Schatzfinder
Weil aber auch die Gefühlsprognose nicht wirklich in die Zukunft schauen kann, schließt sie aus den Erfahrungen der Vergangenheit auf das zu Erwartende. Dabei passieren Fehler, denn wir überschätzen sowohl vermeintlich positive als auch negative Erlebnisse.
Suchen Sie keine Gründe
Um Risiko zu minimieren oder Entscheidungssicherheit zu bekommen, suchen wir Gründe. Gründe dafür, etwas zu tun oder nicht zu tun. Wir wollen immer Antworten, Antworten auf Fragen, die wir uns stellen, dabei ist das gar nicht so wichtig. Bei vielen Entscheidungen von erfolgreichen Personen kam heraus, dass es Gründe, warum sie dies oder jenes taten, gar nicht gab. Das heißt nicht, dass sie grundlos gehandelt haben. Es zeigte sich einfach, dass viele Entscheidungen grundlos waren. Häufig kommen Aussagen wie »Ich hab das tun müssen«, »Ich hätte gar nicht gewusst, was ich sonst hätte tun sollen« oder »Ich bin hier, weil ich hierher kommen musste«. Viele finden den Grund in sich selbst und haben nicht tausend Gründe gesucht, warum oder warum es nicht klappen könnte.
»Es gab Zeiten, da fühlte es sich an, als lenke uns eine Hand«, sagte etwa Michael Brown, der 1985 den Medizinnobelpreis für die Entdeckung der Regulierung des Cholesterinstoffwechselserhielt. »Wir arbeiten uns Schritt für Schritt voran, und irgendwie wussten wir, welches die richtige Richtung war. Und ich könnte nicht sagen, wie.« Das klingt nach Intuition. Dabei ist Intuition in fast allen Lebenssituationen wichtig, selbst wenn es um bahnbrechende Erkenntnisse der Menschheit geht: So gaben 72 von 83 Nobelpreisträgern an, dass ihnen Eingebungen zum Erfolg verholfen hätten. Intuition ist kein angeborenes Wesensmerkmal, sondern erwächst aus Erfahrungen.
Eine »Ahnung« basiert meist auf kaum wahrnehmbaren Hinweisen. Wie auch der im Fall des Formel-1-Fahrers Juan Manuel Fangio beim Grand Prix von Monaco 1950. Es läuft die zweite Runde, und Fangio taucht aus einem Tunnel auf. Vor ihm liegt eine Gerade, ideal, um Vollgas zu geben. Doch der Rennfahrer bremst. Weshalb, weiß er in dem Moment selber nicht. Aber es erweist sich als Glück. Als er um die nächste Kurve biegt, sieht er plötzlich mehrere ineinander verkeilte Rennwagen vor sich. Dank des geringen Tempos gelingt es Fangio auszuweichen. Einige Fahrer, die hinter ihm kommen, rasen kurz darauf in die Unfallstelle.
Erst nach langem Überlegen ging dem Rennfahrer auf, was ihn gewarnt hatte. Kommt ein Wagen aus dem Tunnel, blicken ihm die meisten Zuschauer für gewöhnlich entgegen – ihre hellen Gesichter prägen dann die Kulisse. In dieser Runde jedoch drehten die Menschen am Ende der Geraden Fangio ihre dunkleren Hinterköpfe zu, weil sie in die Richtung des Unfalls schauten.
Sein Unterbewusstsein registrierte die winzige Veränderung, erkannte sie als Abweichung eines bekannten Musters, interpretierte sie als Gefahrensignal und ließ ihn intuitiv bremsen.
Die Fähigkeit des Unterbewussten, intuitiv zu handeln und blitzschnell Urteile zu treffen, half schon unseren Vorfahren. In jenen Urzeiten war es besser, manchmal falsch zu liegen, als langsam und akkurat zu entscheiden: Wer den gut getarnten Tiger im Gras nicht sieht, ist tot. Wer Tiger sieht, wo keine sind, läuft häufiger weg, aber bleibt am Leben.
Der Optimismus bewahrt die Optimisten vor unnötigen Selbstzweifeln, aber manchmal eben auch vor den nötigen Selbstzweifeln.
So hat ein toxisches Zwiegespräch mit seinen Selbstzweifeln ja auch etwas Gutes. Der Optimismus bewahrt die Optimisten vorunnötigen Selbstzweifeln, aber manchmal eben auch vor den nötigen Selbstzweifeln. Dann führen sie vor, was unerschütterliche Zuversicht anrichten kann, wenn sie außer Kontrolle gerät. Sie wird blind und vermessen und geht in maßlose Selbstüberschätzung über.
WARUM ZUSAMMENBRÜCHE DURCHBRÜCHE SIND
Ein junger Indianer war alt genug, um in den Kreis der erwachsenen Männer aufgenommen zu werden. Wie jeder andere in diesem Stamm, musste er dazu in einem Initiationsritus eine gefährliche Aufgabe erfüllen. Der Häuptling gab ihm einen versiegelten Brief auf einem Pergament aus Tierhaut, den er dem berühmten Medizinmann eines befreundeten Stammes jenseits des großen Gebirges überbringen sollte. Der Häuptling erklärte ihm den Auftrag mit ernster Stimme. Er verriet ihm den Inhalt des Briefes nicht, doch er fügte an, dass es bei der Botschaft um die bevorstehende Büffeljagd ging. Der Jüngling wusste: Wenn die Büffeljagd
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