flaschen auf Nimmerwiedersehen aus meinem Geschäft getragen wurden, und freute mich über den leeren Regalplatz, in den ich nun begehrteste Waren stellen konnte. Es war ein wahres Fest – aber leider nur im Traum.
    In den Tagen danach vergaß ich sowohl die Flaschen als auch meinen Traum, ich beschäftigte mich mit Wichtigerem, als eines Tages eine Kundin hereinkam und fragte … Sie ahnen es …, obich zufällig diese Korbflaschen, nein Bastflaschen mit Wein habe, sie wolle nämlich mit Freunden, die sie im Toskana-Urlaub kennengelernt habe, einen schönen Abend feiern, und da würde es sich auf dem Tisch schön machen …
    Und jetzt kam die große Dummheit: Oh, wie schade! Das tut mir leid, sagte ich, zwar habe ich tatsächlich zwei Bastflaschen Chianti dagehabt, aber vor ein paar Tagen habe ich sie verkauft.
    Die Kundin war schon eine halbe Stunde aus dem Laden, als es mir plötzlich heiß wurde. Ich werde doch nicht etwa … Ich rannte los, zum Weinregal, bog um die Ecke – und da standen sie. Oh, mein Gott! Was für eine riesige Dummheit! Bin ich jetzt schon so verwirrt, dass ich Traum und Wirklichkeit nicht mehr auseinanderhalten kann?
    Irgendwann habe ich die Flaschen dann tatsächlich verschenkt. Oder selbst getrunken. Ich weiß es nicht mehr.
Die Realität im Blick
    Unglaublich, wie sehr sich die Erlebnisse eines Traumes manifestieren können. Wie wirklich ist die Welt da draußen? Was davon existiert nur in unserem Kopf? Wie weit können wir unseren Gedanken über den Weg trauen? Wenn die meisten unserer Vorannahmen über die Welt nur gemacht sind, wie real ist dann der Rest der Welt, den wir wahrnehmen?
    Offenbar irren wir uns allzu leicht, weil die Gedanken in unserem Kopf uns eine andere Welt vorspielen als die reale Welt.
    Offenbar irren wir uns allzu leicht, weil die Gedanken in unserem Kopf uns eine andere Welt vorspielen als die reale Welt. Und wenn zwei dann über eine Sache reden, meinen sie möglicherweise nicht dasselbe.

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