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Schatzfinder

Schatzfinder

Titel: Schatzfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Scherer
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was wir – vor allem uns selbst – versprechen. Nur tun wir das meistens nicht! Wir sagen, ab morgen ist Diät. Und dann gehen wir am nächsten Tag zum Kühlschrank und sehen: Da ist ja noch ein Stück Sahnetorte. Die ist übrig. Die war teuer. Die wird ja nur schlecht. Was tun? Bei unserem Selbstbetrug schauen nur wir selbst uns zu, sonst sieht es ja keiner. Und genau das ist das Problem. Wir sehen, wie ernst wir es mit uns selbst meinen und wie sehr wir uns selbst vertrauen können. Da unser Selbstwertgefühl nicht übermäßig ausgeprägt ist, besitzen wir nicht die innere Stärke, um uns in diesem Moment an unser Versprechen zu erinnern und gegenüber uns selbst auf dessen Einhaltung zu bestehen. Wir hauen die Torte weg, und schon haben wir uns betrogen. Und unser Selbstwertgefühl schrumpft damit noch ein kleines bisschen mehr. Und die Zweifel an uns selbst und der Welt werden dadurch ein kleines bisschen größer. Es ist eine Abwärtsspirale, auf der wir in den Abgrund reiten, während uns Toxi auf der Schulter sitzt und uns anfeuert und die Peitsche schwingt.
    Aber genauso können wir die Richtung umkehren!
    Einer meiner Kollegen hat mir einmal von einem therapeutischen Programm erzählt, das die Frau eines seiner Bekannten mitgemacht hat. Das war sehr interessant. Es begann mit einem Vertrag mit sich selbst. Ein richtiger Vertrag, schriftlich, mit Unterschrift und vor Zeugen. Darin verspricht man sich selbst, eine einfache Sache hinzubekommen, an der nicht viel hängt, wie zum Beispiel, ab sofort 14 Tage lang jeden Morgen vor 8 Uhr eine Banane zu essen. Eigentlich banal. Und wirklich zu schaffen, oder nicht? Also sagen sich die Teilnehmer des Programms: Mach ich halt mit! Der Effekt ist dann aber verblüffend. Schon während man dabei ist, sein Ziel zu erreichen, noch mehr abernachdem man es geschafft hat, wächst ein irrsinnig gutes Gefühl. Eine Form von Stolz, die signalisiert, dass man sich selbst vertrauen kann.
    … um sich selbst zu zeigen, dass sie sich ernst nehmen kann.
    Der Frau des Bekannten meines Kollegen ging es so, dass sie am Samstagabend bestürzt bemerkte, dass sie keine Banane mehr im Haus hatte. Also fuhr sie noch extra zur Tankstelle, damit sie am kommenden Sonntagmorgen ihren Vertrag erfüllen konnte. Als dann nach zwei Wochen die Sache vorbei war, fühlte es sich für sie so gut an, dass sie sich vornahm, künftig bis an ihr Lebensende jeden Morgen vor 8 Uhr eine Banane zu essen – nur um sich selbst zu zeigen, dass sie sich ernst nehmen kann.
    Der Preis ist klein, keine große Sache, aber darum geht es nicht. Und wohlgemerkt geht es auch nicht darum, dass es besonders sinnvoll oder gesund wäre, vor 8 Uhr eine Banane zu essen. Es könnte auch etwas anderes sein. Was passiert ist: Wir beginnen, eigene, selbstgewählte Strukturen zu errichten, an die wir uns halten. Der Erfolg ist verblüffend. Der schwierigste Tag ist für die meisten Menschen der Sonntag. Warum? Der Sonntag hat keine Struktur. Und Strukturen helfen gegen Depression. Es wäre genau das richtige Programm, um Arbeitslose, die den ganzen Tag vor dem Fernseher oder dem Computer herumlümmeln, zu helfen, ihr Selbstwertgefühl zu erhöhen. Es könnte eine einfache Sache sein, wie jeden Morgen vor 10 Uhr in ein Café zu gehen und dort die Tageszeitung zu lesen. Das wäre eine Art Selbstdisziplin-Coaching und ein Programm zur sukzessiven Vernichtung von Selbstzweifeln für alle Leute mit mangelndem Selbstwertgefühl, von der alleinerziehenden Mutter bis zum Millionär.
    Und Toxi? Ich habe begonnen, ihm dankbar zu sein. Dankbar, dass er mir auf seine etwas gewöhnungsbedürftige Weise wertvolle Hinweise gibt und versucht, mir zu helfen. Mittlerweile bin ich mir in einem Punkt einig: Da wir am Ende ohnehin verlieren, weil nichts sicher ist, und wir letztendlich ohnehin sterben müssen, können wir in der Zwischenzeit auch gleich richtig Gas geben.
    Wenn Sie im Zweifel sind, ob Sie es tun sollen oder nicht, dann tun Sie es.
    Wenn Sie im Zweifel sind, ob Sie es tun sollen oder nicht, dann tun Sie es. Der Harvard-Psychologe Daniel
    Gilbert hat Bücher über das Glück geschrieben und sich die Frage gestellt, wie und ob wir durch eigenes Handeln zufriedener werden können. Das Problem daran ist, dass wir das selbst so gut wie nie wissen können. Schließlich kann uns das nur die Zukunft zeigen. In unserem Kopf ist also ständig eine Gefühlsvorhersage aktiv, die prüft, welche Option uns die größere Lust verschaffen könnte.

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