Schatzfinder
liegen, etwas zu bewirken.
Vor einiger Zeit kam mal ein Teilnehmer auf mich zu und meinte, er habe sich 20 Jahre lang den Hintern aufgerissen, sein Leben geopfert, seine Ehe sei dabei draufgegangen, nur um in seiner Firma die Dinge zu bewegen, und nun haben sie ihn gekündigt, das könne doch nicht sein.
Doch, es kann sein. Es ist, wie es ist. Und viele kommen dann zu mir, und ich sage dann immer: »Zeig mir mal deinen Kündigungsbrief«. Dann zeigen sie mir den Kündigungsbrief, und ich sage: »Steht doch drauf: Du darfst nicht mehr wiederkommen«. Es ist, wie es ist. Warum sollten wir uns dagegen wehren? Natürlich ist das für die meisten ein derber Schicksalsschlag. Aber die Energie brauchen wir nun für Lösungen und nicht für das Nicht-Anerkennen des Ist-Zustandes.
»Aller Kummer der Menschen kommt daher, dass man sich der Wirklichkeit nicht genau so stellt, wie sie ist«, meinte Buddha.
Ein Problem ist einfach die Differenz zwischen Ist und Soll.
Wenn wir ein Problem haben, dann haben wir das Problem mit unserer Wirklichkeit. Das Problem an sich existiert nicht. Missverständnisse beruhen meist auf der Nichtakzeptanz der Dinge wie sie sind. Ein Problem ist einfach die Differenz zwischen Ist und Soll.
Doch wir sind immer am Verneinen. Goethes Mephisto verkörpert das Prinzip der Negation. So lässt Goethe Mephisto von sich selbst sagen:
»Ich bin der Geist, der stets verneint!
Und das mit Recht; denn alles was entsteht
Ist werth daß es zu Grunde geht;
Drum besser wär’s, daß nichts entstünde.
So ist denn alles, was ihr Sünde,
Zerstörung, kurz das Böse nennt,
mein eigentliches Element.«
Die Angst vor dem Tod bereitet uns in Wahrheit keinen Kummer. Das, was uns Kummer bereitet, ist vielmehr, dass wir uns dem Unausweichlichen nicht stellen. Das Wetter ist so, wie es ist, und wenn auch Tag der Hochzeit ist und es Hunde und Katzen hagelt. Wenn die Lebensumstände auch noch so wüst sind. Ob wir nun Arme und Beine haben oder nicht, ob wir nun eine schlimme Krankheit haben, die uns an den Rollstuhl oder an das Bett fesselt oder nicht. Wir können vieles nicht ändern. Darum müssen wir aufhören, uns innerlich dagegen zu stemmen.
Wir müssen wieder leben wie Verliebte, wie Kinder: Alles ist gut so, wie es ist.
Und nicht: Das kann doch nicht wahr sein! Das ist nicht akzeptabel! Das darf nicht sein!
Nein, ich muss es am Ende ja doch akzeptieren, dass es wahr ist, also kann ich das auch gleich tun.
Eigentlich brauche ich mir in diesem Lichte betrachtet auch gar nicht dauernd die Frage zu stellen, wo ich hin will im Leben. Die bessere Frage ist: Wo stehe ich jetzt?
Sie kennen die Situation: Jemand ruft Sie aus dem Auto mit dem Handy an: »Du, ich hab mich verfahren. Hab kein Navi dabei. Kannst du mal gucken, wo ich langfahren muss? Wie komme ich zum Hotel Kempinski?«
Wo die Person langfahren muss, ist die falsche Frage. Sie fragen sofort zurück: »Wo bist du?«
»Was? Wie komme ich zum Hotel?«
Was war, war. Was ist, ist.
»Wo stehst du gerade?!« Wir gestehen ungern, dass wir nicht wissen, wo wir stehen. Insbesondere Männer tun das nicht gern, deshalb fragen sie kaum. Wir wollen uns nicht eingestehen, dass wir keine Ahnung haben, wo wir im Leben stehen. Vielleicht haben wir uns die zurückliegenden 20 Jahre lang verfahren? Das wäre unangenehm. Aber wer sich nicht ehrlich eingesteht, wo er gerade steht, der kann niemals erfahren, wo es langgeht. Akzeptanz heißt einfach: Was geschehen ist, ist geschehen. Was war, war. Was ist, ist.
Was geschehen ist, ist geschehen, aber hier steh ich jetzt, HIER! Und wenn es noch so blöd klingt. Hier bin ich. Ich habe vielleicht Mist gebaut. Ich habe vielleicht meinen Ehemann betrogen. Ich habe vielleicht mein Kind geschlagen. Ich bin vielleicht Alkoholiker. Ich hasse vielleicht meine Mutter. Ich bin vielleicht pleite. Ich bin vielleicht homosexuell. Ich bin vielleicht Fußball-Fan. Ja, gut, ich gebe es zu! Es ist, wie es ist!
Und dann können wir uns die Fragen stellen: Bin ich da, wo ich sein will? Wenn ja, dann ist es gut. Wenn nein, dann ist die Frage: Was will ich, dass geschehen soll? Und dabei ist es wichtig, dass wir nie Opfer sein dürfen. Natürlich sind wir manchmal Opfer der Umstände, Opfer des Wetters, Opfer der Börse. Dennoch dürfen wir uns nicht in die Opferrolle begeben.
… das Denken macht es erst dazu
Gut, so geht es geradewegs durch das Auge des Sturms. Aus und vorbei. Und dann kann es weitergehen. Die meisten von uns bringen
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