Schatzfinder
ganze Freiheit, zu der ich Sie ermuntern will? Wozu die ganze Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen? Es ist doch alles nutzlos, obwohl wir uns so sehr anstrengen.
Oder vielleicht doch nicht so ganz nutzlos …
Einmal verlor ein Tennisspieler nach hartem Kampf ein großes Match, ich finde nicht mehr heraus, wer es war. Anschließend stellte er sich den Journalisten. Das Interview lief sinngemäß wie folgt ab:
Die obligatorische Frage des Journalisten: »Wie fühlen Sie sich?«
Der Spieler: »Gut.« Das war aber nicht das, was der Journalist hören wollte. Er hakte nach: »Moment, Sie haben gerade eines der wichtigsten Matches Ihrer Karriere verloren. Da kann es Ihnen doch nicht gut gehen. Was fühlt man in so einem Moment?«
Der Spieler: »Was ich fühle? Ich bin völlig abgekämpft. Und ich bin glücklich und zufrieden.«
Der Journalist: »Aber Sie haben doch verloren!«
Der Spieler: »Ja, leider.«
Der Journalist: »Aber das gibt’s doch nicht, da müssen Sie doch jetzt enttäuscht sein!«
Der Spieler: »Wieso enttäuscht? Ich habe heute das beste Spiel gemacht, das ich machen konnte. Es hat nicht gereicht, gut, aber ich hatte mir vorgenommen, die beste Leistung abzuliefern, zu der ich fähig bin. Wenn ich auch das Spiel verloren habe: Ich bin sehr zufrieden. Und stolz auf das, was ich heute geleistet habe.«
Wir können nicht immer kontrollieren, was uns passiert, aber wir können unsere Einstellung zu dem, was passiert, kontrollieren.
Wir können nicht immer kontrollieren, was uns passiert, aber wir können unsere Einstellung zu dem, was passiert, kontrollieren.
Das erinnert mich an einen meiner ersten Vorträge. Meine damalige Partnerin Monika war auch da und erlebte mit, wie ich einen mittelmäßigen Vortrag ablieferte. Ich war anschließend unzufrieden und meckerte über mich selbst: Wie schlecht ich war. Was ich alles falsch gemacht hatte. Was für ein blöder Tag das doch war. Und überhaupt. Ich redete mich in immer düsterere Stimmung, und Toxi saß auf meiner Schulter und soufflierte mir.
Und Monika? Sie war vor ihrer Rednerkarriere österreichische Volleyball-Nationalspielerin gewesen. Sie erzählte mir, dass sie in ihrer Sportlerkarriere Dutzende von Spielen verloren hatte. Und sie habe gelernt, damit umzugehen. Nach einem verlorenen Spiel überprüfte sie sich selbst: Habe ich mein Bestes gegeben? Und die Antwort, die sie sich nach und nach zu geben lernte, war: Natürlich habe ich mein Bestes gegeben! Mehr war heute nicht möglich. Sonst hätte ich es ja gemacht! Also gab es keinen Grund, enttäuscht zu sein. Enttäuscht zu sein hieße ja, zuvor einer Täuschung unterlegen zu sein. Und welche Täuschung soll das bitte sein? Wenn man sich keine falschen Hoffnungen macht, wenn man sich nicht selbst belügt, dann gibt man einfach sein Bestes, und fertig. Und anschließend kann man auch dann zufrieden sein, wenn man verloren hat. Und das Beste daran: Man musstrotzdem die eigenen Ansprüche, Ziele oder Vorhaben nicht reduzieren!
Ich konnte ihrer Logik nichts entgegenhalten. Demnach hatte ich an diesem Tag auf der Bühne mein Bestes gegeben – mehr war eben gerade nicht drin gewesen. Ich hatte meinen bestmöglichen Vortrag gehalten. Und schon ging es mir besser. Zumindest ein bisschen.
Sich selbst zu besiegen ist doch der schönste Sieg.
Diese Differenzierung zwischen dem eigenen, persönlichen, inneren Spiel und dem äußeren Spiel hilft uns, mit unseren Zweifeln klarzukommen. Anstatt unsere Freiheit aufzugeben im Gegenzug für eine Sicherheit, die sich niemals einstellt, anstatt die Freiheit anzustreben und sich dann darüber zu beklagen, wie unsicher alles geworden ist, sollten wir einfach das Spiel in unserem Innern so gestalten, dass wir nicht scheitern können, egal wie schlimm wir im Außen scheitern. Sich selbst zu besiegen ist doch der schönste Sieg.
Egal wie sehr wir zweifeln, egal wie schlimme Fehler wir machen, egal, was passiert: Wenn wir uns selbst darin vertrauen, unser Bestes gegeben zu haben, ist alles gut. Dann ist sicher: Am Ende haben wir so oder so auf jeden Fall gewonnen. Wenn also ein schlechter Gedanke hochkommt, müssen wir diesen durch einen positiven ersetzen. Das kostet Kraft, aber die Ergebnisse werden besser sein.
Die Studie des Epidemiologen David Snowdon hatte die Absicht, mit 678 alternden Nonnen vom Orden der School Sisters of Notre Dame die Faktoren herauszufiltern, die dafür verantwortlich waren, dass einige Nonnen irgendwann Alzheimer
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